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ADB:Prokop von Templin

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Artikel „Procopius von Templin“ von Georg Westermayer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 625–626, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Prokop_von_Templin&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 06:19 Uhr UTC)
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Procopius von Templin, auch von Brandenburg zubenannt, war geboren zu Templin in der Uckermark gegen Ende des Jahres 1608. Brentano nennt ihn Friedrich P., aber nur, weil er die Anfangsbuchstaben P. Fr. vor seinem Ordensnamen mißverstand. Von seinen Eltern, fleißigen Bürgersleuten, bekam der etwas träumerische Knabe, wie er späterhin selbst erzählt, öfters den Vorwurf: „du fule Släwik“ zu hören. Nach dem großen Brandunglücke der Stadt Templin im J. 1618 fand er in Berlin ein Unterkommen, wo er allem Anscheine nach den Studien sich widmete. Durch die Psalmen von Lobwasser, die er im Dome zu Berlin singen hörte, fühlte er sich eine Zeitlang zum reformirten Bekenntnisse hingezogen, doch war dieser Eindruck vorübergehend. Von Werbern angelockt, ging er um das Jahr 1625 im Dienste eines höheren Officiers nach Böhmen, trat dort zur katholischen Kirche über und ließ sich bald darauf zu Wien im Kloster am neuen Markte (am 3. Juni 1627) in den Kapuzinerorden aufnehmen. Einige Jahre später wurde er an den Wallfahrtsort Maria-Zell in Steiermark entsendet und hier entstanden die ersten seiner geistlichen Lieder. Hierauf durchzog er als Missionar Ober- und Niederösterreich und Böhmen und machte besonders in Prag durch die Unerschrockenheit, mit der er den Reichen und Mächtigen gegenüber zu Gunsten ihrer Leibeigenen auftrat, gewaltigen Eindruck. Um das Jahr 1642 als Prediger nach Wien berufen, entfaltete er unter schweren politischen Bedrängnissen wie z. B. nach der Schlacht bei Jankau (1645) und unter den Schrecken der Pest im J. 1649 eine segensreiche Thätigkeit. Das Jahr 1651 führte ihn in Angelegenheiten seines Ordens nach Rom. Nach seiner Rückkehr finden wir ihn zuerst in Linz und über einige Zeit auf dem Mariahilfsberge nächst Passau. Hier, umgeben von einer herrlichen Landschaft, dichtete er den größten Theil seiner Mariengesänge; dieselben erschienen mit Melodieen von G. Kopp ausgestattet unter dem Titel: „Der Großwunderthätigen Mutter Gottes Mariä Hilff Lobgesang“ zu Passau 1659. Eine kleine Auswahl dieser Lieder nahmen Arnim und Brentano in des Knaben Wunderhorn auf und so kunstlos ja vernachlässigt sie ihrer Form nach oft erscheinen, gewannen sie doch den Beifall Goethe’s, der an P. „die anmuthige Art“ rühmt, „christliche Mysterien ans menschliche, besonders deutsche Gefühl herüberzuführen“, und das Lied: „Zwei Nachtigallen in einem Thal“ als „das liebenswürdigste von allen katholischen Gedichten im ersten Bande des Wunderhorns bezeichnet. Nach zehnjährigem Aufenthalte in Passau siedelte P. nach Salzburg über, um den Druck seiner Predigtwerke überwachen zu können, deren [626] er eine große Zahl, meist mit einer Zugabe geistlicher Lieder versehen, herausgab. Kurze Zeit vor seinem Tode zog er sich in das Kloster seines Ordens zu Linz zurück, wo er am 22. November 1680 aus diesem Leben schied.

Des Unterzeichneten Art. Procopius von Templin in den hist.-pol. Blättern, Bd. 79, S. 165 ff. – Bernardus a Bologna, biblioth. script. Capucc., p. 218. – Ilg, Franziskusrosen 1879, S. 360. – Birlinger und Crecelius, Des Knaben Wunderhorn.