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ADB:Rathmann, Hermann

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Artikel „Rathmann, Hermann“ von August Bertling in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 357–358, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rathmann,_Hermann&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 19:47 Uhr UTC)
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Rathmann: Hermann R. war 1585 zu Lübeck geboren und von seinen Eltern ursprünglich für den Kaufmannsstand bestimmt. Auf die Vorstellungen hin, die der Lübecker Rector Gualtperius den Eltern machte, ward ein anderer Beschluß über den Knaben gefaßt: er sollte die gelehrte Laufbahn einschlagen. So schickten ihn seine Eltern zunächst auf die Ratzeburger, dann auf die Magdeburger Schule, deren bewährter Rector Georg Rollenhagen ihn besonders lieb gewann. Nachdem R. den Cursus dieser Schule durchgemacht hatte, begab er sich zum Universitätsstudium nach Rostock. Während seiner Studien kam R. zu der Ueberzeugung, daß bei den Zuständen der Kirche, wie sie damals waren, der Geistliche sich zu einem geschickten Vertheidiger der evangelischen Wahrheit ausbilden müsse. Von dieser Ueberzeugung geleitet, wandte er sich nach Köln, um von den an der dortigen Universität wirkenden Jesuiten die Geheimnisse und Künste des Disputirens zu erlernen. Während der arme Student sich als Corrector einer Kölner Buchdruckerei den Unterhalt verschaffte, besuchte er aufs fleißigste die Vorlesungen sowie die Disputationen, welche dort mit den Studirenden [358] der römisch-katholischen Theologie gehalten wurden. Sein Fleiß und sein Streben erwarben ihm die allgemeinste Achtung, so daß sogar ein Kölner Domherr ihm seinen Neffen zum Unterricht anvertraute und die Universität ihm die Magisterwürde unentgeltlich und unter Erlassung des Religionseides verlieh. Doch die vielen Versuche, ihn zum Uebertritt zu bringen, machten ihm den ferneren Aufenthalt in Köln unmöglich; er begab sich zunächst nach Frankfurt a/M. und dann nach Leipzig. Hier betrieb er nun das Studium der lutherischen Theologie aufs eifrigste und hielt nebenher noch philosophische Vorlesungen. 1612 kam er nach Danzig, wo ein Bruder von ihm wohnte und das er schon einmal vor der Rostocker Universitätszeit besucht hatte. Während dieses seines zweiten Aufenthaltes in genannter Stadt wurde er im August 1612 zum Diakonus der St. Johanniskirche berufen. Später, 1617, wurde er Diakonus an der St. Marienkirche, 1626 Pastor an der St. Katharinenkirche, und während der Verwaltung dieses Amtes starb er 1628 am 30. Juni. Den Lehrstreit zu erzählen, in den R. durch Danziger lutherische Eiferer verwickelt ward und durch den sein Name bekannter geworden als sonst es der Fall gewesen wäre, ist hier nicht der Ort, nur soviel sei davon mitgetheilt, daß R., nicht nur ein tüchtig durchgebildeter Theologe, sondern auch ein wahrhaft frommer Mann, in seinem Amte bestrebt, praktisches Christenthum zu erwecken und zu erhalten, Joh. Arndt’s Erbauungsschriften, diese ersten Versuche, die Gemüther aus einer erstickenden Orthodoxie zu befreien, empfohlen hatte und dadurch den heftigsten Tadel der starren Lutheraner auf sich zog, und daß aus diesem Streite ein anderer über Rathmann’s Ansichten von der Kraft des Bibelwortes sich entwickelte.

Ueber Rathmann’s Leben und Lehrkämpfe handelt L. Heller in Theol. R. E. 2. Aufl. XII, S. 506[WS 1], an welcher Stelle auch die weiteren über R. handelnden litterarischen Erscheinungen angegeben sind, und Schnaase, Geschichte der evang. Kirche Danzigs (Danzig 1863. 8°), S. 238 ff. – Rathmann’s Schriften sind in Molleri Cimbria literata Tom. III, p. 563 sq. angeführt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 536