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ADB:Pyrker, Johann Ladislav

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Artikel „Pyrker, Johann Ladislav“ von August Sauer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 790–794, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pyrker,_Johann_Ladislav&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 02:19 Uhr UTC)
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Pyrker: Johann Ladislav P. von Oberwart (Felsö-Ör), epischer Dichter, geb. am 2. November 1772 zu Lángh in Ungarn (Stuhlweißenburger Comitat), † am 2. December 1847 in Wien. Er soll einer ungarischen, schon im Jahre 1582 von Kaiser Rudolf II. geadelten Familie entstammen; doch nennt er in seinen „Liedern der Sehnsucht“ Tirol „die Wiege seiner Ahnen“. Sein Vater zeichnete sich im siebenjährigen Kriege rühmlich aus, er war einer jener 18 heldenmüthigen Siskowitz’schen Husaren, welche in der Schlacht bei Kunersdorf den wichtigen Kuhgrund erstürmten und Laudons Sieg vorbereiteten; später lebte er als Gutsverwalter in Ungarn. Der Knabe kam schon 1780 nach Stuhlweißenburg in die Schule und absolvirte hier auch das Gymnasium. Unter seinen Lehrern mögen zwei auf ihn bestimmend eingewirkt haben, beide Geistliche, beide in den classischen Litteraturen wohlbewandert und als ungarische Dichter bekannt. Der jung verstorbene Paul Anyos (1756–1784), Ungarns heworragendster Elegiker, hat sich als Uebersetzer Ovid’s versucht; Benedict Virág (1752–1830) übersetzte Phaedrus, Horaz und Cicero, beschäftigte sich als einseitiger Vertreter der formalen Poesie mit metrischen Studien und schrieb eine ungarische Prosodie; später hat er sich auch als Historiker bewährt und noch 1825 eine Bearbeitung der Psalmen geliefert. Nachdem P. die philosophischen Studien an der Akademie in Fünfkirchen absolvirt hatte, beabsichtigte er, sich der militärischen Laufbahn zuzuwenden, bewarb sich aber auf den Wunsch seines Vaters in Ofen um eine Anstellung im königlichen Civildienste. Als diese Versuche mißlangen, wollte er die Secretärstelle bei einem italienischen Adeligen in Palermo annehmen, änderte aber auf der Hinreise in Neapel seine Absichten und kehrte auf dem Seewege über Genua nach Oesterreich zurück. Der großartige Eindruck, den das Meer auf ihn machte, scheint in ihm den Plan zu einer dichterischen Verherrlichung desselben hervorgerufen zu haben, den er in der Tunisias ausführte. Daß er auf dieser Fahrt in algierische Gefangenschaft gerathen sei, ist eine seit dem Erscheinen der Tunisias oft wiederholte Anekdote. Erst jetzt wählte er den geistlichen Stand, trat 1792 in das Cistercienserstift Lilienfeld (in Niederösterreich), dessen herrliche Lage er oft beschrieben und besungen hat, als Novize ein, studierte in St. Pölten Theologie und wurde 1796 zum Priester geweiht. Bald traten seine praktischen Talente zu Tage; in der Leitung der Stiftsökonomie seit 1798, später der Stiftskanzlei und des wichtigen Waldamtes, während der französischen Invasionen als Stiftskämmerer, leistete er seinem Ordenshause ausgezeichnete Dienste, denen er es zu danken hatte, daß er nach kurzer Verwaltung des Pfarramtes zu Türnitz (1807–1811) zuerst zum Prior und dann zum Abte gewählt wurde (1812). Trotz mißlicher äußerer Verhältnisse gelang es ihm, das Kloster zu einem nie [791] dagewesenen Glanze zu erheben. „In alle Zweige der Verwaltung kam neues Leben; die Bibliothek wurde neu geordnet und dotirt, ein Naturalien- und technologisches Cabinet errichtet, eine Gemäldesammlung angelegt, Anlagen geschaffen etc.