ADB:Renouard, Karl

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Artikel „Renouard, Karl“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 230–231, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Renouard,_Karl&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 23:04 Uhr UTC)
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Renouard: Karl R., kurhessischer Hauptmann und Militärschriftsteller, einer ihres reformirten Glaubensbekenntnisses wegen aus Frankreich nach Deutschland übergesiedelten Familie entsprossen, wurde am 2. März 1809 zu Kassel geboren. Dem Beispiel seines Vaters, welcher ebenfalls hessischer Officier war, folgend, und trotz Abrathens desselben, welcher in seinem Stande manche trübe Erfahrungen gemacht hatte, trat er in seinem 17. Lebensjahre als Musketier bei dem 3. Infanterieregiment zu Marburg in den Militärdienst, wurde am 13. October 1829 zum Secondlieutenant bei dem in Kassel garnisonirenden 1. Regiment ernannt und 1837 nach Hanau zum 3. Regiment versetzt, mit welchem er 1848 an der leichten Niederwerfung einiger in Süddeutschland gemachten Aufstandsversuche theilnahm; im Juni des nämlichen Jahres wurde er zum Lehrer an der Kriegsschule (Cadettencorps) zu Kassel ernannt, an welcher er Befestigungskunst vortrug und die praktischen Militärübungen leitete, am 15. Juli 1849 aber, unter Beibehalt seines Lehramtes, in den Generalstab versetzt. Der durch das Sturmjahr 1848 heraufbeschworene Zwiespalt zwischen dem Kurfürsten und den Landständen, in welchen, aus Anlaß ihrer im J. 1831 eingeführten Vereidigung auf die Verfassung, auch die Officiere hineingezogen wurden, machte Renouard’s militärischer Laufbahn ein Ende. Er konnte seine soldatische Pflicht mit jenem Eide nicht vereinbaren und gehörte zu der großen Mehrzahl unter seinen Kameraden, welche im Herbst 1850, um diesem Zwiespalt aus dem Wege zu gehen, ihre Entlassung erbaten, erhielt dieselbe aber, als sie am 1. Novbr. [231] einem Theil derselben bewilligt wurde, nicht. Als darauf im Februar 1851 von den Officieren ein Revers verlangt wurde, durch dessen Ausstellung sie sich verpflichten sollten, alle behufs Ausführung der mit der Verfassung nicht in Einklang zu bringenden Septemberverordnungen von 1850 ihnen etwa zugehenden Befehle zu befolgen, forderte er von neuem seinen Abschied. Am 27. Februar 1851 wurde ihm derselbe zu Theil. Da er weder eine Pension erhielt, noch ein nennenswerthes Vermögen besaß, mußte er seinen Lebensunterhalt auf andere Weise zu verdienen suchen: er gab Unterricht in Mathematik und Kriegswissenschaften und schriftstellerte. Letzteres zunächst für die Darmstädter Allgemeine Militär-Zeitung und für die in Berlin erscheinende Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges. Dann führte ihn der Besitz von Handschriften, welche ein väterlicher Freund, der Oberst a. D. Kellermann, ihm überließ, zur Bearbeitung zusammenhängender größerer Aufgaben kriegsgeschichtlichen Inhaltes, bei welcher ihm von Nutzen war, daß er die Schauplätze der von ihm dargestellten Feldzüge und Ereignisse in früheren Zeiten durch eigenen Augenschein auf Reisen kennen gelernt hatte. Seine Leistungen auf diesem Gebiete sind hervorragende; sie zeichnen sich durch strenge Wahrheit und Unparteilichkeit der Schilderung, Sachlichkeit und Gründlichkeit des Urtheils und gefällige Darstellung aus. Die Titel seiner Veröffentlichungen sind: „Die Kurhessen im Feldzuge 1814“, Gotha 1857; „Das Norddeutsche Bundescorps im Feldzuge 1815 mit besonderer Rücksicht auf die kurhessischen Truppen“, Hannover 1859; „Geschichte des Krieges in Hannover, Hessen und Westphalen 1756–1763“, Kassel 1863 (sein Hauptwerk); „Geschichte des französischen Revolutionskrieges“, Kassel 1865; außerdem schrieb er ohne Nennung seines Namens: „Aus dem Leben eines Officiers. Anschauungen und Urtheile betreffs militärischer Verhältnisse und Leistungen“, Hannover 1859. Der Umschwung, welchen die Einfügung des Kurfürstenthums in den Verband des preußischen Staates auf die öffentlichen Zustände ausübte, veränderte auch Renouard’s äußere Lage, indem ihm die 1851 vorenthaltene Pension zu Theil wurde. Er starb zu Kassel am 14. Januar 1875.

O. Gerland, Grundlage zu einer hessischen Gelehrten-, Schriftsteller- und Künstlergeschichte von 1831 bis auf die neueste Zeit, 1. Theil, Kassel 1863 (Eigene Lebensbeschreibung). – Piderit, Cassel, neu herausgegeben von Hofmeister, Kassel 1885.