ADB:Polenz, Hans von

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Artikel „Polenz, Hans von“ von Schwabe. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 387–388, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Polenz,_Hans_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:05 Uhr UTC)
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Polenz: Hans v. P., niederlausitzischer Edelmann in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Aus ursprünglich meißnischem Geschlecht scheint er anfangs in kursächsischen Diensten gestanden zu haben, in welche er auch später (1428) wieder eingetreten ist. Seine ausgedehnten Besitzungen aber lagen in der damals zu Böhmen gehörigen Niederlausitz, woselbst er Senftenberg, Finsterwalde und Solgast besaß. Auch in der Oberlausitz hat er Güter (Pulsnitz, Königsbrück etc.) erworben und veräußert. Im J. 1414 erscheint er zum ersten Male als Landvogt der Niederlausitz; diesem Amte hat er in sturmvoller Zeit ununterbrochen bis zu seinem Tode vorgestanden. Gegen den Erzbischof von Magdeburg, den Markgrafen von Meißen und vor allem gegen die Hussiten hat er wiederholt mit wechselndem Erfolge im Felde gelegen. Dem Kaiser Sigismund war er in seinen Kämpfen um die böhmische Krone ein beständiger und wirksamer Beistand. Wir finden ihn im Jahre 1420 an der Spitze eines königlichen Heeres auf der Prager Burg, welche er mit Erfolg gegen die hussitischen Belagerer vertheidigte. Nach einer Urkunde von 1421, in welcher ihm der Kaiser seinen zum Theil angefochtenen niederlausitzer Besitz bestätigte, war er Münzmeister (nicht Milizmeister) Sigismunds zu Kuttenberg in Böhmen, und überhaupt befand er sich in so vortheilhaften Vermögensumständen, daß es ihm möglich war, im J. 1422 die gesammte Niederlausitz für eine Summe von 7859 Schock böhmischer Groschen von Sigismund pfandweise zu erwerben. Von dieser Zeit ab hat er, wenn schon widerruflich und unter gewissen Beschränkungen, im Grunde doch als Landesherr die „Markgrafschaft Lasitz“ im Besitz gehabt. Zwei Jahre später (1424) wurde ihm auch die Landvogtei über die Sechslande übertragen, und obgleich sie ihm schon im folgenden Jahre wieder entzogen wurde, riefen ihn die Oberlausitzer doch wieder in den Hussitennöthen neben ihrem eigentlichen Landvoigt, dem Albrecht v. Colditz, an die Spitze der Verwaltung. Im [388] J. 1427 nennt er sich selbst „Verweser der Sechslande und -Städte gegen die Ketzer“. Er führte in diesen Gegenden die Landesvertheidigung gegen die Hussiten und eine theilweise unsichere Tradition beweist wenigstens, daß man in ihm einen der vortretendsten unter den damaligen Kämpfern erblickte. Sicher ist, daß er die Hussiten in einem nicht unbedeutenden Gefechte bei Cratzau in Böhmen (1428) geschlagen hat. Dagegen erlitt im Jahre 1430 die Vorhut des großen sächsischen Heeres unter seiner und des Haubold v. Schleinitz Führung eine Niederlage zwischen Grimma und Wurzen. Schließlich fand sich auch Hans v. P. genöthigt mit den Hussiten zu pactiren (1432); doch ist unbekannt, unter welchen Bedingungen es ihm möglich geworden ist, die Böhmen von seinen Besitzungen fern zu halten. Im Jahre 1437 erscheint er zum letztenmal in Urkunden, er muß in diesem oder dem Jahre darauf verstorben sein. Den pfandschaftlichen Besitz über die Niederlausitz hinterließ er seinen zwei unmündigen Söhnen, welche beide Jacob hießen. Die Vormundschaft über diese führte sein Vetter Nikolaus v. Polenz, welchem auch die Landvogtei übertragen wurde.

Vgl. Neumann, Versuch einer Gesch. der niederlausitzischen Landvögte, II, 1833, p. 52–83. – Derselbe in Ledeburs Archiv für preuß. Geschichtskunde, V, 1831, p. 111 f. – Kotelmann, Gesch. der älteren Erwerbungen der Hohenzollern in der Niederlausitz, 1864. – Knothe, Gesch. des oberlausitzer Adels, 1879, p. 421 f. – Scheltz, Gesammtgesch. der Ober- und Niederlausitz, II, 1882 (1845).
Schwabe.