ADB:Oppler, Edwin
[405] Stil der italienischen, deutschen, französischen und flandrischen Renaissance sich zuzuwenden und für seine Zwecke dienstbar zu machen. Und er lernte bald diese verschiedenen Formensprachen mit Meisterschaft zu behandeln. O. hielt in allen künstlerischen Arbeiten stets streng an einem historischen Baustil fest und war bemüht, denselben mit Consequenz durchzuführen. – Auch als Schriftsteller war O. thätig. So gab er 1870–78 die Zeitschrift: „Die Kunst im Gewerbe“, heraus, deren Material er fast völlig aus eigenen Arbeiten bestritt und welche eine reiche Sammlung von Vorbildern zu kunstgewerblichen Arbeiten verschiedenster Art enthält. Seit 1872 war er mit Ferd. Schorbach, einem Schüler Ungewitter’s, zu gemeinsamer künstlerischer Arbeit verbunden. – O. starb infolge einer plötzlich aufgetretenen Herzkrankheit im besten Mannesalter, in voller Kraft, mitten in einer weit umfassenden künstlerischen Thätigkeit am 6. Septbr. 1880. Es wird beabsichtigt, eine Sammlung seiner Entwürfe zu publiciren:
Oppler: Edwin O., Architekt, wurde am 18. Juni 1831 als zweiter Sohn des jüdischen Kaufmanns S. Oppler zu Oels in Schlesien geboren, besuchte zuerst das Friedrichsgymnasium zu Breslau, dann die polytechnische Schule zu Hannover und arbeitete auch praktisch als Zimmermann in Bremen. Nachdem er sein Staatsexamen gemacht, fand er Beschäftigung in dem Atelier des Bauraths Hase, der ihm die specielle Leitung des Baues der Superintendentur und der Töchterschule zu Hannover, und die Restauration des Grapengießer’schen Hauses zu Hannover und des Knochenhauer-Amthauses zu Hildesheim übertrug. Bei dieser Beschäftigung legte er, durch Hase beeinflußt, den Grund zu jener Richtung, in welcher er später so Hervorragendes geleistet hat. Seine Vorliebe für die mittelalterliche Kunst veranlaßte ihn nach Paris zu gehen, wo er Gelegenheit fand in das Atelier von Viollet-le-Duc einzutreten und an den Plänen für die Restauration der Kathedralen zu Paris, Rouen und Amiens mitzuarbeiten. Daneben zeichnete er noch für den Glasmaler A. Oudinot. Im J. 1859 ließ O. sich dauernd in Hannover nieder und eröffnete daselbst seine Thätigkeit als selbständiger Architekt mit der Einrichtung des Ladens von Josef Berend. Daran schlossen sich die Wohnhäuser für Baron von Schulte, Siemering, die Villen Prinz Solms und Graf von Wedell, alle zu Hannover. Sie sind sämmtlich im gothischen Stile ausgeführt. O. legte großes Gewicht auf Klarheit der Conception, Ruhe, malerische Gruppirung, bewegte Silhouette und bildete alle Einzelnheiten mit größter Liebe und Sorgfalt durch. Später baute er ein Geschäftshaus für Heinemann, das Haus Neuhaus mit großen Restaurationsräumen, beide in Hannover, dann die Villa Braun in Rehme, das Haus Weyermann in Hagershof am Rhein, die Villa Cahn in Plittersdorf bei Bonn, die Villa Meyer in Theresienthal, die Villa Oppler bei Nürnberg, die Villa Cohen in Schlangenbad, ein Schloß für Baron v. Klotze in Klein-Aschersleben. die Burg Solms in Baden, das Schloß Braunfels, das Schloß Halberg bei Saarbrücken und die Heilanstalt Görbersdorf bei Waldenburg mit großen Kursälen, Sommer- und Wintergärten etc. etc. – Eine Specialität in der künstlerischen Thätigkeit Oppler’s bildet der Bau von Synagogen, bei welchen er von dem bisher beliebten arabisch-maurischen Stil abging und dafür den Rundbogenstil mit spätromanischen oder frühgothischen Details einführte. Sein erster Bau der Art war die Synagoge zu Hannover. Ihm folgten jene zu Breslau, Schweidnitz, Hameln, Bleicherode und der noch nicht ausgeführte Entwurf zur Synagoge in München. Eine rege Thätigkeit entfaltete O. auch auf den Gebieten der verschiedenen Kunstgewerbe, besonders soweit dieselben sich auf den inneren Ausbau und die Decoration des Inneren der Räume bezieht. Von der Königin Marie von Hannover erhielt er zunächst den Auftrag, den inneren Ausbau und die Decoration der von Hase erbauten Marienburg in Hannover zu übernehmen. Er führte diese Aufgabe glänzend durch und hob dadurch nicht unwesentlich das Kunstgewerbe in Hannover überhaupt. König Georg belohnte ihn für diese Leistung mit Verleihung des Baurathtitels. Daran schloß sich bald eine unzählbare Reihe von anderen inneren Einrichtungen ganzer Gebäude wie einzelner Räume. Diese Thätigkeit war es, welche ihn veranlaßte, neben dem bis dahin fast ausschließlich gepflegten gothischen Stil auch dem- Deutsche Bauzeitung 1880. Nr. 81.