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BLKÖ:Anyos, Stephan Paul

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 50. (Quelle)
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Anyos, Steph. Paul (Dichter, geb. zu Esztergár bei Wesprim im Dec. 1756, gest. ebendas. 5. Sept. 1784). A. ist adeliger Abkunft, studirte zu Raab und Pápa und trat 1772 in den Pauliner-Orden. 1773 besuchte er die Hochschule zu Tyrnau, wo er 1776 (20 Jahre alt) Doctor der Philosophie wurde. Bessenyei’s und Baróczy’s Schriften (siehe diese) wirkten anregend auf A. Dabei las er den Ovid, später den Virgil, Horaz und Lucan und begann, um sich in der Technik der Sprache zu üben, Ersteren zu übersetzen. In Tyrnau lernte er Barcsay (s. d.) kennen, der ihn in seinen Arbeiten ermunterte und mit Orczy (s. d.) bekannt machte. Als 1777 die Universität nach Ofen übertragen wurde, studirte A. daselbst die Theologie, dann ward er ins Kloster Felsö-Elefánt, im Neutraer Comitate gesendet. Dort in der Einsamkeit, umgeben von einer wilden Natur, nur auf den Verkehr der Klosterbrüder gewiesen, die ihn nicht verstanden, [51] erkannte er den Mißgriff seiner Standeswahl und die Erkenntniß seines Irrthums löste sich in Poesie auf, die noch allein seinen Schmerz linderte. So wurde A. der erste elegische Dichter Ungarns. Als er 1782 nach Stuhlweißenburg als Gymnasiallehrer versetzt wurde, litt seine ohnehin schon geschwächte Gesundheit durch das ungesunde, damals sumpfige Klima noch mehr, und nach 2 Jahren schon, in der Blüte seines Lebens (28 J. alt) erlag A. dem Tode. Noch bei seinen Lebzeiten erschienen mehrere seiner Gedichte einzeln gedruckt (1778–1783). Nach seinem Tode gab aber Ign. von Nagy, Bischof von Stuhlweißenburg „Odas sacras“ von ihm heraus, und Bacsányi sammelte den größern Theil seiner Handschriften, die er unter dem Titel: „Anyos Pál Munkáji“ (Wien 1798, d. i. die Werke des Paul A.), in sehr geschmackvoller Ausstattung veröffentlichte. Sie enthalten Episteln, Elegien und Lieder. A. ist sentimentaler Dichter, der in den nicht wohlklingenden transdanubianischen Dialecten der magyarischen Sprache dichtete. Doch ist er Meister in der Wahl der Wörter, voll zarter Empfindung und lieblicher Bilder.

Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann.) (Wien 1835) I. Bd. S. 93. Kertbény (C. M.), Album hundert ungar. Dichter (Dresden u. Pesth 1854) S. 28 u. 488.