ADB:Paulus von Middelburg
Poggendorff mehrere anscheinend astrologische Schriften von ihm anführt (zumal die 1484 in Urbino gedruckte „Practica de pravis constellationibus ad Maximilianum Austriacum“, so war er doch jedenfalls kein Sterndeuter gewöhnlichen Schlages, denn in seinem „Prognosticon, ostendens anno domini 1524 nullum neque universale neque partiale diluvium fore“ (Fossombrone 1523) bekämpft er mit Glück die bekannte Sintflut-Weissagung Stoeflers. Eifrig beschäftigte P. die damals mehr und mehr brennend werdende Frage der Kalenderreform; er suchte für dieselbe nach einander die Päpste Julius II. und Leo X. sowie den Kaiser Maximilian I. zu interessiren und legte schließlich dem Lateran-Concil eine umfangreiche Denkschrift („Paulina, sive de recta paschae celebratione et de die passionis domini nostri Jesu Christi“, Foresempronii 1513) über diesen Gegenstand vor. Er erreichte durch die sehr kritisch gehaltene Arbeit wenigstens soviel, daß die Angelegenheit in Fluß kam, und daß man von einer Reihe hervorragender Fachmänner aus allen Ländern Gutachten und Verbesserungsvorschläge einzuholen beschloß.
Paulus: P. von Middelburg, Astronom, geb. 1455 (nach Andern 1445) in Middelburg auf Seeland (damals noch zum deutschen Reiche gehörig), † am 15. December 1534 in Fossombrone in Italien. P. studirte zu Loewen, erhielt darauf ein Canonicat in seiner Vaterstadt und nahm bald nachher (um 1480) einen Ruf als Professor der Mathematik und Astronomie an die Universität Padua an. Am 30. Juli 1494 wurde er zum Bischof von Fossombrone ernannt und schied damit aus der Lehrthätigkeit aus. Wiewol- Foppens, Bibliotheca Belgica, tomus II, S. 944 ff. – Favaro, Galileo Galilei e lo studio di Padova, Vol I, S. 121 ff. – Kaltenbrunner, Die Vorgeschichte der Gregorianischen Kalenderreform, S. 89 ff. – Poggendorff, Handwörterbuch zur Geschichte der exakten Wissenschaften, 2. Band, Sp. 378.