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ADB:Schulenburg, Melusine Gräfin von der

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Artikel „Schulenburg, Melusine Gräfin von der“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 664–665, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schulenburg,_Melusine_Gr%C3%A4fin_von_der&oldid=- (Version vom 7. Oktober 2024, 14:34 Uhr UTC)
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Schulenburg: Ehrengard Melusine Gräfin von der S., eine der Gunstdamen des Kurfürsten Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg, späteren Königs Georg I. von Großbritannien, Schwester des Feldmarschalls Matthias Johann Graf von der S., war am 25. December 1667 auf dem väterlichen Gute Emden im jetzigen Kreise Neuhaldensleben der preußischen Provinz Sachsen geboren, kam als Hoffräulein in die Umgebung der Herzogin, später Kurfürstin Sophie, der Gemahlin Ernst August’s, des ersten Kurfürsten aus dem Hause Hannover, ward bald die Freundin des mit der Prinzessin von Ahlden vermählten Prinzen Georg Ludwig, und folgte diesem, als er 1714 den britischen Thron bestieg, nach England, wo sich ein reicher Strom der Gnaden über sie ergoß. Schon 1715 war ihr nebst jenem Bruder und anderen ihrer Geschwister der Grafenstand verliehen, 1716 und 1719 folgte ihre Ernennung zur Herzogin von Kendal und Munster, Marquise und Gräfin von Dungannon, Gräfin von Feversham, Baronesse von Glastonbury und Dundalk, Kaiser Karl VI. fügte im letzteren Jahre den Titel einer Reichsfürstin von Eberstein hinzu und gab ihr ein eigenes Wappen. In Wien verfolgte man dabei den Zweck, das Einvernehmen zwischen den beiden Höfen zu fördern; die Kaiserin stand mit der „Herzogin von Kendal“ – dies ist derjenige ihrer Titel, mit welchem sie in der Geschichte meist bezeichnet wird – im Briefwechsel. Obgleich Melusine von der S. an körperlichen Reizen so arm war, daß der über des Königs Maitressenwirthschaft aufgebrachte Volkswitz sie mit Rücksicht auf ihre Leibeslänge und ihre Dürre „malkin“ (maukin) nannte, was Vehse mit Kletterstange übersetzt, was aber auch eine Vogelscheuche bezeichnet, und obgleich sie ebensowenig durch Geistesgaben glänzte, so verstand sie doch sich des Königs Gunst bis zu dessen Tode zu erhalten. Auf diese Gunst war ihr ganzes Streben und Bemühen gerichtet, weil der Besitz derselben sie in den Stand setzte, Reichthümer zu sammeln. Georg pflegte in ihren Zimmern die Staatsgeschäfte zu erledigen, wodurch natürlich ihr Einfluß stetig wuchs und dementsprechend ihre Einnahmen sich vermehrten. Sie war zu Allem bereit was der König verlangte und wußte sich ihm unentbehrlich zu machen. Die Markgräfin von Baireuth kennzeichnet dieses Verhältniß mit den Worten „La Duchesse de Kendal étoit du nombre de ces personnes, qui sont si bonnes que pour ainsi dire elles ne sont bonnes à rien. Elle n’avoit ni vices ni vertus et tout son étude ne consistoit qu’à conserver sa faveur et [665] à empêcher que quelque autre ne la débusquât.“ Und Horace Walpole, der Sohn des großen Ministers, welcher an Georg’s Stelle regierte, schreibt: „Der König betrinkt sich in Bier mit seiner ehrenwerthen maukin.“ Auch als Georg seine letzte Reise zum Besuche des Kurstaates unternahm, auf welcher er am 22. Juni 1727 starb, befand sie sich in dem Gefolge des Königs. Von ihrer gefährlichsten Nebenbuhlerin, der Gräfin Kielmannsegge-Darlington, hatte sie schon vorher deren Tod befreit. Sie selbst zog sich nun mit den erworbenen Reichthümern auf ihren Landsitz Kendal-House bei Wickenham an der Themse zurück, ward auf ihre alten Tage fromm und starb dort am 23. Mai 1743. Ihre Erbin war Petronella Melusine von der S., welche vor der Welt für die Tochter ihrer an einen braunschweig-lüneburgischen Geheimen Rath von der S. verheiratheten Schwester galt, in der That aber ihrer eigenen Verbindung mit dem damaligen Kurprinzen entstammte. Dieselbe war am 1. April 1693 geboren, heirathete, zur Gräfin Walsingham erhoben, 1733 den berühmten Lord Chesterfield und starb 1778.

J. F. Danneil, Das Geschlecht der von der Schulenburg, Salzwedel 1847.