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ADB:Poezinger, Georg Wilhelm

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Artikel „Poezinger, Georg Wilhelm“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 494–495, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Poezinger,_Georg_Wilhelm&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 01:45 Uhr UTC)
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Poezinger: Georg Wilhelm P., Mathematiker, geb. am 13. Juli 1709 in Bayreuth, † am 19. Januar 1753 in Erlangen. P. studirte in Leipzig (unter Gottsched) Philosophie und Theologie und disputirte an dieser Universität mehrmals; allerdings scheint an der in der Geschichte der Analysis nicht unbekannten „Dissertatio super theoremate Harrioti de numero radicum verarum et falsarum“, welche das bis dahin unbewiesen gebliebene Theorem mit Hilfe des logischen Gesetzes „vom zureichenden Grunde“ zu beweisen unternahm, der Präses Stuebner den Hauptantheil gehabt zu haben. In der Heimath ward P. zunächst als Hauslehrer an den markgräflichen Hof berufen, dann aber (1741) zum Professor der Physik und Mathematik am Bayreuther Gymnasium und bald auch zum Hofdiakonus ernannt. Das Gymnasium wurde 1742 zu einer Akademie erweitert, an welcher P. ebenfalls eine Professur erhielt, und als wiederum ein Jahr später diese Akademie unter Erhebung zur wirklichen Universität nach Erlangen verlegt wurde, siedelte jener als ordentlicher Professor in der philosophischen und als außerordentlicher in der theologischen Facultät dorthin mit über. In ersterer Eigenschaft las er daselbst über Wolf’s Grundriß der gesammten Mathematik, über Euklid, Algebra, Analysis, Kosmologie, über die naturwissenschaftlichen Schriften Seneca’s und über Thumig’s Philosophische Institutionen; als Theologe erklärte er den Augustinus und Theodoret und [495] kündigte Vorlesungen über Exegese, Hermeneutik und Apologetik an. Seine Lehrthätigkeit muß sehr geschätzt worden sein, denn er war seiner Zeit der bestbezahlte Lehrer im philosophischen Fache. Schriftstellerisch hat er sich durch zwei in Erlangen (1745 und 1751) veröffentlichte Akademieprogramme arithmetischer und statischer Natur, sowie durch seine nach französischen und englischen Quellen gearbeitete „Sammlung von Maschinen und Instrumenten“ (Nürnberg 1747 bis 1752) Verdienste erworben. Auch in den beiden gelehrten Zeitschriften Erlangens ließ er mehrere ganz tüchtige Aufsätze erscheinen, so über die Bestimmung des Brennpunktes bei sphärischen Spiegeln, über Gefrieren flüssiger Massen unter dem Einflusse der Wärme, über Pyramidenausmessung, über Logarithmotechnie und endlich über die damals von einer Vielzahl von Physikern eifrig ventilirte Streitfrage, ob heftige Detonationen zerstreuend auf Gewitterwolken zu wirken imstande seien.

Poggendorff, Handwörterbuch zur Geschichte der exakten Wissenschaften, 2. Bd. Sp. 480. – Engelhardt, Die Universität Erlangen von 1743–1843, S. 41. S. 220. S. 225.