ADB:Schmidt, Rasmus

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Artikel „Schmidt, Rasmus“ von Karl Friedrich Ledderhose in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 13–14, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmidt,_Rasmus&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 00:24 Uhr UTC)
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Schmidt: Rasmus S., Missionar der evangelischen Brüdergemeine unter den freien Negern im Buschlande Surinams, ist in Wilstrup in Nordschleswig am 23. Juni 1792 geboren. Sein Vater war ein armer Schneider. Nicht dieser, sondern seine Mutter, eine ernst gesinnte Frau, hatte einen gesegneten Einfluß auf ihn. Dazu kam die Arbeit eines treuen Seelsorgers in Wilstrup an dem Herzen des Knaben, der nach seiner Confirmation die Schneiderprofession erlernte und mit seinem Vater in die Kundenhäuser ging. Es war für ihn ein guter Weg, daß er im J. 1812 in die Brüdergemeine Christiansfeld in Schleswig kam. Hier erkannte man bald seine schöne Begabung, so daß man ihn Andachten halten ließ. Im J. 1830 erhielt er einen Ruf zum Dienst bei der Mission in Surinam, der holländischen Colonie. Dieser unerwartete Ruf bewegte ihn tief und in seiner Demuth meinte er sogar, es sei ein Mißgriff. Ehe er abreiste, trat er noch in den Ehestand mit Margarethe Wilhelmine Lassen, und nachdem er sich die Sprache der Neger, das sogenannte Neger-Creolisch, angeeignet hatte, konnte er schon im April 1832 ihnen das Evangelium verkündigen. Aber sein eigentliches Arbeitsfeld war das Buschland. Dort in den Urwäldern hatten sich schon im vorigen Jahrhundert Neger angesiedelt. Es waren meistens Sklaven, die den grausamen Mißhandlungen ihrer Herren in der Colonie entflohen waren. Es setzte blutige Kämpfe zwischen beiden Parteien ab. Endlich im Mai 1761 kam ein Friede zustande. Eine Geschichte der Buschneger gibt es nicht. Sie fängt erst an, wo sie mit den europäischen Colonisten in Berührung kommen. Schon lange, ehe S. seine Missionsarbeit unter ihnen begann, hatte die Brüdergemeine an diesen wilden Horden gearbeitet. Einige Jahre nach dem Frieden waren schon drei Missionare, unter denen Rudolf Stoll hervorragt, auf dem beschwerlichen und gefährlichen Wege in das Buschland. Der Obercapitän Abini war freundlich gegen sie gesinnt, aber sie waren doch ihres Lebens nicht sicher. Besonders die Zauberer, die das Volk bisher in den Banden des Aberglaubens festhielten, wütheten gegen die Missionare. Nach 2 Jahren vergeblicher Arbeit gewannen sie den Obercapitän, der wirklich ein aufrichtiger Christ wurde. Allmählich wurden die Neger ruhiger. Die Missionare ließen sich an einem Orte, Bambey, nieder, es traten jetzt mehrere Neger zur Kirche über; zu bedauern war nur und ist es noch immer, daß das mörderische Klima so manche Missionare aus ihrer Arbeit hinwegrafft. Wir können aber hier keine Geschichte der Buschnegermission geben, wir haben es nur mit Rasmus S. zu thun, den man mit Recht ihren Apostel genannt hat. Ehe er sich bleibend unter ihnen niederließ, unternahm er zwei Kundschaftsreisen in das Buschland. Die erste ging im Februar 1840 vor sich, seine Frau hatte sich angeschlossen, aber nur bis Berg en Dael. Es war eine mühselige Reise, [14] er fuhr mit sechs kräftigen Negern in einem ausgehöhlten Baumstamme. Unter einem Dächlein von Palmenblättern mußte er gegen Sonnenbrand und Regen gebückt sitzen. Es mußten viele gefährliche Wasserfälle überwunden werden, nur Neger können dies ausführen. Sie sangen dabei mit ihren hübschen Stimmen geistliche Lieder. Am Flusse liegen 43 Negerdörfer; er kehrte beim zwanzigsten um, nach Bambey zurück. Die Neger hatten ein Kirchlein gebaut, deren Einweihung durch S. auf feierliche Weise vor sich ging, aber er fühlte jetzt, daß er im Todtenlande war, wie die Neger selber es nennen. Fieberkrank kam er nach der Colonie zurück und genas nur langsam. Dann machte er mit seiner Frau eine Reise zu den freien Aukanegern und fand meistens günstige Aufnahme. Es war ihm klar geworden, daß eine ständige Mission unter den Buschnegern nöthig sei. „Wir bitten“, hatten sie beim Abschiede gesagt, „an uns arme Buschneger ferner zu denken und uns nicht ohne Lehrer zu lassen.“ Im December 1840 kam S. mit seiner Gattin unter Sturm und Regen über die vielen Wasserfälle am Orte seiner Bestimmung an. Die Freude der Neger war groß. Bambey lag auf der Höhe, während unten Gingee von Heiden bewohnt war; er lud sie ein, heraufzuziehen. Oben hielt er Schule und die Versammlungen in dem Kirchlein waren zahlreich besucht. Es war ein ernster Kampf, den S. mit dem Heidenthume und seinen Gräueln zu führen hatte, aber er verzagte nicht. Wenn nur nicht das mörderische Klima auch ihm zugesetzt hätte! Trotzdem arbeitete er fort, auch in der anstrengungsvollen Charwoche und durfte mit Freude wahrnehmen, wie der ausgestreute Same des göttlichen Wortes anfing aufzugehen. „Wie ganz anders als der Schluß des vorigen Jahres war dies Mal der Jahreswechsel“, schreibt S., „damals schrieen und tobten die Heiden um uns herum und dies Mal war es ganz still.“ Die kleine Negergemeinde zählte 85 Seelen. „Unser Häuflein hier ist mit einem Stück Land zu vergleichen, wo zwar einmal der Wald gefällt und abgebrannt worden, aber das Gesträuch wieder so aufgewachsen ist, daß es noch Zeit und Geduld bedarf, bis Alles wieder gereinigt und bepflanzt werden kann und sich durch Gottes Segen die Früchte zeigen.“ In seinen Berichten hat er interessante Mittheilungen gemacht, nicht bloß erfreuliche, sondern auch schmerzliche, denn er gab die Dinge wie sie lagen. Es war nur zu beklagen, daß die Arbeit dieses im guten Sinne einfältigen und kindlich gläubigen Apostels der Buschneger so bald still gestellt werden sollte. Am 6. April 1845 hielt er seine letzte Predigt. Vermuthlich hatte er sich bei der Welschkornernte zu sehr angestrengt. Am Montag hielt er noch Schule und am Abend Betstunde. In der Nacht erwachte er mit Blutbrechen. Einige Tage hintereinander wiederholte sich dies. Seine Gattin und die Christen waren aufs tiefste erschüttert, denn sie fühlten, was für ein Verlust ihnen bevorstehe. Da hielt den Sterbenden der Stationsgehülfe Hiob, ein Sohn des verewigten Obercapitäns Johannes Abini, in seinen Armen und sprach im Namen der Gemeine Worte des Dankes. Freundlich lächelnd vernahm der Sterbende dieses Bekenntniß und verschied am 12. April.

Vgl. Die Mission unter den freien Buschnegern in Surinam von K. F. Ledderhose, 2. Auflage. Heidelberg 1854.