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ADB:Nüßlin, August

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Artikel „Nüßlin, August“ von August Thorbecke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 64, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:N%C3%BC%C3%9Flin,_August&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 21:31 Uhr UTC)
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Nüßlin: Friedrich August N. nimmt unter den Schulmännern Badens, welche in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts gewirkt haben, eine hervorragende Stellung ein. In 43jähriger rastloser Thätigkeit ist er, der sich zu den besten Schülern des großen F. A. Wolf zählen durfte, nicht müde geworden, den Gymnasialstudien in Baden eine feste humanistische Richtung zu geben und die Jugend mit der Begeisterung, die er selbst für die idealen Schätze des Alterthums empfand, zu erfüllen. Als Sohn eines evangelischen Geistlichen in Weisweil a. Rh. 1780 geboren, hatte er seine gelehrte Bildung auf dem Pädagogium in Lörrach und seit 1797 in der lateinischen Schule des Waisenhauses zu Halle gefunden; als er 1800 ebenfalls in Halle die Universität bezog, wandte er sich theologischen und philologischen Studien zu, um sich die nöthigen Vorbedingungen zu einem Schulamt in der Heimath zu sichern. Die Vorlesungen F. A. Wolf’s gaben ihm, wie später seinem Landsmann August Böckh, die entscheidende Richtung; die Begeisterung, die er aus ihnen für das griechische Alterthum mitnahm, ist die Grundlage und das charakteristische Element seiner Lebensarbeit geworden. Nach bestandenem Staatsexamen war er (1803) einem Rufe nach Genf gefolgt, um vier Jahre an der Erziehungsanstalt eines Herrn Mangeant zu wirken. Eine Zeit mannigfacher Anregung lag hinter ihm, als er aus dem reichen Leben der fast internationalen Stadt (Frühjahr 1807) in die Heimath zurückkehrte und zunächst als Lehrer am Pädagogium zu Lörrach in den Staatsdienst eintrat. Schon nach wenigen Monaten siedelte er nach Mannheim über; dem noch jugendlichen Manne fiel die Aufgabe zu, das aus einer Verbindung der damals noch bestehenden drei christlichen Confessionen hervorgegangene Lyceum zu leiten und mit dem richtigen Geiste zu erfüllen. Dieser Aufgabe hat er 43 Jahre unermüdlich gedient: im Sinne seines großen Lehrers suchte er trotz aller Anfechtungen, die ihm confessionelle Befangenheit, politische Verdächtigung und materielle Denkweise bereiteten, die Pflege der griechischen Sprache auf den badischen Mittelschulen zu heben und arbeitete ein auch im Drucke (1843) erschienenes Gutachten aus, als man höheren Orts daran zu denken schien, die griechischen Studien auf dem Lyceum in bedenklicher Weise zu kürzen. Der Reorganisation der Gelehrtenschulen des Landes, die in den dreißiger Jahren in einem neuen Studienplan ins Leben trat, stand er in gleichem Sinne in persönlicher Berathung nahe; doch hat er einen gewissen Rückschlag, den die vierziger Jahre der humanistischen Bildung brachten, nicht ganz abwenden können. Er hatte das seltene Glück, nach 43jähriger Arbeit noch 14 Jahre seinen Studien in wohlverdientem Ruhestand leben zu können; am 21. August 1863 ist er in Mannheim gestorben. Als Schriftsteller ist N. im Verhältniß zu seinem reichen Wissen und der lebendigen Auffassung des Alterthums, die ihm eigen war, nur selten aufgetreten; er mochte der Meinung sein, daß die besten Kräfte des Lehrers der Schule gehörten. Doch hat er öfter in den Beilagen zu den Jahresberichten seines Lyceums den Inhalt griechischer Meisterwerke – vor allem des Homer – größeren Kreisen zugänglich zu machen gesucht, wie auch seine beiden Arbeiten über Plato (Uebersetzungen und Erläuterungen des Krito und der Apologie) wesentlich von dem Gedanken ausgegangen sind, die Werke des griechischen Philosophen auch solchen, welche der griechischen Sprache nicht mächtig sind, verständlich zu machen.