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ADB:Sauter, Johann Nepomuk

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Artikel „Sauter, Johann Nepomuk“ von Ernst Gurlt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 421–422, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sauter,_Johann_Nepomuk&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 06:02 Uhr UTC)
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Sauter: Johann Nepomuk S., Arzt und Chirurg, war als Sohn eines Schullehrers am 29. Juni 1766 auf der Insel Reichenau (im Untersee, bei Constanz) geboren, erlernte die Chirurgie bei einem Wundarzt in Reichenau, wurde 1788, nach überstandener Prüfung bei seiner Medicinalbehörde , Landchirurg zu Allensbach bei Constanz, 1800 fürstlich Reichenauscher Landschaftsarzt. 1805 kurfürstlich badischer Physikus für das Amt Reichenau und Bohlingen, erhielt 1806 von der höchsten Sanitätsbehörde den Titel als Dr. med. et chir. honor., wurde 1809 zum Stadt- und Bezirksphysikus in Constanz, 1812 zum Kreismedicinalrath, 1815 zum Medicinalreferenten beim Seekreis-Directorium ernannt. Schon frühzeitig war er auch schriftstellerisch thätig. Es finden sich von ihm Aufsätze im Museum der Heilkunde (1792. 1794. 1797) und in Hufeland's Journal der Heilkunde (1800–1816), namentlich über die Wirkung der Belladonna, auch als angebliches Heilmittel der Hundswuth. Auch eine thierärztliche Schrift: „Beiträge zur Kenntniß und Heilung der Rindviehseuche“ (1804) und eine bäderärztliche: „Nachricht von dem Gesundbrunnen und Bad zu Ueberlingen am Bodensee“ (1805) erschienen von ihm. Ganz besonders bekannt aber wurde sein Name in der chirurgischen Welt durch die folgenden zwei Schriften: „Anweisung, die Beinbrüche der Gliedmaßen, vorzüglich die complicirten, und den Schenkelhalsbeinbruch nach einer neuen, leichten, einfachen und wohlfeilen Methode ohne Schienen … zu heilen“ (1812, mit 5 Kpf.), ins Französische von Matth. Mayor (1813) übersetzt, worin er eine von ihm erfundene Beinschwebe näher beschreibt, und: „Die gänzliche Exstirpation der carcinomatösen Gebärmutter, ohne selbst entstandenen oder künstlich bewirkten Vorfall vorgenommen und glücklich vollführt, u. s. w.“ (1822. mit 2 Abbild.), italienische Uebersetzung von Gius. Canella (1823), eine zu jener Zeit überaus seltene und kühne Operation. In einer kleinen landwirthschaftlichen Schrift gab er eine „Beschreibung des Getreideschänders (Tipula cerealis), eines dem Getreide höchst schädlichen Insects“ (1817), und, nachdem er wiederholt in Zeitschriften über die Hundswuth geschrieben hatte, faßte er seine Erfahrungen in der Schrift: „Die Behandlung der Hundswuth in polizeilicher, prophylactischer und therapeutischer Hinsicht“ (1838) zusammen. Auf seine weiteren Aufsätze, darunter Beschreibung „einer einfachen und leichten Methode zur Unterbindung der Gebärmutterpolypen“ (Siebold’s Chiron 1809), „Ueber das Gas, welches bei der Weingährung entwickelt wird, und die Benutzung desselben“ (Hesperus 1815 und Hermbstädt's Museum), „Ueber die Maul- und Klauenseuche“ (Henle's Zeitschrift 1822), ferner über Menschenblattern, Kuhpocken, Varicellen gehen wir nicht näher ein; sie beweisen nur, nebst seinen übrigen Schriften, daß er ein [422] sehr vielseitiger, nicht auf sein Fach allein sich beschränkender Beobachter war. Außerdem war er bis in sein hohes Alter rastlos als Arzt und Chirurg thätig, in Stadt und Land hoch angesehen und dabei von großer Einfachheit und Anspruchslosigkeit. 1835 wurde er in den Ruhestand versetzt, zog sich 1837 auf sein Gut in Emmishofen (Kanton Thurgau) zurück und starb daselbst am 30. November 1840.

Callisen, Medicinisches Schriftsteller-Lexikon XVII, 50; XXXII, 106. – (Salzburger) Neue med.-chirurg. Zeitung, 1841, II, 64. – Schrader-Hering, Biographisch-literarisches Lexikon, Stuttgart 1863, S. 380. – J. Marmor in v. Weech, Badische Biographien, II, 238.