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ADB:Pruner, Franz

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Artikel „Pruner, Franz“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 675–676, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pruner,_Franz&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 06:30 Uhr UTC)
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Pruner: Franz P., Arzt, ist am 8. Mai 1808 in der Ortschaft Pfreimd (Oberpfalz) geboren. Er hatte in München Medicin studirt, war in den letzten Jahren seiner Studienzeit als Assistent an der medicinischen Klinik des Prof. v. Grossi, der seine Ausbildung wesentlich gefördert hatte, thätig gewesen, und erlangte nach Vertheidigung seiner Inaugural-Dissertation „Tentamen de morborum transitionibus“ 1830 die medicinische Doctorwürde. Auf Anregung von Pariset, der im Auftrage der französischen Regierung im J. 1829 nach Aegypten gegangen war, um daselbst Studien über die orientalische Beulenpest anzustellen, und den er auf einer nach Paris unternommenen Reise kennen gelernt hatte, faßte P. den Entschluß, den Orient zu bereisen; hierzu bot sich ihm in der eben in Ausrüstung begriffenen Hügel’schen Expedition (vergl. A. D. B. XIII, 308) eine günstige Gelegenheit und er war im Begriffe sich derselben anzuschließen, als er 1831 einen Ruf als Prof. der Anatomie an die medicinische Schule zu Abuzabel bei Kairo erhielt, dem er folgte, und mit welchem sich für ihn eine glänzende Laufbahn in Aegypten eröffnete. Schon im J. 1834 wurde er zum Director des Militärhospitals zu Esbegyeh, zwei Jahre später zum Director der Centralhospitäler zu Kairo und Kaft-el-Ain und 1839, mit dem Titel und Range eines Bey, zum Leibarzte des Vicekönigs Abbas Pascha ernannt, und in diesen bevorzugten Stellungen war er stets bemüht gewesen, alle wissenschaftlichen Bestrebungen in Aegypten nach Kräften zu unterstützen und zu fördern. – Im J. 1860 mußte er seiner geschwächten Gesundheitsverhältnisse wegen das Land verlassen; er ging nach Paris, um hier die bereits in Aegypten begonnenen wissenschaftlichen Forschungen im Gebiete der Ethnographie und Anthropologie fortzusetzen, 1870 siedelte er, als Deutscher aus Frankreich vertrieben, nach Pisa über, wo er sich ebenfalls vorzugsweise mit Schädelmessungen und dem Studium der Völkersprachen beschäftigte und hier ist er am 29. September 1882 gestorben. – Unter den litterarischen Arbeiten Pruner’s nimmt die Schrift „Die Krankheiten des Orients vom Standpunkte der vergleichenden Nosologie betrachtet“ (1847), die erste Stelle ein; sie bietet einen sehr werthvollen Beitrag zur medicinischen Geographie und Epidemiologie des Orients, für deren Bearbeitung die von ihm selbst gemachten reichen Erfahrungen in schweren Pest-, Typhus- und Choleraseuchen ihm ein werthvolles Material geboten hatten. – In einer kleinen (1839 erschienenen) Arbeit „Ist denn die Pest wirklich ein ansteckendes Uebel?“ behandelte er die wichtige Frage über die Contagiosität dieser Krankheit, wobei er den Beweis lieferte, daß dieselbe zwar übertragbar (infectiös), aber nicht ansteckend (im gewöhnlichen Wortverstande) sei. Später (1851) veröffentlichte er eine kleine Monographie „Die Weltseuche Cholera und die Polizei der Natur“, in welcher er den Nachweis führte, welchen großen Einfluß die mangelhafte Gesundheitspflege auf die Entstehung und Verbreitung dieser Seuche äußert. Die Resultate seiner ethnographischen [676] Forschungen hatte er (1841) in einer der bairischen Akademie der Wissenschaften eingesandten Abhandlung „Die Ueberbleibsel der altägyptischen Menschenrassen“ niedergelegt und spätere Arbeiten auf diesem Gebiete kurz vor seinem Tode in Manuscripten der bairischen Staatsbibliothek überwiesen. Noch vor seinem Abgange aus Deutschland hatte er in Gemeinschaft mit Seb. Fischer eine Sammlung der „Opera posthuma“ (3 Bde. 1831) seines von ihm hochverehrten Lehrers v. Grossi veranstaltet und bei der Universität München hat er sich ein dankbares Andenken durch ein reiches Legat gesichert, indem er derselben ein bedeutendes Vermögen behufs Stipendien für unbemittelte Studirende vermacht hat.

Vergl. hierzu v. Voit in den Sitzungs-Berichten der baierischen Akademie der Wissenschaften 1883, S. 241.