Zum Inhalt springen

ADB:Pistor, Johann Jakob von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Pistor, Johann Jakob von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 185, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pistor,_Johann_Jakob_von&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 05:36 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Piso, Jakob
Nächster>>>
Pistor, Karl
Band 26 (1888), S. 185 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Jakob von Pistor in der Wikipedia
Johann Jakob Pistor in Wikidata
GND-Nummer 104102772
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|26|185|185|Pistor, Johann Jakob von|Bernhard von Poten|ADB:Pistor, Johann Jakob von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104102772}}    

Pistor: Johann Jakob v. P., landgräflich hessen-kasselscher Hauptmann, später kaiserlich russischer General, war am 3. August 1739 zu Kassel, wo sein Vater, demnächst ein weitbekannter Gewehrfabrikant zu Schmalkalden, damals als Zeugmeister in Garnison stand, geboren, studirte in Göttingen und Marburg, und ward 1758 Lieutenant in der hessischen Artillerie. Als Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe im Sommer 1762 nach Portugal ging, hegte er den Wunsch, P., welcher drei Feldzüge in seinem Gefolge mitgemacht und dessen Brauchbarkeit er kennen gelernt hatte, mitzunehmen. Er schrieb deswegen an Landgraf Friedrich II. von Hessen, dieser lehnte aber das Gesuch wiederholt ab. Als der Landgraf an dem zu Kassel bestehenden Collegium Carolinum kriegswissenschaftliche Vorlesungen einführte, ward P. beauftragt, dieselben zu halten, er war mithin einer der ersten Lehrer, welche in den Kriegswissenschaften unterrichteten; das Bereich derselben war damals freilich ein anderes als gegenwärtig; die Mathematik spielte eine Hauptrolle. Die „Ankündigung der Vorlesungen, welche beim Collegium Carolinum gehalten werden, Sommer 1764“ sagt, daß P. in Kriegsbaukunst und in Artillerie unterrichten werde. Da er seinen Vortrag auf einer streng mathematischen Grundlage basirte, so erbot er sich gleichzeitig, seinen Schülern zur Erlangung der nöthigen Vorkenntnisse behülflich zu sein. Seine Vorlesungen waren sehr besucht und trugen wesentlich zu der gründlichen Durchbildung bei, welche die hessischen Officiere schon zu jener Zeit auszeichnete, wo wissenschaftliches Streben in ihrem Stande im Allgemeinen selten war. Er legte denselben für den Unterricht in der Mathematik die Schriften von Belidor und Kästner, für die kriegswissenschaftlichen Fächer preußische Lehrbücher und eigene Ausarbeitungen zu Grunde und verband überall die Praxis mit der Theorie. Der Lehrplan für das Winterhalbjahr 1771/72 brachte die Mittheilung, daß Hauptmann P. den Kassel’schen Musen Lebewohl sage. Sein Landsmann, der aus dem siebenjährigen Kriege bekannte General Bauer (s. A. D. B. II, 142) hatte ihn in den russischen Dienst nachgezogen; Kaiserin Katharina II. stellte ihn als Artilleriemajor mit Oberstlieutenantsrange an. Es ging ihm dort gut; er wurde meist beim Bergbau und den Salzwerken beschäftigt, arbeitete auch unter Bauer bei der Vertiefung des Petersburger Canals, wurde General und erhielt den Adel. 1797 nahm er, durch Gesundheitsrücksichten genöthigt, in Rußland den Abschied und kehrte nach Kassel zurück. Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel hegte den Wunsch, ihn in seinen eigenen Diensten wieder anzustellen; auch von England wurden ihm vortheilhafte Anerbietungen gemacht; aber die Rücksicht auf seine Gesundheit wie auf sein Verhältniß zur russischen Regierung veranlaßten ihn, darauf nicht einzugehen. Während der westfälischen[WS 1] Zeit zog er sich von Kassel nach Schmalkalden zurück und starb dort am 23. September 1814.

F. W. Strieder, Grundlage einer hessischen Gelehrten-, Schriftsteller- und Künstlergeschichte, 2. Bd., S. 131, Göttingen 1782, 17. Bd. Marburg 1819.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Bezieht sich auf das Königreich Westphalen.