ADB:Perandi, Marco Giuseppe
Christoph Bernhard, der ihn aus Italien mitbrachte. 1663 wird er in den Listen der kurfürstlichen Capelle als Vicecapellmeister angeführt. In demselben Jahre noch ward er an Vincenzo Albrici’s Stelle wirklicher Capellmeister und starb als solcher am 12. Januar 1675 in Dresden. Mattheson nennt ihn in seiner „Ehrenpforte“ (S. 18) den berühmten „Affectenzwinger“, Printz lobt ihn als „fürtrefflich in Compositione der Conzerten, in welchen er die Gemüthsbewegungen über alle Massen wohl ausgedrucket“. In der That hat er eine Menge solcher Kirchenconcerte geschrieben, wie er denn überhaupt in Dresden als Kirchencomponist sehr thätig gewesen zu sein scheint. Unter den größeren Sachen werden besonders „die Historia von der Geburt des Herrn und Heilandes Jesu Christi“ und die „Passion des Evangelisten St. Marcus“ erwähnt. Sonst werden von ihm noch angeführt: Für die Kirche: 6 Messen zu 5 Stimmen mit Begleitung (2, 4, auch 6 Trompeten oder Pauken), 3 Magnificat zu 5 und 9 Stimmen, und 15 Concerte zu 3, 4, 5 und 6 Stimmen mit Begleitung. Für die Tafelmusik: 15 Madrigale zu 2, 3 und 5 Stimmen mit Begleitung; 3 „Symphoniae“: die erste für 2 Trompeten und Pauken, 2 Violinen oder Fagotte; die zweite für 4 Trompeten, 4 Violinen oder Fagotte; die dritte für 2 Trompeten, 2 Violinen oder Fagotte. In der königlichen Bibliothek zu Berlin und in der königlichen Musikaliensammlung zu Dresden befinden sich folgende Compositionen von P.: Miserere für 3 Soprane, Alt, Tenor und Baß mit Instrumenten; Missa (Kyrie und Gloria) für 4 Singstimmen mit Instrumenten; Missa für 6 Singstimmen mit Instrumenten; 18 lateinische und deutsche Kirchencompositionen mit und ohne Instrumente. Interessant ist sein im Verein mit dem kurfürstlichen Capellmeister Bontempi componirtes „Drama oder Musicalisches Schau-Spiel von der Dafne“, dessen erste Aufführung in Dresden im J. 1672 stattfand. Beide Componisten waren der Verbindung italienischer und deutscher Musik nicht fern geblieben, wie ihnen denn auch sicher die gleichnamige Oper ihres ältesten Collegen Schütz, welcher erst 1672 starb, nicht unbekannt gewesen sein wird. Außerdem mag ihnen die Composition deutscher Ballette, sowie mancher Kirchenstücke mit deutschem Texte, die Sprache ihres zweiten Vaterlandes geläufiger gemacht haben. „Dafne“ tritt übrigens (wenn man die sogenannten Operaballets ausnimmt) mitten unter den italienischen Opern jener Zeit auch am Dresdener Hofe, gleich ihrer älteren Schwester von Opitz und Schütz, wiederum als ganz vereinzelte Erscheinung auf und ist deshalb von doppeltem Interesse. Eine deutsche Oper darf man sie wohl deshalb nennen, weil sie deutschen Text enthält und deutschen Verhältnissen angepaßt [374] war. Selbst in musikalischer Beziehung, obgleich sie vollständig italienischen Mustern nachgebildet ist, enthält sie Züge, welchen deutschen Einfluß, namentlich den des Volksliedes, verrathen. Die Oper ist im Besitz der königlichen Musikaliensammlung zu Dresden; es dürfte dies die älteste vorhandene Partitur einer Oper mit deutschem Text sein. Die königliche Musikaliensammlung besitzt auch ein geschriebenes Textbuch von 1678, in welchem Jahre die Oper abermals aufgeführt wurde. Der Dichter ist unbekannt geblieben, wahrscheinlich war derselbe der bekannte Gelegenheitsdichter David Schirmer, kurfürstlicher Bibliothekar und Hofpoet. Das Buch ist nur eine Bearbeitung der Daphne von Opitz. Die Haupthandlung ist dieselbe wie bei diesem, unterbrochen durch mancherlei Episoden possenhaften Inhaltes, reich vermehrt mit dem damals üblichen Götter-, Decorations- und Maschinenpomp. In den Hauptscenen sind sogar des schlesischen Dichters Worte beibehalten. Freilich erscheint die Bearbeitung dem Originale gegenüber roh, plump und geschmacklos.
Perandi: Marco Giuseppe P., ein Römer, kam zwischen 1651–1656 in die kurfürstlich sächsische Capelle, und zwar durch den Vicecapellmeister