ADB:Pappenheim, Samuel Moritz

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Artikel „Pappenheim, Samuel Moritz“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 162–163, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pappenheim,_Samuel_Moritz&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 09:22 Uhr UTC)
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Pappenheim: Samuel Moritz P., Arzt, den 8. April 1811 in Breslau geboren, hatte daselbst Medicin studirt und war 1835 nach Vertheidigung seiner Dissertation „De caloris capacitate rudmenta“ zum Doctor promovirt worden. Er habilitirte sich darnach als Arzt in seiner Vaterstadt, beschäftigte sich aber, als Assistent von Purkinje, vorzugsweise mit histologischen und physiologischen Arbeiten, deren Resultate er theils in monographischen Schriften, so namentlich „Zur Kenntniß der Verdauung im gesunden und kranken Zustande. Ein physiologischer Versuch“ (1839). – „Die specielle Gewebelehre der Gehörorgane nach Structur, Entwickelung und Krankheit“ (1840) und „Die specielle Gewebelehre des Auges mit Rücksicht auf Entwickelungsgeschichte und Augenpraxis“ (1842), theils in Journalartikeln in verschiedenen naturwissenschaftlichen und medicinischen Zeitschriften veröffentlicht hat. Infolge übermäßiger geistiger Anstrengungen bei seinen Studien hatte sich bei P. eine psychische Störung entwickelt, welche seine Aufnahme in eine Heilanstalt nöthig machte. – Nach seiner Wiederherstellung ging er 1845 nach Paris und kehrte, unter Flourens’ Leitung, zu seinen physiologischen Studien zurück; in den Jahren 1846–1848 veröffentlichte er eine Reihe physiologischer Arbeiten in den Comptes-rendus der Akademie [163] der Wissenschaften und 1847 erhielt er den ersten Preis für die von diesem Institute ausgeschriebene und von ihm gelöste Preisaufgabe „Ueber die Zeugungsorgane in den fünf Wirbelthier-Klassen“. Infolge eines Zerwürfnisses mit Flourens, das sich übrigens wahrscheinlich aus einer krankhaft gereizten Gemüthsstimmung Pappenheim’s erklärt, verließ er 1849 Paris und trat eine wissenschaftliche Reise nach Amerika an, wo er 10 Jahre verweilte und, wie es heißt, behufs sprachvergleichender Studien zahlreiche Indianerstämme besucht hat. Ueber diese Zeit seines Lebens und seine Thätigkeit während derselben herrscht ein vollständiges Dunkel, das P. selbst mit keinem Worte gelichtet hat. Im J. 1859 was er in Havanna am Gelbfieber erkrankt; Landsleute, die ihn hier fast sterbend und in der traurigsten Lage antrafen, nahmen sich seiner an und vermittelten nach seiner Genesung seine Ueberführung über Hamburg nach Breslau. Zwei Jahre später siedelte er nach Berlin über und gab sich nun ganz ungeregelten wissenschaftlichen Studien auf verschiedenen Gebieten der Physik, Anthropologie, Medicin u. a. hin, deren sparsame, kaum nennenswerthe Resultate er in medicinischen Zeitschriften niedergelegt hat. Ein ziemlich bedeutendes Vermögen, welches er von seinen Eltern ererbt hatte, war während seines Aufenthaltes in Amerika vollkommen draufgegangen, sodaß er die letzten 20 Jahre seines Lebens in äußerst dürftigen Verhältnissen verbracht, übrigens aber – in anerkennenswerthem Stolze – die ihm von seinen vermögenden Verwandten gewährte Unterstützung nur so weit benutzt hat, als es zu seiner kümmerlichen Existenz eben nothwendig war. Schwer erkrankt ist am 10. Februar 1882 in einem Krankenhause, wo er Aufnahme gefunden hatte, erlegen.

Ueber Pappenheim’s Leben vergl. Leopoldina 1882. S. 43, 122.