ADB:Salmuth, Johann
Vorlage:ADBDaten Salmuth: Johann S., lutherischer Theolog, der in den theologischen Kämpfen Kursachsens während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Zeit lang eine bedeutende Rolle spielte. Geboren in Leipzig 1552, als Sohn des Diakonus und späteren Superintendenten Heinrich S. (siehe den vorst. Art.), besuchte er die Nicolaischule und die Fürstenschule zu Pforta. Auf der Universität seiner Vaterstadt erwarb er sich, 20 Jahre alt, die Magisterwürde. Im J. 1575 wurde er Subdiakonus an der Nicolaikirche und schließlich 1577 Archidiakonus. Am 1. Januar 1587 trat er das Amt eines dritten Hofpredigers in Dresden an, rückte 1588 zum zweiten, 1589 nach D. Mirus Absetzung zum ersten Hofprediger auf. In dieser Stellung setzte er seinen ganzen Einfluß für die Verbreitung des Kryptocalvinismus ein, vom Kanzler Krell lebhaft unterstützt. Er veranlaßte zunächst die Abschaffung der Exorcismusformel bei der Taufe. Nachdem er selbst zuerst bei Gelegenheit einer Taufe am kurfürstlichen Hofe den betreffenden Passus weggelassen hatte, setzte er alles daran, die Geistlichkeit dafür zu gewinnen. Zu gleicher Zeit suchte er durch Veranstaltung einer neuen Ausgabe der Luther’schen Bibel mit Anmerkungen im Sinne Calvin’s (der sog. Krellischen Bibel) auf das Volk einzuwirken. Aber bei den Geistlichen, wie in den Gemeinden fand er den heftigsten Widerstand. Als daher Kurfürst Christian I. im September 1591 starb, wurde er, wie sein Amtsgenosse Steinbach, zunächst in Dresden längere Zeit in Gewahrsam gehalten, aber schließlich infolge eines Tumults auf die Bergveste Stolpen gebracht, wo er ein halbes Jahr im Kerker schmachtete, bis er sich in einem Reverse verpflichtete, Sachsen zu räumen und in demselben keine Stellung wieder anzunehmen. Auf Abraham Scultetus’ Empfehlung wurde er vom Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz als Prediger nach Heidelberg berufen. Bereits 1596 kam er als Pastor Primarius und Kirchenrath nach Amberg, wo er 1622 starb. Seine litterarische Thätigkeit begann er mit der Herausgabe der Predigten und Disputationen seines Vaters; seine eigenen Veröffentlichungen gehören fast durchweg dem homiletischen Gebiete an. 1576 hatte er sich mit Martha Harder, der Tochter des Leipziger Pfarrers Wolfgang Harder, vermählt. Aus dieser Ehe gingen zehn Söhne und drei Töchter hervor, von denen erstere fast sämmtlich zu angesehenen Lebensstellungen gelangten.
- A. H. Kreyßig, Album der ev.-luth. Geistlichen im Königreiche Sachsen. S. 101, 275, Dresden 1883. – J. A. Gleich, Annales ecclesiastici, I, 401 bis 452, Dresden und Leipzig 1730, wo auch seine Schriften aufgezählt werden. Vgl. auch die Litteratur über Krell und den Kryptocalvinismus in Sachsen. Im Dresdener königl. Hauptstaatsarchiv befinden sich zahlreiche Briefe von ihm, z. B. an Pierius.