Zum Inhalt springen

ADB:Schönleben, Johann Ludwig

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schönleben, Johann Ludwig“ von Peter von Radics in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 314–315, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6nleben,_Johann_Ludwig&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 18:47 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schönlaub, Fidelis
Band 32 (1891), S. 314–315 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Ludwig Schönleben in der Wikipedia
Johann Ludwig Schönleben in Wikidata
GND-Nummer 104345403
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|32|314|315|Schönleben, Johann Ludwig|Peter von Radics|ADB:Schönleben, Johann Ludwig}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104345403}}    

Schönleben: Johann Ludwig S., Geschichtschreiber, geboren zu Laibach in Krain am 17. November 1618, stammte aus der württembergischen Bürgerfamilie Schönlebl. So schrieb sich noch sein, Anfang des 17. Jahrhunderts aus Heilbronn nach Laibach gekommener und hier als Kunsttischler ansässig gewordener Vater Ludwig S. längere Zeit nach der Hereinkunft in öffentlichen Urkunden. Auf seinen Sohn, Johann Ludwig S., hat sich des Vaters, durch Führung der noch handschriftlich erhaltenen „Jahrbücher der Stadt Laibach“ bethätigter, historischer Sinn fortvererbt und aus ihm ist Krains erster bahnbrechender Geschichtschreiber geworden. – Mit seinem 17. Lebensjahre absolvirte S. das Laibacher Lyceum der Gesellschaft Jesu und er trat sofort (1635) auch in den Orden selbst ein, den er jedoch 1654 wieder verließ, um sich in den Stand der Weltpriester zu begeben. Während seines Verweilens in der Gesellschaft Jesu ward er Doctor der Philosophie, war sodann Docent der Poesie und Rhetorik an der philosophischen Facultät in Wien und zugleich als Prediger, dem selbst die Kanzel der Kathedrale von St. Stephan offen stand, sehr geschätzt. Die Tage dieses seines Wiener Aufenthaltes benützte S. bereits zu umfassenden Studien über die Geschichte der Wiener Universität, sowie zu vorbereitenden Forschungen für seine späteren Arbeiten über die Habsburger beziehungsweise über die früheren Regenten Oesterreichs, die Babenberger. Abwechselnd von Wien an das Laibacher Convict einberufen, wirkte S. hier als Präfect der Zöglinge, bewies sich in jeder Richtung als Gönner und Förderer der Jugend. Kurz vor seinem Austritte aus dem Jesuitenorden begab sich S. zur Vollendung seiner theologischen Studien nach Padua, wo er 1653 zum Doctor der Theologie promovirt wurde, nachdem er nebenher Muße zu finden gewußt, die Universitätsmatrikeln zum Zwecke genealogischer Forschungen durchzuarbeiten. – Unmittelbar nach seinem Scheiden aus der Gesellschaft Jesu verlieh ihm der Stadtmagistrat von Laibach das Beneficium der St. Georgscapelle auf dem Schloßberge und bald darauf die krainerische Landschaft den Titel ihres „Sacellanus“ an der Hauscapelle im Landhause. Der erleuchtete Mäcen von Kunst und Wissen, Landeshauptmann Wolf Engelbert Graf Auersperg, übertrug ihm (auch schon 1654) die Ordnung und Beschreibung seiner reichhaltigen, seit 1679 nicht mehr fortgesetzten Bücherei, des Unicums einer Cavaliersbibliothek des 17. Jahrh. – Gleich zu Beginn seines Weltpriesterthums war S. auch Dompfarrer an der Kathedrale zu St. Nicolaus in Laibach und nicht lange nachher Domdechant daselbst geworden, was er bis 1667 blieb. In diesem Jahre resignirte er aber ebengenannte Würde und ging als „Erzpriester“ nach Reifnitz in Unterkrain, wo er sich weitere neun Jahre in der Seelsorge und in wissenschaftlichen Arbeiten rastlos thätig zeigte. Weil jedoch auch das Landleben ihn noch immer zuviel von seinen gelehrten Studien abzog, gab er 1676 auch [315] diesen Posten auf und zog sich – nachdem er nacheinander die Anträge als Bibliothekar zu Kaiser Leopold I. und zum Erzbischofe von Salzburg zu kommen dankend abgelehnt – ganz als Privatmann in sein Haus nach Laibach zurück, um sich hier fortan ungestört der heimathlichen Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung zu widmen! Jetzt schritt er bald (1679) an die Drucklegung desjenigen Werkes, das er als seine Lebensaufgabe betrachtet, der „Carniola antiqua et nova“ (siehe unten), welches die krainischen Stände bereits durch nahezu ein Jahrhundert her in den Vorarbeiten mit jährlich 200 Gulden subventionirt hatten und dessen nun nahe gerücktes Erscheinen für die autonome Landesstelle mitbestimmend wurde, den Bitten Schönleben’s betreffs Errichtung einer landschaftlichen Buchdruckerei in Laibach nachzugeben. Aus der 1678 errichteten landschaftlichen Druckofficin des aus Salzburg berufenen Buchdruckers und Buchhändlers Joh. Bapt. Mayr gingen vorerst ein paar Publicationen Schönleben’s, dann rasch nacheinander eine Reihe heimathlicher Werke verschiedener Art hervor. S. selbst konnte sich aber weder an dieser Anstalt, noch an dem mittelbar durch ihn wachgerufenen edlen Wettstreit der vaterländischen Litteratur lange mehr erfreuen, die sich dann (1692) zu einer noch heute in der Laibacher philharmonischen Gesellschaft nachklingenden „Academia Operosorum“ enge zusammenschlossen, welche künstlerisch-gelehrte Vereinigung viele Jahre vor ihrem officiellen Auftreten vorbereitet worden und auf Schönleben’s Anregung zurückzuführen ist, begegnen wir doch in einem allerersten Mitgliederbrouillon auch seinem Namen, wie er denn auch der Academia Gelatorum in Bologna als „Il ritirato“ angehört hat. Doch schon 1681 mußte er aus dem Leben scheiden, er verfiel in eine hitzige Krankheit, die ihn nach drei Wochen, am 15. October, dahinraffte im 63. Jahre seines Alters, das er nach dem antiken Glauben öfters als sein „annum climactericum“ bezeichnet hatte. Sein Leichnam wurde in der Jesuitenkirche, der heutigen Stadtpfarrkirche St. Jacob, beigesetzt und in der lateinischen Grabschrift ward sein Name als „ein für das Vaterland unsterblicher“ gepriesen. Seine trefflich gewählte Bibliothek hat er der Gesellschaft Jesu testirt, leider ist dieselbe beim Brande des Laibacher Collegiums (im 18. Jahrh.) zu Grunde gegangen.

