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ADB:Piglhein, Bruno

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Artikel „Piglhein, Elimar Ulrich Bruno“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 790–791, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Piglhein,_Bruno&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 19:14 Uhr UTC)
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Piglhein *): Elimar Ulrich Bruno P., Maler, wurde am 19. Februar 1848 in Hamburg als der Sohn eines angesehenen Dekorateurs geboren, der ihn schon frühzeitig mit seinem Handwerk vertraut machte, indem er ihn zahlreiche kunstgewerbliche Zeichnungen anfertigen ließ. Als er seine Schulzeit hinter sich hatte, trat er in das Bildhaueratelier von Lippelt ein. Nach dessen Tode bezog er im Jahre 1864 die Dresdner Kunstakademie und wurde hier Schüler Schilling’s. Da er jedoch viel zu realistisch arbeitete und zu malerisch empfand, entschloss er sich, die Bildhauerei an den Nagel zu hängen und Maler zu werden. In diesem Berufe wandte er sich zunächst nach Weimar, wo er sich an der unter Pauwel’s Leitung stehenden Kunstschule ausbilden wollte. Da ihm aber das kleinstädtische Wesen in Weimar nicht behagte, siedelte er schon nach einem halben Jahre (1870) nach München über. Er wurde hier vorübergehend Schüler von Wilhelm Diez, machte sich jedoch sehr bald selbstständig und schuf zunächst unter dem Einflusse Makart’s eine Reihe decorativer Arbeiten, die über den engsten Kreis ihrer Besteller nicht hinaus bekannt geworden sind. Ferner übte damals auch Böcklin eine große Anziehungskraft auf ihn aus, wovon eine Reihe von Centaurenbilder aus den siebziger Jahren Rechenschaft gibt. Obwohl er schon damals für Hans v. Schöen in Worms die damals in vielen Nachbildungen verbreitete Idylle „Kind und Hund am Ufersteg sitzend“ gemalt hatte, blieb er doch noch lange dem Publicum so gut wie unbekannt. Das änderte sich erst im J. 1879, wo er auf der Münchener Ausstellung mit seinem großen Kreuzigungsbilde: „Moritur in Deo“ (heute in der Berliner Nat.-Gal.) allgemeines Aufsehen erregte. Aber die Käufer blieben auch diesmal aus. Piglhein entschloss sich daher auf Anregung des Kunsthändlers Ackermann in München, zum Pastellstift zu greifen und sein Glück mit der Schilderung pikanter Damen zu versuchen, unter denen er Pieretten, weibliche Jockeys, spanische Tänzerinnen und stark dekolletirte Ballschönheiten bevorzugte. Gleichzeitig [791] schuf er eine Reihe von Kinderbildern und wußte sich noch durch mehrere Porträts aus der Münchener Gesellschaft einen Namen zu machen. Bald kam er in die Mode, wurde freilich auch von der strengen Kritik als Sittenverderber und Hetärenmaler angegriffen. Daß er diesen Vorwurf nicht verdiente, sondern im Grunde ein durchaus ernst veranlagter Künstler war, zeigte er durch das mit großer Sorgfalt auf Grund eingehender Studien in sehr kurzer Frist gemalte „Panorama der Kreuzigung Christi“, durch das er einen vollgültigen Beweis seines bedeutenden Wissens und ungewöhnlichen Könnens ablegte. Leider ging das im J. 1886 vollendete und zuerst in München aufgestellte Rundgemälde, das die allgemeine Bewunderung voll verdiente, im J. 1892 bei einem Brande in Wien vollständig zu Grunde. In den nächsten Jahren beschäftigte sich P. wiederum mit größeren Arbeiten ernsten Inhalts. Die große „Grablegung“ vom Jahre 1888 erwarb der bairische Staat für die neue Pinakothek in München. Viel Aufsehen erregte im J. 1890 „Die Blinde“, ein Riesenbild, das im J. 1891 in Berlin an einen Amerikaner verkauft wurde. Bei Begründung der Münchener Sezession im J. 1892 trat er als Präsident an deren Spitze, obwohl er schon damals mit einem schweren, seine Arbeitskraft hemmenden körperlichen Leiden zu kämpfen hatte. Er starb am 15. Juli 1894. Vom Januar bis März 1895 fand eine Ausstellung seiner Werke in der Berliner National-Galerie statt.

Zeitschrift für bildende Kunst. 22. Jahrg. Leipzig 1887, S. 165 bis 172. – Friedrich Pecht, Geschichte der Münchener Kunst im 19. Jahrhundert, München 1888, S. 381–382. – Ad. Rosenberg, Die Münchener Malerschule in ihrer Entwicklung seit 1871, Leipzig 1887, S. 70–72. – Ders., Geschichte der modernen Kunst III, 119–120, Leipzig 1889. – Die Kunst für Alle, 9. Jahrg., 1893–1894, München 1894, S. 342, 343. – Illustrirte Zeitung. Leipzig 1894. Nr. 2665, S. 103. – Frdr. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts II, 269–272, Dresden 1898.

[790] *) Zu S. 59.

WS: Seite 792 ist leer, die Seiten 793 bis 795 enthalten ein „Verzeichniß der im 53. Bande der Allgem. Deutschen Biographie enthaltenen Artikel“, das hier jedoch nicht transkribiert wird.