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ADB:Schreber, Moritz

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Artikel „Schreber, Daniel Gottlieb Moritz“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 464–465, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schreber,_Moritz&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 14:56 Uhr UTC)
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Band 32 (1891), S. 464–465 (Quelle).
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Schreber: Daniel Gottlieb Moritz S., Arzt und Pädagog, wurde am 15. October 1808 zu Leipzig als der Sohn eines Advocaten geboren, erhielt daselbst seine Schulbildung und studirte seit 1826 an der dortigen Universität Medicin. Nachdem er 1833 die Doctorwürde erlangt hatte, begab er sich auf Reisen; als ärztlicher Begleiter eines russischen Edelmanns besuchte er mehrere Mineralbäder Deutschlands, hielt sich längere Zeit im mittleren und südlichen Rußland auf, besuchte auf der Heimkehr Wien, Prag und Berlin und wußte einen längeren Aufenthalt an diesen Orten für seine Fortbildung nutzbar zu machen. Später machte er in gleichem Interesse eine Reise nach Belgien, England und Frankreich. Im J. 1836 ließ er sich als praktischer Arzt in Leipzig nieder und übernahm hier 1844 die orthopädische Heilanstalt des nach Dorpat berufenen Prof. Dr. Carus, der er bald nachher in einem eigens dazu errichteten Gebäude eine zeitgemäße Erweiterung und innere Umgestaltung gab. Er leitete diese Anstalt bis zum Jahre 1859 und starb am 10. November 1861. – Als Schriftsteller bearbeitete S. besonders das Gebiet der ärztlichen Pädagogik. Er hatte, wie er selbst sagt, das Hauptziel seiner Lebensaufgabe darin erblickt, „den Aufbau einer rationellen Erziehungswissenschaft nach Kräften anzuregen und anzustreben, d. h. einer solchen, wobei nicht nur der physische, sondern auch der disciplinäre, doctrinelle und moralische Theil auf den richtig erkannten physischen Grundbedingungen fußt, von einer Entwicklungsstufe zur andern denselben sich naturgemäß anschließend, und wobei überhaupt die sich entwickelnde Menschennatur als Ganzes, also in harmonischer Vereinigung der leiblichen und geistigen Seite aufgefaßt wird.“ S. schreibt die noch vorhandenen Mängel einer gediegenen naturgemäßen Erziehungswissenschaft „jener Halbirung der Menschennatur zu, infolge deren die ärztlichen Pädagogen, hauptsächlich nur die physische Seite als ihr Object betrachtend, die Psychologie des Kindes außer Acht ließen, die Pädagogen im eigentlichen Sinne dagegen, die moralische Seite bearbeitend, den dieser zu Grunde liegenden physischen Verhältnissen und Gesetzen viel zu fremd blieben. Jene wollen Stamm und Wurzel cultiviren, ohne sich um Blüthe und Frucht zu kümmern, diese wollen die letzteren bilden, ohne die Lebensgesetze der ersteren gründlich zu kennen. Das Object der Erziehungswissenschaft ist aber das Ganze der Menschennatur. Die Erziehungskunst kann daher nur dann eine wahrhaft gedeihliche und die Menschheit von Generation zu Generation veredelnde werden, nur dann im Gleichgewichtsverhältnisse mit den verschiedenartig sich gestaltenden und sich erhöhenden Lebensanforderungen bleiben, wenn sie jene harmonische wissenschaftliche Grundlage hat.“ Von diesem Grundgedanken beseelt, hat S. denselben auch in seinen Schriften zu verwirklichen gestrebt, als deren vorzüglichste die „Kallipädie oder die Erziehung zur Schönheit durch naturgetreue und gleichmäßige Förderung normaler Körperbildung, lebenstüchtiger Gesundheit und geistiger Veredelung“ (1858) anzusehen ist. Von seinen übrigen Schriften seien erwähnt: „Das Buch der Gesundheit“ (1839); „Das Turnen vom ärztlichen Standpunkte aus“ (1843); „Die Verhütungen der Rückgratsverkrümmungen oder des Schiefwuchses“ (1846); „Die Eigenthümlichkeiten des kindlichen Organismus im gesunden und kranken Zustande“ (1852); „Kinesiatrik oder die gymnastische Heilmethode“ (1852); „Die schädlichen Körperhaltungen und Gewohnheiten der Kinder“ (1853); „Aerztliche Zimmergymnastik“ (1857); „Streitfragen der deutschen und schwedischen Heilgymnastik“ (1858); „Anthropos. Der [465] Wunderbau des menschlichen Organismus“ (1859); „Der Hausfreund als Erzieher und Führer zum Familienglück“ (1861); „Pangymnastikon“ (1862).

J. B. Heindl, Gallerie berühmter Pädagogen etc. II, 396 ff. – Pierer’s Jahrbücher III, 480.