ADB:Pachius, Petrus

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Artikel „Pachius, Petrus“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 794–795, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pachius,_Petrus&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 08:27 Uhr UTC)
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Pachius *): Petrus P., ein vergessener Dichter aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er wurde 1579 zu Colberg geboren und erhielt, nachdem er wahrscheinlich zu Greifswald studirt hatte, am 10. September 1614 die Conrectorstelle in seiner Vaterstadt und verwaltete auch drei Jahre lang das Pfarramt an der Heil. Geistkirche. Im Mai 1629 verließ er aus unbekannten Gründen – er redet von Widersachern, Martin Rango (Colberga togata 1668 p. 59) nur von einer honesta dimissio – mit Weib und Kindern Colberg, um sich über Königsberg und Calmar nach der schwedischen Hauptstadt zu begeben, wo sich Gustav Adolf eben zu seinem Zuge nach Deutschland rüstete. In Stockholm verweilte P. bis zu seinem Tode i. J. 1641 oder 1642 als Leiter einer Privatschule, in freundlichen Beziehungen zu den Geistlichen der Deutschen Kirche, doch, wie sich aus den Acten des Pfarrarchivs ergibt, nicht an der öffentlichen deutschen Schule angestellt, deren Lehrer sich unter dem 7. December 1642 gerade über die Concurrenz der „Winkelschulen“ beklagen. P. hat seine poetischen Werke, die er bogenweise herausgab und mit einer Opusnummer (Missus 1–120) versah, in drei Octavbänden (1629–1643) gesammelt. In bunter Reihe folgen hier lateinische Gelegenheitsgedichte, Epigramme auf männliche und weibliche Vornamen, Spruchsammlungen, Schülergespräche nach Erasmus’ und Sturm’s [795] Muster, Bearbeitungen einzelner Bücher des alten Testamentes z. T. in dialogischer Form. Unter den deutschen Stücken ist neben einigen gelungenen geistlichen Liedern, welche die Beachtung der Hymnologen verdienten, ein 1638 gedrucktes Weihnachtspiel „Salutaris Jesu Christi Nativitas“ zu nennen, welches von der Herbergsuchung in Bethlehem bis zur Flucht nach Aegypten reicht. P. schließt sich im ganzen Tone („nicht zwar mit prächtigen, hochtrabenden und außerlesenen Worten, sondern wie all mein thun, schlecht und recht“) und öfter auch im Wortlaute an die volksmäßigen Weihnachtspiele des 16. Jahrhunderts an, doch zeigt er sich einigermaßen durch die „Neoterici“, d. h. besonders Rist, dessen Perseus er im Februar 1638 mit seinen Schülern aufgeführt hatte, beeinflußt, wenn er unter die hergebrachten kurzen Reimpaare hie und da Alexandriner mischt und an Stelle des Prologs und der Argumente stumme „Vertooninge“ setzt; auch stellt er es jedem frei, seine Verse in prosam orationem zu vertiren. Sprachlich interessant ist die Einmengung schwedischer Namen (Nielß, Manß) und Ausdrücke (Fielebunck, Matt, Quinvolck u. a.). Das Drama wurde 1659 von Ericus Kolmodinus zu Abo u. d. T.: „Genesis Aetherea“ (Neudruck bei P. Hanselli, Samlade vitterhetsarbeter af svenska författare 21, 257–317. 1876) ins Schwedische übersetzt und um einen 6. Act vermehrt, ohne daß der Uebersetzer es für nöthig hielt, diese Entlehnung mit einem Worte anzudeuten.

Vgl. G. E. Klemming, Sveriges dramatiska litteratur. 1863–1879, p. 24.

[794] *) Zu Bd. XXV, S. 58.