ADB:Rataller, Georg
Suffridus Petrus (Pieters, A. D. B. XXV, 539), war dann längere Zeit in Utrecht Schüler des berühmten Georg Macropedius. Gegen seines Vaters Wunsch widmete er sich neben der Rechtswissenschaft der Philologie: 1548 in Löwen, ein Jahr darauf in Bourges in Frankreich. Nach längerem Aufenthalte in Italien wurde er 1560 Rathsmitglied in Mecheln und Requetenmeister (libellorum supplicum magister). Fünf Jahre darauf ging er als Gesandter der Margarethe von Parma an den Hof Friedrich’s II. von Dänemark und wurde 1569 Präsident des Rathes zu Utrecht, mehr um in der Zeit des beginnenden Aufstandes Schlimmes zu verhüten als aus innerer Neigung. Er starb, wie die meisten Berichte lauten, 1581. Justus Lipsius (s. A. D. B. VIII, 741) aber schreibt Anfangs August 1582 aus Leyden über seinen plötzlichen Tod: „bene valens ad curiam cum venisset, subito deliquio animi concidit nec surrexit. Ita ereptus patriae optimus civis, nobis amicus. Hoc ante septem menses accidisse scitote et mecum dolete“.
Rataller: Georg R., Jurist und Philolog, geb. 1528 (nicht 1518) zu Leeuwarden in Friesland, von vornehmer Familie. Die Schule seiner Vaterstadt besuchte er mit dem ein Jahr älterenSchon 1546 erschien von R. eine Uebersetzung des Hesiod „latino carmine elegiaco“; von seinen Schriften verdient besondere Erwähnung: „Sophoclis tragoediae quotquot exstant, carmine latino redditae“. Antverpiae 1570. 12°. (G. Silvius). Der Dialog in jambischen Trimetern, der Chor nicht in den Versen des Originals; kurze Anmerkungen am Seitenrand. Gewidmet ist diese Uebersetzung Friedrich Perrenot von Champagney, geb. 1536, dem jüngsten Bruder des Cardinals Granvelle (s. A. D. B. IX, 583): Fr. Perrenot blieb Katholik, aber ein Gegner der Regierungsgrundsätze Alba’s. – Drei Tragödien des Euripides ließ R. drucken, nachdem er die vor „vielen Jahren“ verfertigte Uebersetzung verbessert hatte. Die Poesie war ihm, wie er in der Vorrede sagt, ein Trost „hoc tam turbulento atque luctuoso rerum statu“.. Euripidis poetae tragici tres tragoediae Phoenissae, Hippolytus coronatus, Andromacha … accesserunt fragmenta ex veteribus Graecis poetis apud Stobaeum exstantia, ab eodem auctore, eodem versuum genere latine reddita. Antverpiae 1581. 16° (Chr. Plantinus). Diese Uebersetzung lobt noch Valckenaer; nur bemerkt er, daß R. sich öfters durch die erst später verbesserten Fehler der Aldina hat täuschen lassen. In seiner Ausgabe des Hippolytus hat er Rataller’s lateinische Uebersetzung abdrucken lassen; ihn mit dem ersten Uebersetzer Pindar’s nennend, sagt Valckenaer: „dum suus litteris constabit honos, posteritatis laude crescentes et N. Sudorius et G. Ratallerus propter ista quoque merita vivent atque a literatis hominibus celebrabuntur“. R. war bei seinen Zeitgenossen in hohen Ehren: so rühmten ihn Janus Dousa; Adrian van der Myle (s. A. D. B. XXIII, 129); Gerhard Falkenburg (s. A. D. B. VI, 555); der Kenner des Aeschylus und Euripides W. Canter (s. A. D. B. III, 766), auf dessen frühen Tod R. eine Elegie gedichtet hat. Suffridus Petrus rühmt die Schönheit Rataller’s: die Grazien und Musen schienen seinen Körper geformt zu haben.
- [340] J. Lipsi epistolarum centuriae duae, Lugd. Bat. 1590. p. 48 ep. 28. – P. Bayle dict. IV, 5 p. 36 (1740). – Paquot, Mém. XIV, 169. – Jöcher-Rotermund VI, 1388. – Eur. Hippolytus quam latino carmine conversam a G. Ratallero adn. instruxit Lud. Casp. Valckenaer. Lipsiae 1823 p. 13 sq.