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ADB:Peters, August

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Artikel „Peters, August“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 483–485, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Peters,_August&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 03:48 Uhr UTC)
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Band 25 (1887), S. 483–485 (Quelle).
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Peters: August P., unter dem Schriftstellernamen Elfried von Taura bekannt, wurde am 4. März 1817 zu Taura, einem Dorfe bei Chemnitz in Sachsen als der Sohn eines Strumpfwirkers geboren. Die Eltern siedelten nach einigen Jahren nach dem regeren Gebirgsstädtchen Marienberg im Erzgebirge über, lebten aber hier trotz alles Fleißes, aller Sparsamkeit und Einschränkung in so armseligen Verhältnissen, daß der Vater sogar zeitweise seine Familie verlassen mußte, um auswärts (in Annaberg, in Böhmen) für dieselbe Brot zu erwerben. August P. besuchte erst die Volksschule in Marienberg, dann die dortige lateinische Schule, war dazwischen eine Zeit lang als Schreiber in Dresden und als Handelslehrling in Pirna thätig, frequentirte nachmals noch die Gymnasien zu Annaberg und Chemnitz; doch gestatteten ihm seine ärmlichen Verhältnisses nicht, den Gymnasialcursus zu beenden, und so trat er am 4. December 1834 in ein Fußartillerieregiment ein, um beim Militär eine seinen Kenntnissen angemessene Stellung zu erringen. Doch die kriegerischen Lorbeern, von denen der Jüngling geträumt und die er sich als Officier zu erwerben hoffte, ließen allzulang auf sich warten, und seine zunehmende Kurzsichtigkeit machte schon nach wenigen [484] Jahren seinen Austritt aus der Armee wünschenswerth. Wir finden in der Folge P. als Forstsecretär auf dem ehemaligen Forsthofe Olbernhau und später als Brandkassensecretär in Annaberg. Daß dem begabten, phantasiereichen Manne die Thätigkeit eines Bureaubeamten auf die Dauer nicht genügen konnte, war nur natürlich, und so ging P., nachdem er sich durch ein Bändchen „Gedichte“ (1844) in die litterarische Welt eingeführt hatte, 1845 nach Leipzig, wo er sich bis 1847, theils schriftstellernd, theils studirend, aufhielt. In dieser Zeit erschienen die ersten seiner Erzählungen und novellistischen Arbeiten, die er als Mitarbeiter der „Vaterlandsblätter“, der „Sonne“ und anderer Zeitschriften veröffentlichte. Seit dem Mai 1847 lebte er in Berlin, wo er die Redaction des von Held gegründeten „Volksvertreters übernahm, dann in Jöhstadt, Zittau, Dresden, gründete von hier aus (Frühjahr 1848) in Meißen „die Barrikade“, ein Wochenblatt mit demokratischer Tendenz, und begab sich dann in seine Heimath, das Erzgebirge, um in Sachsen und Böhmen (Annaberg, Kaaden, Kommotau) für die Sache der Einheit und Freiheit des Vaterlandes agitatorisch zu wirken. Darauf redigirte er in Marienberg „Die Bergglocke“, ein Blatt, das in volksthümlicher Sprache die demokratische Sache verfocht. Von hier aus trat P. im Januar 1849 seiner späteren Gattin Luise Otto zum ersten Male persönlich nahe, obgleich er schon seit längerer Zeit mit ihr brieflich verkehrt hatte. P. gehörte damals jener gemäßigten Richtung der Demokratie an, welche das Ministerium Oberländer lieber stützen als stürzen wollte, in der Voraussicht, daß kein freisinnigeres an seine Stelle treten würde. Als aber doch der Sturz desselben erfolgte, und als in Dresden der Aufstand losbrach, zögerte auch P. nicht, zu den Waffen zu greifen. Er hatte vom Kampfe abgemahnt, weil er vorahnend dessen unglücklichen Ausgang voraussah; jetzt aber wollte er nicht zurückbleiben wie so viele Phrasenhelden, die sich feige verkrochen, als die Zeit des Handelns gekommen war. Er stellte sich an die Spitze einer Freischar, die er über Freiberg nach Dresden führen wollte; doch löste sich dieselbe, da in Dresden der Aufstand bereits niedergeworfen war, unterwegs auf, und P. begab sich nach der Pfalz und nach Baden. Dort ward er der Führer einer von ihrem Hauptmann verlassenen Freischar, focht