“ Auch der historische Ruhm des Klosters lag ihm am Herzen; er gab Hanthalers Nachlaß (s. A. D. B. X, 547), den ihn ein Zufall wieder auffinden ließ, 1818 zu Wien in 2 Bänden heraus. In demselben Jahre wurde er zum Bischof von Zips (in Ungarn), 1821 zum Patriarchen von Venedig, 1827 zum Erzbischof von Erlau ernannt und damit war er seinem Heimathlande dauernd zurückgegeben. In allen diesen Stellungen hat er sich glänzend bewährt. Wie er sich als Pfarrer zu Türnitz dem französischen Feldherrn La Bruyere mit seinem Leben für seine Gemeinde verbürgt hatte, so sorgte er überall gleichmäßig für das leibliche, wie das geistige Wohl seiner Diöcese. Daneben entfaltete er eine ausgedehnte Wohlthätigkeit, deren Andenken noch lange lebendig sein wird. Allerdings scheinen die Würden, die sich auf seinen Scheitel häuften, seine angeborene Eitelkeit bis ins maßlose gesteigert zu haben; vom Hause aus ein ziemlich freidenkender Mann, wuchs er immermehr in eine strenge Orthodoxie hinein und es steht somit der Verherrlichung seiner Person von Seiten seiner Schützlinge und Freunde manches harte Urtheil unbefangener Zeitgenossen gegenüber.

Als Dichter geht er von jener patriotischen Stimmung aus, welche seit dem ersten Decennium unseres Jahrhunderts in Oesterreich gepflegt wurde und ihre Hauptnahrung aus dem Kreise Hormayr’s und seiner Freunde sog. Wie der jüngere Collin beginnt er mit Dramen, deren Stoffe er der engeren vaterländischen Geschichte entlehnte („Historische Schauspiele“, Wien 1810): „Die Corvinen“, „Karl der Kleine von Ungarn“, und bearbeitete vor Theodor Körner „Zryni’s Tod“ für die Bühne. Von den damals massenhaft angebauten patriotischen Romanzen strebt P. vorwärts zum patriotischen Epos; er erwählt sich Herrscher aus dem österreichischen Fürstenstamme zu seinen Helden. Die 1816 bereits vollendete, aber erst 1820 erschienene „Tunisias“ (ein Heldengedicht in 12 Gesängen, Wien 1820, 2. Aufl. 1824, 3. verb. Aufl. 1826; Bruchstücke in Hormayr’s Archiv 1816 Nr. 123) schildert die Eroberung von Tunis durch Karl V.; österreichische Adelige thun sich in seinem Heere hervor; sein Ahnherr Rudolf von Habsburg verkündet ihm als Bote Gottes die glückliche Zukunft. Dieser selbst ist der Held von Pyrker’s zweitem Epos, der „Rudolphias“ (ein Bruchstück im Morgenblatt 1823, Nr. 1–4; ganz erschienen Wien 1824; neue vollendete Ausgabe 1827); ja P. knüpft hier an einen Plan des älteren Collin an und nimmt einige von jenem hinterlassene Bruchstücke umgearbeitet in sein Werk herüber. Der Kampf zwischen Rudolf und Ottokar wird hier benutzt, um das Haupt des Ersteren mit einem überhellen Strahlenglanze zu umgeben, um in einer Prophezeiung den Herrschern Oesterreichs bis auf Kaiser Franz kleine Denkmäler zu setzen und des Verfassers Loyalität zu bekunden, um den österreichischen Adelsfamilien eine Art Walhalla zu erbauen und die Schönheit der österreichischen Lande in begeisterten Schilderungen vorzuführen. Leider aber mußte seine Kunst hinter der ungleich größeren des zeitgenössischen Dramatikers zurücktreten; in seiner Tragödie „König Ottokar’s Glück und Ende“ leistete Grillparzer gleichzeitig mit P. und unabhängig von ihm, was dieser angestrebt hatte.

