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ADB:Schrader, Lorenz

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Artikel „Schrader, Lorenz“ von Erich Fink in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 178–179, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schrader,_Lorenz&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 02:14 Uhr UTC)
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Schrader: Lorenz Sch., Doctor und osnabrückischer Rath, stammt aus einer zu Halberstadt ansässig gewesenen Familie und wird etwa um 1530 geboren sein. Obwohl protestantischer Religion, war er ein eifriger und geschickter Vertreter der katholischen Interessen, soweit ihm diese Aufgabe kraft seiner amtlichen Stellung durch die Osnabrücker Bischöfe übertragen worden ist. Er begegnet zum ersten Mal im J. 1566 auf dem Augsburger Reichstag, wohin ihn Bischof Johann IV. von Hoya entsandt hatte. Unter dessen Nachfolgern ist Sch. ebenfalls sehr häufig zu auswärtigen Geschäften und diplomatischen Missionen verwandt worden. Besonderer Gunst erfreute er sich beim Bischof Heinrich III., der zugleich Erzbischof von Bremen war. Als mit dem Tod Johann’s IV. 1574 der Bischofsstuhl in Osnabrück frei wurde, zählte auch der Bremer Kirchenfürst zu den Bewerbern, und es war das besondere Verdienst Schrader’s, daß die Wahl schließlich auf den Erzbischof Heinrich fiel. Schrader’s staatsmännische Begabung scheint unter diesem ihm dankbar ergebenen Bischof ganz zur Entfaltung gekommen zu sein. Nicht bloß zur Erledigung wichtiger auswärtiger Angelegenheiten benutzte ihn der Bischof, sondern auch in Geschäften der inneren Landesverwaltung holte er den Rath des erfahrenen Politikers ein und übertrug ihm in Verhinderung des Kanzlers dessen Geschäftsführung. [179] Als im J. 1584 Bischof Heinrich III. wegen einer Reise außer Landes eine Regierungscommission einsetzte, gehörte auch Sch. zu ihren Mitgliedern und ihm fiel die heikle Aufgabe zu, den Entwurf über die Befugnisse der Commission beim Domcapitel durchzudrücken. Seiner Geschicklichkeit gelang es, den ursprünglich widerstrebenden Domherren ihre, wenn auch ungern ertheilte Zustimmung abzuringen. Daß Bischof Heinrich sich des bewährten Mannes nicht bloß für das Bisthum Osnabrück bediente, sondern ihn auch in Angelegenheiten seiner Erzdiöcese Bremen verwandte, läßt Sch.’s Bezeichnung als bremischer Rath erkennen.

Als Bischof Heinrich III. 1585 starb, war es das Osnabrücker Domcapitel, welches jetzt auf Sch. zurückgriff, um die Wahl des ausersehenen Candidaten Bernhard, Grafen von Waldeck, zum Bischof durchzusetzen. Wie sich das Verhältniß Schrader’s zu dem neuen Herrn gestaltete, ebenso zu dessen Nachfolger, dem Bischof Philipp Sigismund, bedarf noch näherer Untersuchung. Wenn er besonders unter dem Letzteren gegen früher weniger hervortrat, so lag wohl der Grund hierfür nicht zum wenigsten in dem zunehmenden Alter. Er scheint 1606, wo er zum letzten Mal in amtlicher Eigenschaft begegnet, oder bald danach gestorben zu sein.

Um zu einem abschließenden Urtheil über die Persönlichkeit dieses Mannes zu gelangen, dazu reicht das vorhandene Material nicht aus, aber immerhin darf ohne Uebertreibung behauptet werden, daß Schrader’s Antheil an den Ereignissen der inneren und ganz besonders der äußeren Politik des Bisthums Osnabrück während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausschlaggebend gewesen ist. Dies im einzelnen zu prüfen, würde eine lohnende Aufgabe sein. Für die Vielseitigkeit Schrader’s möchte noch der Umstand bezeichnend sein, daß Bischof Heinrich III. kurz vor seinem Tode ihm die Bauleitung des für Osnabrück geplanten Residenzschlosses übertrug, eine Aufgabe, der er freilich doch nicht ganz gewachsen gewesen zu sein scheint; sie verwickelte ihn in Differenzen und drohte ihm eine Klage beim Rathe einzubringen. Seine Stellung und seine vielfachen Beziehungen zu auswärtigen Höfen und Würdenträgern machten ihn außerdem zu einem Mann, dessen Vermittlung und Fürsprache gesucht war, besonders von dem Adel, der sich seiner Hülfe für private Zwecke bediente. Den lebhaften Pfründenhandel, den Sch. bereits in jüngeren Jahren während seines mehrjährigen Aufenthaltes zu Rom gepflogen hat, soll er auch in späterem Alter bei seinen Reisen und Aufträgen ziemlich schwunghaft weiter betrieben haben.

Im J. 1594 kaufte er das Gut Bringenburg zu Werfen im Kreise Tecklenburg. Seine nicht unerhebliche Bibliothek überwies er der Stadt Osnabrück als Grundstock zu einer Stadtbibliothek; sie ist später mit dem Bücherbestande des Rathsgymnasiums vereinigt worden. Eine Tochter war verheirathet mit Cord v. d. Burg, sein Sohn Heinrich hat längere Zeit als Bürgermeister von Osnabrück gewirkt.

Vgl. zu den sehr zerstreuten Nachrichten über Schrader das alphabetische Sachregister zu Bd. I-XVI der Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück, ferner Forst, Heinrich von Sachsen-Lauenburg … in seinen Beziehungen zur Römischen Curie in Bd. XVIII der genannten Mittheilungen etc., und den Registerband zu C. Stüve’s Geschichte des Hochstifts Osnabrück.