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ADB:Schuver, Juan Maria

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Artikel „Schuver, Juan Maria“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 149–150, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schuver,_Juan_Maria&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 08:40 Uhr UTC)
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Schuver: Juan Maria S., Afrikareisender, geb. am 26. Februar 1852 in Amsterdam, † im Dinkalande auf dem Wege nach Djur Ghattas am 23. August 1883. Nach längeren Reisen durch Europa und Palästina, Nordafrika, Arabien und Persien, welche er zuerst mit seinem Vater, dann allein gemacht hatte, begab sich S. 1879 nach London, um sich an den von der R. Geographical Society zur Ausbildung von Forschungsreisenden ins Leben gerufenen wissenschaftlichen Cursen zu betheiligen und brach am 1. Januar 1881 von Aegypten mit dem Plane auf, von Sennaar durch die Gallaländer nach dem Indischen Ocean zu ziehen. Nicht ohne Schwierigkeiten gelang es ihm nach längerem Aufenthalt in Famaka den blauen Nil noch vor der Regenzeit zu überschreiten und durch das Land der Arta Beni-Schongul, dessen Hauptort, zu erreichen. Im Juni ging er weiter nach Fadasi, dem fernsten Punkte Marno’s (1870), das seitdem noch von Matteucci und Gessi erreicht worden war, besuchte von hier aus die verschrieenen Amam und die Lega, den nordwestlichsten Gallastamm, bei welchem er längere Zeit verweilte, um von hier aus kleinere Ausflüge, u. a. nach Gobo zu machen, wo er die Lage des Barosees entdeckte. Später ging er von Fadasi nach dem an Fakiren reichen Gomascha, dann in das Bämbäschi-Gebirge, zu den unabhängigen Berta mit ihrem Hauptorte Kirin und zu den vielgenannten, aber von keinem Europäer besuchten Koma-Negern, von wo er nach vergeblichem Versuche, zum Sobat vorzudringen, im März 1882 nach Famaka zurückkehrte. Hier waren unterdessen neue Vorräthe aus Chartum eingetroffen, mit denen ausgerüstet S. die Reise im Osten von Famaka unternahm, welche ihn vom April bis September 1882 in den ägyptisch-abessinischen Grenzländern beschäftigte. Er ging zuerst am blauen Nil entlang nach Quba, traf mit dem italienischen Reisenden Luigi Mondo zusammen, der ihn auf Ausflügen östlich und südlich von Quba begleitete. Nach einem Ausfluge nach Abu Ramleh erfolgte die Rückkehr nach Famaka und im September beschloß ein Ausflug in [150] die Berge der Kadalo-Neger diese für die Kenntniß des Landes und besonders der Wasserscheide zwischen Blauem und Weißen Nil ergebnißreiche Reise. Die Ergebnisse derselben sind im 72. Ergänzungsheft der Geographischen Mittheilungen mit der Karte des Gebietes östlich von Famaka veröffentlicht, während die Karte des Quellgebietes des Tumat, Jabus und Jal im Jahrgang 1883 derselben Zeitschrift zur Veröffentlichung gelangte. Im Spätjahr 1882 schlugen bereits die Wogen der mahdistischen Bewegung bis nach Sennaar, S. wurde als Spion verdächtigt, es entstanden Mißverständnisse zwischen ihm und dem Gouverneur, und im September kehrte S. nach Chartum zurück, wo er die Zeit des Wartens auf eine neue Möglichkeit des Vordringens nach Süden zu manchen Ausflügen benützte, welche die als Karte der Wüstenhügel im NW. von Chartum im Jahrgang 1884 der Geographischen Mittheilungen veröffentlichte Aufnahme aus der Umgebung von Chartum (März) zeitigte. Endlich schien die unvermuthete Abfahrt des Dampfers „Ismailie“ nilaufwärts den Weg nach dem Sudan wieder zu eröffnen, S. schiffte sich ein und verließ den Dampfer im damals schon aufrührerischen Dinkalande, angeblich gegen den Wunsch des Gouverneurs, um nach Djur Ghattas zu gehen und ist, trotz der Escorte von 5 Njamnjam-Soldaten, wahrscheinlich von Dinka am 23. August unter Umständen getödtet worden, welche auch durch die Bemühungen Lupton Bey’s nie ganz aufgeklärt worden sind. Sein Leichnam ist nicht gefunden und über den Verbleib seines Dieners Carl Nagy und der Soldaten ist niemals etwas erfahren worden. S. hatte durch seine bisherigen Arbeiten zu schönen Erwartungen berechtigt, besonders erwarben sich seine geographischen Aufnahmen großes Lob; auch die Erzählung seiner ersten größeren Unternehmung ist lehrreich und lebhaft, in einzelnen Naturschilderungen von wirksamer Kühnheit, und bringt besonders im Ethnographischen Neues; aber es weht allerdings noch etwas von dem abenteuerlichen, kecken Geist eines Weltbummlers durch dieselbe und eine längere Erfahrung würde wohl mehr Ernst und Gegenständlichkeit der Auffassung und Darstellung eingeflößt haben. Doch bleibt S. das Verdienst, ein wichtiges Grenzgebiet großer Nilarme und zugleich großer Völkerstämme zum ersten Mal erfolgreich durchforscht zu haben.

Nekrolog in den Geogr. Mitth. 1884.