ADB:Schmidt, Johann

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Artikel „Schmidt, Johann“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 733–734, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmidt,_Johann&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 15:45 Uhr UTC)
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Schmidt: Johann S., lutherischer Theolog und Litterat des XVII. Jahrhunderts, mehr durch seine unglücklichen Lebensschicksale als durch seine Schriften bekannt, ist geboren im September 1639 zu Nördlingen in Schwaben, † am 3. April 1689 in dem Dorfe Baldingen bei Nördlingen. – Als zehnjähriger Knabe hatte er das Unglück, das eine Auge durch einen Schlag, das andere durch die Ungeschicklichkeit des Wundarztes zu verlieren, und war daher genöthigt, das beabsichtigte Studium aufzugeben und sich auf die Musik zu legen, um durch diese seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nach 6 Jahren kehrte er wieder zum [734] Studium zurück, besuchte das Gymnasium zu Nördlingen und bezog 1661 die Universität Straßburg. Hier wurde er Magister und poeta laureatus, hielt Privatvorlesungen über Logik und Politik, Disputationen und Reden, die mit Beifall aufgenommen wurden. Zur Erlernung der französischen Sprache ging er 1665 nach Mömpelgard, besuchte verschiedene deutsche Universitäten und habilitirte sich 1667 in Jena, wo er drei Jahre lang philosophische und theologische Vorlesungen hielt. 1670 wurde er in seine Vaterstadt Nördlingen berufen, um den erkrankten Superintendenten im Predigen zu unterstützen. Nach dessen Wiedergenesung kehrte er 1674 nach Jena zurück, wo er von Herzog Ernst von Gotha († 1674) einen kleinen Jahrgehalt von 30 Thlr. erhielt. Er konnte aber damit nicht auskommen, „weil er eine Frau genommen, die alle Jahre ein Kind kriegte und überdies sehr mürrisch und zänkisch war“. Deshalb ging er nach Wittenberg, von da nach Dänemark, reiste zwei Jahre in Deutschland umher und ließ sich zuletzt in seiner Vaterstadt Nördlingen nieder, wo er aus Noth einen Weinschank anfing und in dem benachbarten Dorfe Baldingen einen Gasthof kaufte, der nach seinem Besitzer „das blinde Eck“ genannt wurde. In der Zeit seiner akademischen und pastoralen Wirksamkeit hatte er verschiedene Schriften philologischen, philosophischen und theologischen Inhalts, Predigten, Andachtsbücher und Gedichte herausgegeben (z. B. Betpostille, Sonntagsandachten, Jesuskalender, Kriegsbußgebete u. dgl.), auch einige Reden über die Folgen der Blindheit und über Blindenunterricht („De oculis ad vitia patranda conferentibus“ und „De visu carentium conditione a literarum amore nulla ratione excludendorum“).

Schelhorn, Amoenitates lit. XII, 515 ff. – Jöcher, Gelehrtenlexikon 17, 291. – Zedler, Universallexikon. – Biographie univ. t. 41, p181.