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ADB:Schier, Christian Samuel

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Artikel „Schier, Christian Samuel“ von Robert Boxberger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 184, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schier,_Christian_Samuel&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 11:48 Uhr UTC)
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Schiele: Christian Samuel S., deutscher Dichter des 19. Jahrh., geb. am 31. März 1791 zu Erfurt, wo sein Name noch in gutem Andenken ist, Sohn eines Handwerkers, nahm an den Befreiungskriegen Theil als Lieutenant im Jägerdetachement des preußischen 16. Linien-Infanterieregiments und studirte darauf in Jena. Dort ward er in die burschenschaftlichen Bestrebungen verwickelt und besonders beim Wartburgfest 1817 so blosgestellt, daß er sich durch die Flucht retten zu müssen glaubte. Er ging nach New-York, wo er besonders durch seine musikalischen Gaben sowie durch seine geselligen Talente sein Leben fristete. Die Musik (Harfe) hatte er schon als Erfurter Chorknabe getrieben und war durch sie der Dichtung zugeführt worden. Nach seiner Rückkehr, 1820, nahm er seinen Wohnsitz in Köln und ward auch hier wie in New-York der Mittelpunkt der Geselligkeit; besonders verdankte ihm Köln eine zeitgemäße Umgestaltung des Carnevals. Aber seine Lebenszeit war nur noch kurz bemessen. Er starb daselbst nach längeren Leiden schon am 4. December 1824. An seinem Grabe hielt sein Freund, der Dichter Wilhelm Smets, eine Standrede und widmete ihm einen Nachruf in der Kölnischen Zeitung 1824, Nr. 196, worin er ihn so schildert: „Schon seine früheste Jugend verdüsterten widrige Schicksale, die seinen großen dichterischen Anlagen einen Anstrich von Schwermuth gaben, welcher sich aber ein heller, ungetrübter Geistesblick und ein fast trotzender männlicher Ernst zugesellte, was besonders seinen lyrischen Erzeugnissen einen so großen Zauber und Werth verleiht. Er stellte, sozusagen, eine eigene Gattung derselben auf, indem sie am Ende meistens eine gleichsam epigrammatische Wendung nehmen. – – Der Plan zu einer Trilogie „Karl V“ beschäftigte ihn in den letzten Monaten seines Lebens, und er hatte bereits manches ergiebige Material dazu gesammelt. Den Freunden seiner Muse müßte eine Sammlung seines Nachlasses nebst einer ausführlichen Biographie höchst erfreulich sein; auch sind bereits Schritte dafür geschehen.“ Aber es ist nichts davon erschienen. Er selbst veröffentlichte: „Erfurt’s Entstehung. Ein thüringisches Vaterlandsgedicht in 2 Gesängen“ (1813); „Gedichte, 1. Band“ (1813); „Die Fischer. Roman.“ (1813, 2. Aufl. 1818); „Sonnenwenden-Parabeln“ (1814); „Johannes Huß. Dramatisches Gemälde in 5 Acten“ (1819); „Eichenblätter. Gedichte“ (1820); „Raphael Mengs oder die Künstlerliebe. Drama in 2 Acten“ (1822); „Die Macht des Wahnes oder die beiden Diaz. Tragödie“ (1824) von Goedeke unter die Schicksalstragödien eingereiht; „Gedichte. Neueste Gabe“ (1824); „Palestrina. Künstlerdrama in 2 Acten. Nebst einer Zugabe lyrischer Gedichte und einem Festspiel: „Der Künste Morgenröthe“ (1824). Seine Ballade „Die Hand“ war, wie Goedeke bemerkt, lange beliebtes Declamationsstück.

Außer dem erwähnten Nachruf W. Smets’ und Fr. A. Schmidt, Neuer Nekrolog der Deutschen 1824, II, S. 1224–1226, wurden mündliche Mittheilungen des verstorbenen Erfurter Stadtraths Herrmann benutzt.