S. war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller. Man kennt 37 von ihm im Druck erschienene Werke, von den ungedruckt oder nur bis zum Entwurf gediehenen nicht zu reden, die werthvollsten seiner Schriften sind unzweifelhaft seine historischen. Hatte seine im J. 1674 erschienene „Aemona vindicata“ schon Aufsehen erregt, so steigerte sich dieses mit der Veröffentlichung des 1. Theiles seiner „Carniola antiqua et nova“ (1681), welche neben einer Topographie des Landes eine bis zum Jahre 1000 reichende, umfassende Geschichte des Herzogthums Krain und der zu verschiedenen Zeiten dazu gehörigen Territorien enthält und allgemeine Anerkennung fand. S. ist mit diesem Werke der bahnbrechende Vorläufer eines Valvassor, Linhart, Dimitz u. a. geworden.

Vgl. außer den handschriftlichen Nachrichten in der Wiener Hofbibliothek und dem krainerischen landschaftl. Archiv in Laibach und Schönleben’s Schriften die Acta eruditorum, Leipzig 1762. – Valvassor, Ehre des Herzogthums Krain und dessen Biographie von dem Unterzeichneten (Laibach 1866). – Schmit-Tavera, Bibliographie zur Gesch. des österr. Kaiserstaates I, 1, S. 13. – Aschbach, Gesch. der Wiener Universität, I. Bd. und des Unterzeichneten Geschichte des deutschen Buchhandels in Krain im Archiv f. Gesch. des deutschen Buchhandels.