ADB:Pauli, Johannes
Geilers von Kaisersberg hörte, die er aufzeichnete und in den folgenden Jahren ausarbeitete. Die erste Sammlung derselben gab er als Lesemeister zu Schlettstadt 1515 unter dem Titel „Evangelibuch“ heraus, der im folgenden Jahre eine andere, die „Emeis“, und 1517 eine dritte, die „Brösamlin“ folgte. Auch zu Villingen im Schwarzwalde war er kurze Zeit lang Lesemeister; 1518 versah er dasselbe Amt wieder in dem Kloster seines Ordens zu Thann, wo er 1519 die Schwanksammlung „Schimpf und Ernst“ vollendete, 1520 die bisher nur in lateinischer Uebersetzung von Jac. Other bekannten Predigten über Sebastian Brant’s [262] Narrenschiff ins Deutsche zurückübersetzte und bis zu seinem nach 1530 erfolgten Tode verblieb. Ohne die Verdienste Pauli’s um die Fixirung der Geilerschen Predigten schmälern zu wollen, muß doch ausgesprochen werden, daß der Schwerpunkt seiner Bedeutung in der Zusammenstellung des bereits erwähnten Schwankbuches „Schimpf und Ernst“ liegt, welches, in zahllosen Auflagen, Bearbeitungen und Nachahmungen verbreitet, einen sehr erheblichen Einfluß sowohl auf die allgemeine Bildung wie auf die Dichtung des XVI. Jahrhunderts ausgeübt hat.
Pauli: Johannes P. Um das Jahr 1455 von jüdischen Eltern geboren (was indessen neuerdings bestritten wird), trat er früh zum Christenthum über, wurde in Straßburg Magister, dann Mitglied des Franciscanerordens und predigte schon 1479 in dem Kloster seines Ordens zu Thann im Elsaß. Im J. 1499 wurde er als ausgezeichneter Prediger zu dem von Franz Sabarra nach Oppenheim berufenen Convent entsandt. Von 1506–1510 war er Guardian des Barfüßerklosters in Straßburg, wo er die Predigten- C. Veith, Ueber den Barfüßer Johannes Pauli, Wien 1839. – J. M. Lappenberg, Ulenspiegel, Leipzig 1854. – J. Pauli, Schimpf und Ernst, herausgegeben von H. Oesterley, Stuttgart 1866 (Liter. Verein). – Betreffend die neuerdings bestrittene jüdische Herkunft Pauli’s zu vgl. K. Eubel, O. S. F., Geschichte der oberdeutschen Minoriten-Provinz. Würzburg 1886.