als solcher mit in den verschiedenen Kämpfen des badischen Insurgentenheeres und bildete schließlich mit seiner Schar einen Theil der Besatzung der Festung Rastatt. Nachdem diese noch in demselben Jahre (1849) den zu Hilfe geeilten preußischen Truppen in die Hände gefallen war, wurde P. in den Kasematten der Festung internirt und harrte hier nun des Urtheilsspruches des Standgerichts. Indessen blieb er dem Leben erhalten, da er gleich vielen seiner Mitgefangenen vom Typhus befallen wurde und seine Krankheit länger währte als das Standgericht. Als er genesen, verurtheilte ihn ein ordentliches Gericht zu 8 Jahren Zuchthaus, die in 6 Jahre Einzelhaft umgewandelt wurden, und so wurde er im Mai 1850 in das Zellengefängniß zu Bruchsal übergeführt. Die Behandlung des Gefangenen war sehr human; anfänglich mit Bretterhobeln beschäftigt, erhielt er bald die Vergünstigung zu schreiben und zu studieren, durfte auch monatlich zwei Briefe absenden. Als Gefangener verlobte er sich mit seiner gleichgesinnten Freundin Luise Otto. Im August 1852 ward P. von der badischen Regierung begnadigt, doch nur, um nach Sachsen ausgeliefert zu werden. Hier abermals zu 8 Jahren Zuchthaus verurtheilt, wurde er um Pfingsten 1853 nach Waldheim abgeführt. Es wurde ihm bald erlaubt, sich litterarisch zu beschäftigen, da Ernst Keil, der Gründer der „Gartenlaube“ sich verbürgt hatte, den Werth seiner dadurch ausfallenden Arbeitsleistung zu ersetzen. Für den Gefangenen begann nunmehr eine stille Zeit geistiger Einkehr und Umschau, die, so erzwungen und unfreiwillig sie auch sein mochte, doch von heilsamem Einflusse auf die Läuterung seines [485] geistigen und Gemüthslebens war. Da P. aber unter seinem Namen nichts veröffentlichen durfte, so wählte er sich das Pseudonym Elfried von Taura. Zunächst betheiligte er sich bei einer vom „Hannöverschen Kurier“ ausgeschriebenen Preisbewerbung und ging mit seiner Novelle, „Die stille Mühle; eine Geschichte aus Deutsch-Böhmen“ (1856) als Sieger aus derselben hervor. Dann folgten „Eine reiche Erbin. Novelle“ (1856); „Friedrich der Freudige. Ein Heldenbild in freien Liedern“ (1857), das sich besonders durch ganz vorzügliche Charakteristik des Helden auszeichnet; „Muthige Herzen. Novelle“ (1858) und „Die Tochter des Wilddiebs. Eine Erzählung nach Thatsachen“ (1858), worin der Dichter in lebendiger Schilderung die traurigen Zustände im sächsischen Erzgebirge beleuchtet und erzählt, wie ein junger Geistlicher durch Muth und Ausdauer dem sittlichen Verfall Einhalt thut und die Bevölkerung für Fleiß und Mäßigkeit gewinnt. Die Fortsetzung dieser gediegenen Erzählung, „Die Malerin von Dresden“ (1859), tritt dagegen bedeutend zurück. Am werthvollsten von Peters’ Arbeiten sind seine „Erzgebirgischen Geschichten“ (II, 1858) und sein Novellen „Aus Heimath und Fremde“ (II, 1860). „Hier überwiegt eine Lyrik in Prosa, welche an den Blüthenüberschwang der österreichischen Dichterschule erinnert. Dennoch läßt der gediegene Untergrund eines bestimmten Lokals und seines Natur- und Volkslebens keine zu weitgehende Verflüchtigung der dichterischen Ergüsse zu.“ Inzwischen war P. am 8. Juli 1856 plötzlich begnadigt und ihm die Hälfte seiner Strafe erlassen worden. Um sich eine Existenz zu gründen, begab er sich nach Annaberg, später aber nach Freiberg, wo er das Gewerbsblatt „Glück auf!“ ins Leben rief. Am 24. November 1858 fand seine Vermählung mit Luise Otto im Dome zu Meißen statt; beide siedelten 1860 nach Leipzig über, wo P. zuerst die Redaction des „Generalanzeigers“ übernahm, später im Verein mit seiner Gattin die freisinnige „Mitteldeutsche Volkszeitung“ herausgab. Leider wurde diese ideale Ehe schon nach sechs Jahren durch den Tod des erst 47 Jahre alten Gatten getrennt: P. starb am 4. Juli 1864 an einem Herzleiden. Von seinen Romanen seien noch erwähnt „Zawicz von Rosenberg“ (III, 1860), „Die Witkowetze“ (III, 1863) und „Der Ring der Kaiserin“ (II, 1864).

Hugo Rösch: Glück auf! Ein Jahrbuch für das Erzgebirge und seine Freunde; II. Jahrg. 1886, S. 66 ff. – Mittheilungen aus der Familie.