Diese patriotischen Tendenzen verbinden sich bei P. früh mit den religiösen. Die Klopstockische Poesie lebte zur Zeit, als die großen deutschen Dichter über sie bereits hinweggeschritten waren, in Oesterreich noch fort. Romantische Dichter, die in Oesterreich wirkten, suchten der katholischen Dichtung neuen Aufschwung zu geben: Zacharias Werner und Friedrich Schlegel. Den Anregungen des Letzteren folgen vor Allem Anton Passy und J. P. Silbert, der Erste der [792] Uebersetzer der geistlichen Lieder des H. A. v. Liguori, der Andere der Uebersetzer des Prudentius und anderer „heiligen Sänger“ der „Vorzeit“. In der „Siona“ wurde später ein eigener Sammelpunkt für religiöse Poesie gegründet. In beiden Epen ist für P. Klopstock das weitaus mächtigste Vorbild. Die Tunisias feiert das gottgesegnete Werk eines edlen Kämpfers „für Recht und des Menschen heilige Freiheit“, die Erlösung der Christensclaven aus den Händen der Ungläubigen. Es steht daher durch Gottes Rathschluß der Sieg des Kaisers fest; dem Helden wie dem Leser wird dies im ersten Gesange feierlich verkündet. Und ebenso wird am Eingange der Rudolphias über den sündigen „Ottgar“ der Stab gebrochen. So ist das stoffliche Interesse des Lesers vom Anfang an geschwächt, und da dem Helden wie der Handlung in beiden Epen jene religiöse Weihe fehlt, die Klopstock zu Gute kam, so folgt man nur widerwillig dem vorgezeichneten blutigen Pfade. Hat sich aber schon für das religiöse Epos der bloß leidende Held als zu wenig poetisch erwiesen, so muthet uns Ottokar’s Gebet vor der Schlacht: „O Herr! nicht geh’ ins Gericht mit mir Armen! … Doch nicht mein – Dein Wille geschehe!“ fast wie eine Parodie auf die Oelbergscenen an. Nicht genug damit; die Zierde des Wunderbaren, die P. nach einer veralteten Aesthetik für das Heldengedicht als nothwendig erklärte, um es zur Würde der Epopöe zu erheben, die ihm unentbehrlich scheinende außerirdische Maschinerie wollte der gute Katholik mit dem Wortlaut der Bibel in möglichst enges Einvernehmen setzen. Er mußte auf den von ihm bewunderten Götterapparat Homer’s und Virgil’s verzichten; Milton’s und Klopstock’s Engel und Teufel standen ihm zu hoch und zu tief über und unter der menschlichen Natur; er vermißte bei ihnen wie bei den kalten allegorischen Gebilden anderer Empiriker die nöthige Bestimmtheit und Individualität; die nordischen Götter, meinte er, würden uns stets fremd bleiben. Einen völligen Ersatz aber glaubte er in jenen weder glücklichen noch völlig elenden Geistern der Vorwelt entdeckt zu haben, die nach der Lehre der Kirche im Zustande der Läuterung sich befinden, denen er aber nicht eine beschränkte Stätte des Fegefeuers, sondern den gesammten Raum zwischen Himmel und Erde als Aufenthaltsort zuerkannt wissen wollte. Diesen historischen Gestalten, die mit den handelnden Personen oder mit dem Schauplatz seiner Epen in näherer oder entfernterer Beziehung stehen, weist er eine ähnliche Stellung im Gedichte an, wie sie die antiken Götter bei Homer einnehmen. Sie ergreifen Partei für die kriegführenden Helden, sie reden zu ihnen im „Geistergelispel“, sie wecken sie aus dem Schlummer, sie treiben sie zum Kampf an, halten sie von der Flucht ab, ertheilen ihnen Rathschläge. So kämpfen eigentlich nicht Christen und Heiden, nicht Rudolf und Ottokar gegeneinander, sondern Hermann, Hannibal, Regulus gegen Mohammed, Attila und dessen Söhne; Drahomira, Katwald und Arpad gegen Marbod, Inguiomar und den zu guterletzt herbeigeholten Hermann. Wenn es nothwendig ist, greift endlich der Klopstockische Eloah selbst ein. Man verkenne daneben das starke romantische Element nicht, das in dieser Geisterschlacht ohne Zweifel steckt. P. ahmt Z. Werner nach, der den Kampf zwischen Christen und Heiden im „Kreuz an der Ostsee“ als einen Kampf der Heiligen mit Dämonen darstellt und die Letzteren durch den heil. Adalbert in die Flucht treiben läßt und Pyrker’s Drahomira ist eine andere Libussa, die dieser in seiner „Wanda“ handelnd eingreifen läßt; nur daß die glühende Phantasie Werner’s hier durch den kalten klügelnden Verstand ersetzt ist.

