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ADB:Schreiter, Johann Christoph

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Artikel „Schreiter, Johann Christoph“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 482–483, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schreiter,_Johann_Christoph&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 22:30 Uhr UTC)
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Schreiter: Johann Christoph S., gelehrter Theolog. Er war geboren am 26. Juni 1770 zu Mauersberg im sächsischen Erzgebirge als Sohn eines Bauern, studirte seit 1792 auf der Universität in Leipzig, wo er 1802 den Magistergrad erwarb. Darauf ward er 1805 Diaconus in Schleusingen. Er fand hier hinreichende Muße seine gelehrten Studien fortzusetzen und beschäftigte sich vorzugsweise mit den Schriften Philo’s, die ihre Früchte trugen. So erschien von ihm: „Wer sind die Gegner, die Philo in seinen Schriften bestreitet?“, in Keil u. Tzschirner’s Analecten 1812, I, 1; „Philo’s Ideen über Unsterblichkeit, Auferstehung und Vergeltung“, das. Stück 2; „Wer waren die Nichtjuden, deren spottenden Indifferentismus und frivole Irreligiösität Philo rügt und bekämpft“, [483] das. II, 2; „Philo’s Vorstellung von den Gattungsbegriffen und dem Wesen der Tugend“, das. III, 2. Diese Arbeiten hatten auf den Verfasser aufmerksam gemacht und es erfolgte daher seine Berufung an die Kieler Universität 1814 als ordentlicher Professor der Theologie. 1815 ward er hier hon. causa zum Dr. theol. creirt. 1816 ward er zugleich Director des homiletischen Seminars. Seine akademische Thätigkeit eröffnete er mit dem Programm „De modo oratori sacro in movendis animis servando“, Kil. 1815. Der Verfasser entwickelt hier die Grundsätze, nach welchen der christliche Prediger den Stoff für seine Vorträge zu wählen habe und zeigt dann, daß das Bestreben des Predigers, das Herz seiner Zuhörer zu rühren, von der Sorge für die Aufklärung des Verstandes unzertrennlich sein müsse und warnt namentlich vor einem antiprotestantischen Mysticismus. Das homiletische Seminar an der Universität wurde von ihm zunächst neu organisirt, wie er das beschrieben: „Einrichtung des homilet. Seminars auf der Univ. Kiel“, Kl. 1816. 1818 erschien von ihm: „Quaestiones quid de peccato ejusque ad Judam Cariotenium ratione et mente Daubii sit statuendum?“ Aus dem Englischen übersetzte er Herbert Marsh’s vergleichende Darstellung der protestantisch-englischen und der römisch-katholischen Kirche oder Prüfung des Protestantismus und Katholicismus nach dem gegenseitigen Gewicht der Grundsätze und Lehren dieser beiden Systeme, 1821, begleitet mit vielen gelehrten Excursen. S., der entschieden dem damals herrschenden Rationalismus huldigte, betheiligte sich auch an dem damaligen Thesenstreit als Gegner von Claus Harms. Er veröffentlichte: „Unpartheiische Kritik der auffallenden Behauptungen des Herrn Pastor Harms, vorzüglich die Vernunft, das Gewissen und ihr Verhältniß zur Offenbarung betreffend“, Eisenach 1821, 187 S. Er kämpft hier gegen die Ueberschätzung der Phantasie und gegen die unbedingt in Mysticismus ausartende Erhebung des Gefühls, sowie gegen die, seiner Meinung nach stattfindende Herabsetzung des Verstandes und der Vernunft. Es heißt, daß dieser Streit ihm sein Lebensende sehr verbittert habe. Er starb schon am 10. August 1821.

Sein Sohn Theodor Hilmar S., geboren am 24. October 1807 zu Schleußingen, 1834 Dr. philos. und Privatdocent in Kiel, ward 1837 Gymnasiallehrer in Rendsburg, 1844 Conrector in Husum, 1851 Pastor an der Kirche Friedrichsberg in Schleswig, † am 30. April 1868. Von ihm „Doctrina Plutarchi et theologica et moralis“, Lp. 1836; „Uebersicht der Reformationsgeschichte der Herzogth. Schleswig u. Holstein“, Husum 1850, etc.

Lübker-Schröder, S.-H. Schriftstellerlex. II, 533. – Köster, Geschichte des Studiums der prot. Theologie auf der Univ. Kiel, S. 23, Alt. 1825. – S.–H. Prov.-Ber. 1822, I, 38. – Carstens, Geschichte der theol. Facultät zu Kiel, S. 71, Kl. 1875.
Ueber den Sohn: Alberti, S.-H. Schriftstellerlex. II, 538, u. Forts. II, 241.