ADB:Schodeler, Wernher (Schweizer Chronist)
Diebold Schilling mit Zusätzen betreffend Bremgarten und Umgegend (auch Zürich) besteht, im spätern aber mehr eigenthümliches enthält. Abgeschrieben und mit Einschaltungen und Fortsetzungen versehen wurde dieselbe theils von Wernher S. (II.), dem jüngern Sohne des Schultheißen, der 1572–87 das Amt des Stadtschreibers in Bremgarten (nach seinem ältern Bruder Meinrad, Stadtschreiber 1545–70) versah und als der Letzte des Geschlechts starb, theils (1573) von einem Balthasar S. Abschriften dieser Werke finden sich in den Bibliotheken von Aarau, Bern, Einsiedeln, St. Gallen; eine theilweise Copie in Zürich. Von der eigenhändigen Arbeit des Schultheißen Wernher besitzt das Archiv zu Bremgarten einen die Zeit von 1436–65 (Schilling’s „Alten Zürichkrieg“) umfassenden, mit illuminirten Zeichnungen gezierten Band, den der Verfasser seinem Schwäher Heinrich Wirz von Zürich, Einsiedeler-Amtmann in Uetikon am Zürichsee, geschenkt und nach dessen Hinschied wieder an sich gezogen haben mag. Vorangesetzte Notizen aus ältern zürcherischen Aufzeichnungen und ein [212] eingeschalteter österreichischer Bericht über den Krieg von 1436, von einer andern Hand als Schodeler’s geschrieben, scheinen von Wirz herzurühren. Um 1790 ging dieser Band aus dem Besitze des Schultheißen Honegger in Bremgarten an das städtische Archiv über, das ihn früher schon besessen hatte. Der spätere Theil des Originalwerkes befindet sich in der Kantonsbibliothek in Aarau. Aus einer Berner Abschrift des erstern Theiles veröffentlichte Studer 1871 im Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern (Bd. VII) die Zusätze Schodeler’s zu Schilling’s Text, aus dem spätern Theile Th. v. Liebenau 1885 (Anzeiger für schweiz. Geschichte V, 356 ff.) einige sehr bemerkenswerthe Stücke. Irrthümlich hat man dem Schultheißen Wernher (I) einen Text des sogen. großen Sempacherlieds zugeschrieben, den erst Wernher (II) oder Balthasar S. ihren Bearbeitungen der Gesammtchronik einverleibten.
Schodeler: Wernher S. (I) (Schodoler, irrig Schedeler), schweizerischer Chronikschreiber, † 1540. – S. stammte aus einem Geschlechte, dessen Name schon Ende des 13. Jahrhunderts im aargauischen Reußthale (Freiamt) vorkommt, das im 15. Jahrhundert in der Stadt Bremgarten daselbst saß, zu den angesehenen Familien zählte und schon damals öfter die Schultheißenwürde bekleidete. Er selbst, zuerst im J. 1481 als Kanzleigehülfe in Bern erwähnt, wurde nachmals – spätestens 1514 – Stadtschreiber in Bremgarten, Mitglied des Rathes und 1520 Schultheiß, in diesem Amte von da an abwechselnd mit Andern, bis zu seinem Hinschiede. Der Reformation abgeneigt und nach Unterwerfung der Stadt durch die katholischen Orte der Eidgenossenschaft, im Spätjahr 1531, für die ausschließliche Wiederherstellung des alten Glaubens eifrig bemüht, scheint er doch ein friedliebender Mann gewesen zu sein. Er schrieb eine schweizerische Chronik, die bis 1525 reicht, in ihren älteren Theilen, mindestens bis 1480, wesentlich aus einer Copie der Chronik des Berners- G. E. Haller, Bibliothek der Schweiz. Geschichte IV, Nr. 385; V, Nr. 166. Bern 1786–87. – Martin Usteri († 1827), Zürchercopie des Bremgarter Msc. – Kurz u. Weißenbach, Beiträge zur Geschichte und Litteratur aus den Aarg. Archiven und Bibl. Aarau 1846, S. 89 ff. – G. Studer, 1871 s. oben. – Argovia, Zeitschrift der histor. Gesellschaft des Kantons Aargau VI, 1–125; VIII, 1–138. Aarau 1871 u. 1874. – Th. v. Liebenau, 1885 s. oben. – Derselbe, Die Schlacht bey Sempach. Gedenkbuch etc. Luzern 1886.