Ueber Klopstock hinaus erhebt P. die Hände zu den Kränzen Homer’s und Virgil’s; aber nur dürre Blätter daraus sind ihm zugefallen. Die ewigen Nachahmungen des Schiffskataloges aus der Ilias ermüden; die Kampfschilderungen sind ohne Anschauung, ohne Leben und Kraft; wüstes Wortgepolter malt die [793] unaufhörlichen Gewitter; am besten ist ihm noch die Sturmbeschreibung in der Tunisias gelungen. In der Darstellung des täglichen Lebens wird er leicht geschmacklos; es erinnert mehr an die späteren Umarbeitungen der Vossischen Luise als an die edle Einfachheit der Griechen, wenn die rosig blühenden Mädchen den Magyaren in Körben das Pferdefleisch auftragen, „das unter dem Sattel barg der Reiter und dann hinflog, bis solches im Ritte heiß geworden, und mürb’, des Volks ersehntes Gericht, war; auch gebratenes Fleisch vließtragender Lämmer, mit Knoblauch vielgewürzt“. So fällt er oft und leicht aus dem Erhabenen ins Lächerliche. Es stören uns kleinliche Züge in sonst ansprechenden Partien; wenn in einer pomphaften Schilderung des Morgens die Fliegen erwähnt werden, die Menschen und Thiere grausam quälen; wenn bei einer landschaftlichen Schilderung die quackenden Frösche und krächzenden Raben nicht vergessen werden; wenn ein Geist ein Nest Bremsen empört, um eines Gegners Pferd wüthend zu machen. Es erscheint uns thöricht, wenn Karl V. selbst den Kampf mit dem Drachen aufführt; es ist eine übel angebrachte Tonmalerei, wenn es bei Wallenstein’s Tod heißt: er „sank in den Stahl, der zischenden Lautes ihm das pochende Herz durchfuhr. Er verhauchte das Leben lautlos!“ Neben manchen schönen und treffenden Vergleichen eine große Anzahl weithergeholter, hinkender, geschraubter, ja komisch wirkender. Kein Vogel, mit dem die fliegenden Geister nicht verglichen sind. Zahlreiche Umschreibungen gewöhnlicher Ausdrücke erschweren das Verständniß. Vers und Sprache, an Klopstock, noch mehr aber an den späteren Auflagen der Voß’schen Homerübersetzung geschult, dürfen kaum mehr als das Lob einer steifen Correctheit in Anspruch nehmen. Gerne ließen wir uns eine Goethesche Nachlässigkeit im Hexameter gefallen, wenn der Fluß der Verse dadurch ein rascherer, der Schwung der Perioden ein edlerer würde.

