Zum Inhalt springen

ADB:Ritter, Immanuel Heinrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ritter, Immanuel Heinrich“ von Adolf Brüll in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 404–405, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ritter,_Immanuel_Heinrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 10:21 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ritter, Jacob
Nächster>>>
Rittershaus, Trajan
Band 53 (1907), S. 404–405 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Immanuel Heinrich Ritter in der Wikipedia
Immanuel Heinrich Ritter in Wikidata
GND-Nummer 104291524
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|53|404|405|Ritter, Immanuel Heinrich|Adolf Brüll|ADB:Ritter, Immanuel Heinrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104291524}}    

Ritter: Immanuel Heinrich R., Dr., hervorragender Vertreter der Reform im Judenthum. R., geboren am 13. März 1825 in Ratibor, † am 9. Juli 1890 in Johannisbach, erbte von seinem Vater Philipp, der Lehrer der neueren Sprachen war, die Gabe des Denkers und Prüfers und von seiner Mutter ein weiches Gemüth. Obwohl von sehr zarter Constitution, hat er doch mit 17 Jahren seine Gymnasialstudien beendet und oblag bei dem damaligen Ortsrabbiner Löwe dem Studium der rabbinischen Litteratur. R. beherrschte neben den biblischen Schriften besonders die ethischen und philosophischen Partien im Talmud und bezog mit reichen Vorkenntnissen ausgerüstet die Universität in Breslau, an welcher er neben classischer Philologie Philosophie und Geschichte studirte, woselbst er 1849 auf Grund der Abhandlung „De Stoicorum logica“ zum Dr. phil. promovirt wurde, nachdem er schon früher auch das Staatsexamen pro fac. doc. mit glänzendem Erfolge bestanden. Infolge der freieren Zeitströmung wurde R. 1848 als Hülfslehrer und eine Zeit lang sogar als Ordinarius beschäftigt. Da er sich aber, um eine feste Anstellung zu erlangen, nicht religiös entwickeln wollte, was ihm Minister v. Raumer in einer Audienz zu verstehen gab, war die Aussicht auf die Erreichung eines [405] definitiven Lehramtes für ihn geschwunden. 1851 wurde R. als Religionslehrer an die jüdische Reformgemeinde in Berlin berufen und gewann bald auch die Kanzel, zuerst in Vertretung Samuel Holdheim’s, um 1860 nach dessen Tode in dessen Stelle zu rücken. Als Ritter’s Hauptwerk ist zu nennen; „Geschichte der jüdischen Reformation“ (Berlin, W. J. Peiser), I. Theil: Mendelssohn und Lessing als Begründer der Reformation im Judenthum, 1858. II. Theil: David Friedländer, sein Leben und Wirken im Zusammenhange mit den gleichzeitigen Culturbestrebungen im Judenthum, 1862. III. Theil: Samuel Holdheim, sein Leben und sein Wirken. Ein Beitrag zu den neuesten Reformbestrebungen im Judenthum, dem sich der aus Ritter’s Nachlaß von Dr. S. Samuel, Rabbiner in Essen, im Auftrage der Familie herausgegebene IV. Theil: Die jüdische Reformgemeinde zu Berlin und die Verwirklichung der jüdischen Reformideen innerhalb derselben (Berlin 1892, Verlag von Emil Apolant) anschließt. Außerdem sind von R. erschienen: „Beleuchtung der Wagener’schen Schrift ‚Das Judenthum und der Staat‘“ (1857); „Kanzelvorträge aus dem Gotteshause der jüdischen Reformgemeinde“ (1856, II. Auflage 1865); „Weihreden und Predigten“ (1875); „Wir Juden“ (1881); „Die Bedeutung des Judenthums“ (1885); „Die jüdische Freischule in Berlin. Eine pädagogisch-geschichtliche Skizze. Programm zur öffentlichen Prüfung der Religionsschule der jüdischen Reformgemeinde in Berlin“ (1861). Außerdem ist R. weiteren Kreisen bekannt geworden als Uebersetzer von Henry Thomas Buckle’s „Geschichte der Civilisation in England“ (Berlin, 5 Bände) und William Eduard Hartpole Lecky’s „Geschichte des Geistes der Aufklärung in Europa“. Seine am 20. December 1871 im Namen des von ihm in Gemeinschaft mit Männern wie Löwe-Calbe, Langerhans, Guido Weiß begründeten „Verein für Freiheit der Schule“ an das Abgeordnetenhaus gerichtete Petition (gedruckt mit 10 Beilagen 1872) bleibt ein interessantes schulpolitisches Document.