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ADB:Schönemann, Daniel

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Artikel „Schönemann, Daniel“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 288–289, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6nemann,_Daniel&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:29 Uhr UTC)
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Schönemann: Daniel S. wurde im J. 1695 zu Greifswald geboren, wo sein Vater damals Rector war. Er studirte daselbst in den Jahren 1708 bis 1711 Theologie und lebte dann einige Jahre bei seinem Vater, der inzwischen als Pastor und Praepositus nach Barth versetzt war, um demselben beim Predigen zu helfen. Im J. 1714 kam er als Hauslehrer zu Professor Quistorp nach Rostock; nach anderthalb Jahren wurde er Lehrer in Güstrow. Um diese Zeit entwickelte sich bei ihm, und zwar nach seinem eigenen Zeugniß infolge einer heftigen Krankheit, eine auffällige Begabung, aus dem Stegreif über alle möglichen Themata, namentlich über geistliche Dinge, in Versen zu reden, und zwar schneller, als einer schreiben konnte; er erlangte dadurch eine gewisse Berühmtheit, so daß Fürsten und Gelehrte auf ihn aufmerksam wurden. Für ihn wurde besonders wichtig das Interesse, das der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen an dieser Kunst nahm; der König wünschte ihn nach Berlin zu ziehen und verlieh ihm dazu zunächst im J. 1721 die Pfarre zu Geltow bei Potsdam; nicht lange darauf wurde er als Prediger zu St. Georg nach Berlin berufen. Hier wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Als der König durch eine Verordnung vom 25. Februar 1735 in den Ritus des lutherischen Gottesdienstes eingriff und die Abschaffung solcher Theile der Liturgie befahl, die er für Reste des Katholicismus hielt, verlor auch S. sein Amt; er scheint es im J. 1736 [289] niedergelegt zu haben. um nicht in Gewissensnöthe zu kommen. Er fand zunächst ein Asyl bei einem Herrn von Knobelsdorf zu Doms an der Queis und zog dann nach Koppen bei Glogau, wo er im J. 1737 starb. S. hat weltliche und namentlich viele geistliche Dichtungen herausgegeben; unter den letztern sind etwa 200 eigentliche geistliche Lieder, von denen jedoch nur einzelne eine weitere Verbreitung gefunden haben. Es mag noch erwähnt werden, daß ihm der zweifelhafte Ruhm gebührt, das längste geistliche Lied, das es gibt, gedichtet zu haben, nämlich ein Passionslied in 724 Strophen, das im J. 1736 in Berlin erschien.

Nachricht von dem teutschen Poeten Daniel Schönemann. Frkf. u. Lpz. 1721. – Zedler, Universallexikon, Bd. 35, Sp. 792 ff. – Wetzel, Hymnopoeographia IV, S. 440 ff.; hier ist ein lateinisches Zeugniß abgedruckt, das ihm über seine Fähigkeit zu improvisiren die Universität Greifswald unter dem 27. Mai 1720 ausstellte. – Bode, Quellennachweis, S. 176 f. – Goedeke, 2. Aufl. III, S. 309 f. – Blätter für Hymnologie 1884, S. 90.