In seinen kleineren epischen Dichtungen geht P. ganz auf das religiöse Gebiet über, und das lehrhafte Element, das schon in den Heldengedichten nicht ausgeschlossen war, drängt sich hier in den Vordergrund. In den zu wohlthätigem Zweck herausgegebenen „Perlen der heiligen Vorzeit“ (Ofen 1821) bringt er Stoffe des alten Testamentes in die ihm geläufige hexametrische Form: „Helias der Thesbit“, „Elisa“, „Die Makkabäer“; die zweite vollständige Ausgabe 1826 fügt Moses, Samuel und einen vierten Gesang der Makkabäer, die gesammelten Werke auch noch einen Abraham hinzu; schwebt schon dem Leser der beiden Epen der Name: Bodmer oft genug auf den Lippen, so drängt sich der Vergleich mit der Patriarchadendichtung hier um so stärker auf. Dem neuen Bunde sind die „Bilder aus dem Leben Jesu und der Apostel“ (Leipzig 1842–43) entnommen, an welche sich die „Legenden der Heiligen auf alle Sonntage und Festtage des Jahres“ (Wien 1842) anreihen. Indem P. hier den Hexameter mit andern meist schlecht gereimten Versarten vertauscht, hat er seinen letzten Halt auf der Bahn der Dichtung verloren und sinkt völlig zur Prosa herab. Er steht dem „klaren, einfältigen und fließenden“ Style und der volksthümlichen Kraft des Pater Martin von Cochem ebenso fern, wie der Feinsinnigkeit und der geistigen Durchdringung Herder’s, und weder pietistische Innigkeit noch treuherzige Schalkhaftigkeit entschädigen uns für diesen Ausfall. So harrt der reiche Schatz unserer Legenden noch immer des Erzählers, der ihn mit der bewundernswerthen Kunst eines Wilhelm Grimm zu heben verstünde. Von lyrischen Dichtungen Pyrker’s ist manches zerstreut (eine Ode „Lilienfeld’s Freude“, St. Pöltener Einzeldruck 1814; „Oesterreich, eine Volkshymne“, Karlsbader Einzeldruck; „An Karl Freiherr von Mack“, Wiener Allgem. Theaterzeitung 1847 Nr. 209 etc.). Gesammelt ließ er nur seine „Lieder der Sehnsucht nach den Alpen“ (Stuttg. und Tübingen 1845) erscheinen. Ich kann sie nicht mit Goedeke als den Beweis für Pyrker’s [794] dichterische Begabung ansehen, sondern nur als ein Zeugniß für seine treue Heimathsliebe; seine ernsten Töne ergreifen nicht, seine scherzhaften erquicken nicht. Der mehrmals verwendete Jodler „Juchhe! – o – i – o –“ nimmt sich nur wie ein äußeres Anhängsel aus, das zu dem Inhalte der Gedichte nicht paßt. Eine Voß’sche Melkpoesie macht sich breit. Seine „Sennten“ und „Senntinen“ sind ebenso unwahre Gestalten wie seine Heiligen es sind. Am erträglichsten sind jene didaktischen Gedichte, welche die nicht gerade tiefen Gedanken des „Alpengängers“ uns überliefern. So hat P. unter all’ seinen Dichtungen nicht ein einziges Kunstwerk hinterlassen. Ein ernstes Streben soll ihm durchaus nicht abgesprochen werden, wol aber künstlerischer Blick und dichterische Gestaltungskraft. Ein verspäteter Nachzügler der religiösen Dichtung des vorigen Jahrhunderts zwängt er seine mühsam zusammengetragenen Studien in die abgelegte Hülle einer entschwundenen Zeit. Wenn seine Epen trotzdem mit der größten Pracht immer wieder gedruckt wurden, wenn die Cotta’sche Buchhandlung, seit dem Jahre 1832 in verschiedenen Formaten mehrere Auflagen seiner sämmtlichen Werke veranstaltete und diese sogar in ihre Classikersammlung einschmuggelte, wenn die Kritik bei seinen Lebzeiten zum Theil enthusiastisch urtheilte, im ganzen sich wenigstens wolwollend verhielt, so ist dies mehr dem persönlichen Einfluß des hohen Kirchenfürsten als seinen dichterischen Vorzügen zuzuschreiben. Seine Werke wurden zwar gekauft aber nicht gelesen, oder nur von solchen Leichtgläubigen gelesen, die der Meinung waren, ein nationaler Ehrenname könne niemals zu egoistischen Zwecken mißbraucht werden.

Goedeke, Grundriß III, 770 ff. – Wurzbach XXIV, 115 ff. – Grenzboten 1847, IV, 491. – Kertbeny, Silhouetten und Reliquien, Prag 1863, II, 69. – Allgemeine Theaterzeitung 1847 Nr. 184–187; 208 f. – Blätter für litterarische Unterhaltung 1826, S. 567. – Grillparzer’s sämmtliche Werke, 4. Aufl. II, 189 f.; XIV, 161 f.