ADB:Schobinger, Bartholomäus (St. Galler Handelsherr)

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Artikel „Schobinger, Bartholomäus“ von Johannes Dierauer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 209–210, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schobinger,_Bartholom%C3%A4us_(St._Galler_Handelsherr)&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 14:00 Uhr UTC)
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Schobinger: Bartholomäus S., St. Gallischer Handelsherr und Freund der Wissenschaften, geboren am 14. Januar 1500, † am 16. Juli 1585. Er entstammte einer Familie, die seit dem 14. Jahrhundert im Dienste der Abtei St. Gallen emporgekommen war, erwarb sich 1525 bei Anlaß seiner Verheirathung mit der Tochter des Zunftmeisters Michael Schappeler das Bürgerrecht der Stadt und gelangte in der Folge durch seinen Eisenhandel zu großem Reichthum. Dabei bewahrte er einen weiten Blick für öffentliche Angelegenheiten und gelehrte Fragen. Er diente dem städtischen Gemeinwesen 32 Jahre lang (bis 1582) als Rathsherr und schloß sich eifrig der kirchlichen Reformbewegung an. Mit dem nur wenig jüngern Johanneis Keßler (s. A. D. B. XV, 657) [210] und wohl auch mit Vadian war er eng befreundet. Im übrigen interessirte er sich vorzüglich für die chemische Wissenschaft seiner Zeit, oder, wie eine im 17. Jahrhundert durch Dr. Sebastian S. angelegte Familienchronik sagt: es war ihm nichts lieber, als die „Natur und Eigenschaft aller natürlichen, wie auch durchaus allerlei geheime, schöne und nützliche Künste zu erforschen“. Er trat in persönliche Verbindung mit Paracelsus, als dieser 1531 in St. Gallen weilte (s. A. D. B. XII, 676). Daß ihm in jüngeren Jahren der Weg zu einer eigentlich gelehrten Bildung verschlossen worden war, bedauerte er selbst aufs tiefste. Seinem in Augsburg studirenden Sohne Bartholomäus schrieb er 1562: „Es hat mich zwar der allmächtig Gott mit Reichthum begabet, ich aber wollt meine Jugend für denselben wünschen, allein um der Erlernung willen.“ Durch Ferdinand I. erhielt er 1531 und 1560 mit verschiedenen Brüdern und Neffen Wappenbriefe. Seine Züge überliefert eine große Medaille, die 1527 für ihn angefertigt worden ist. – Von seinen Söhnen haben David und Tobias das Geschlecht in St. Gallen fortgepflanzt. Ein Sohn David’s war Bartholomäus (1566–1604), ein gelehrter Jurist, der eine bedeutende Bibliothek mit seltenen Manuscripten sammelte und die Schriften Vadian’s herausgeben wollte, aber an der Verwirklichung dieses Planes durch einen frühen Tod gehindert wurde.

Stemmatologia Sangallensis im Stadtarchiv St. Gallen. – Bürgerbuch der Stadt St. Gallen 1887, S. 338. – Näf, St. Gallische Denkmünzen. St. Gallen 1871. – Schubert und Sudhoff, Paracelsus Forschungen. 2. Heft (Frankfurt 1889), S. 140 ff.