Zum Inhalt springen

ADB:Schiller, Karl Christian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schiller, Karl“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 250–251, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schiller,_Karl_Christian&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 15:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schiller, Julius
Nächster>>>
Schiller, Karl
Band 31 (1890), S. 250–251 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand August 2019, suchen)
Karl Christian Schiller in Wikidata
GND-Nummer 121758540
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|31|250|251|Schiller, Karl|Karl Ernst Hermann Krause|ADB:Schiller, Karl Christian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=121758540}}    

Schiller: Dr. Karl Christian S., Lexikograph der mittelniederdeutschen Sprache, war zu Rostock am 11. November 1811 geboren, † zu Schwerin in Mecklenburg am 4. August 1873. Vorgebildet unter Sarpe auf der „großen Stadtschule“ (Gymnasium) seiner Vaterstadt, studirte er ebenda und in Leipzig, wo Gottfried Hermann wesentlich auf ihn einwirkte, classische Philologie, gehörte auch der „Griechischen Gesellschaft“ an. 1834 erhielt er eine Lehreranstellung am Gymnasium Fridericianum zu Schwerin, dem er dann bis Ostern 1873 angehörte. Bis 1855 hin blieb er vorzugsweise bei den classischen Sprachen, gab 1835 eine neue Bearbeitung des Andocides, später noch einige Schulprogramme heraus, wandte sich aber mehr und mehr den niederdeutschen Studien, speciell zunächst der im mecklenburgischen Volke lebenden Sprache und den an Bräuchen und dem ländlichen Leben haftenden Ausdrücken zu. Sein eifriges Sammeln erstreckte sich bald auf die mittelniederdeutsche Litteratur und die Urkunden und brachte viel ungeahnten Stoff ans Licht, dessen Reichthum zuerst seine drei in Programmen erschienenen Hefte „Zum Thier- und Kräuterbuche des Mecklenburgischen Volkes“ (1861–64) ahnen ließen. Allmählich lebte er sich in den Gedanken eines Wörterbuches hinein, 1867 erschienen „Beiträge zu einem Mittelniederdeutschen Glossar“, auch einzelne kleinere Auseinandersetzungen in K. Bartsch’s Germania; dann veranlaßte ihn Stadtarchivar Dr. Hänselmann zum 1. Bande der Braunschweiger Chroniken das Glossar zu schreiben (1868). Nach seinem Lebens- und Studiengange hatte S. nur einseitig sammeln können; als er mit seiner Absicht, an ein umfangreicheres mittelniederdeutsches Wörterbuch zu gehen, 1867 hervorgetreten war, fand er in Dr. August Lübben (s. A. D. B. XIX, 813–815) einen ebenfalls auf seinem westelbischen, namentlich oldenburgischen Gebiete in örtlich beschränkter, aber wissenschaftlich ungleich bedeutender vertieften Weise sammelnden Collegen, den das germanistische Studium dazu vorzugsweise befähigt hatte. Auch Lübben hatte ursprünglich nicht an eine lexikalische Arbeit größeren Umfangs gedacht. Jetzt vereinigten sich beide Männer zu gemeinsamer Verarbeitung ihrer sich trefflich ergänzenden Sammlungen, und schon Pfingsten 1871 konnten auf der grundlegenden Versammlung des Hansischen Geschichtsvereins zu Lübeck die Probebogen des „Mittelniederdeutschen Wörterbuchs“ den Fachgenossen vorgelegt werden. Sie fanden eine freudige Aufnahme und eine warme Befürwortung durch den besonderen Freund der niedersächsischen Sprache, den Vorsitzenden, Professor Wilhelm Mantels [251] (s. A. D. B. XX, 253 ff.); im October 1871 luden die Herausgeber zur Subscription ein, die erste Lieferung trug die Jahreszahl 1872, nur die dritte (bis „Bone“) sollte S. noch erleben. Den hohen Werth des Werkes erkannte sofort die Germanistensection in der Philologen- und Schulmännerversammlung zu Leipzig im Herbste 1872 an und erbat zu besserer und rascherer Förderung, da die Subscriptionen die Kosten nicht zu decken vermochten, bei Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm I. einen Zuschuß zur Herausgabe, der bewilligt und bis zur Beendigung des Werkes vom Reichskanzleramte gezahlt wurde. Außerdem wurden die Landesfürsten der beiden Herausgeber von derselben Section um deren Beurlaubung von Amtsgeschäften (unter Beibehaltung des Gehaltes) ersucht. Der Großherzog Friedrich Franz II. bewilligte sofort den Urlaub für S. von Ostern 1873 an, ein schließlich blutvergiftendes, ursprünglich gering geachtetes Fußleiden entriß ihn aber schon im August der eben mit größtem Eifer begonnenen, nun ausschließlich gelehrten Arbeit. Schiller’s Sammlungen, die von der Familie ängstlich gehütet und nur bruchstückweise ausgeliefert wurden, hat Lübben dann ferner in sein eigenes Material, z. Th. mit großer Aufopferung, eingearbeitet; von der geplanten Hülfseinstellung des Fachmannes Dr. Karl Nerger mußte aus Etikettefragen, welche von Angehörigen des Verstorbenen angeregt wurden, abgesehen werden. So übernahm Lübben schließlich die wissenschaftliche Leistung und die Last allein, erhielt aber den mäßigen Ertrag nur zur Hälfte. Der erste Band wurde 1875, das ganze Werk mit dem 5. Bande 1880, ein 6. Ergänzungsband 1881 vollendet. S. starb, wie er gelebt hatte: ein anspruchsloser, zu wissenschaftlicher Hülfe stets bereiter Gelehrter.

Nekrolog in den Mecklenb. Anzeigen vom 5. August 1873. – Nekrolog in der Vorrede zu Bd. 1 des Mittelniederdeutschen Wörterbuchs (von Lübben). – Eigene Kunde aus den Verhandlungen des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung.