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ADB:Sedlmayr, Joseph

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Artikel „Sedlmayr, Joseph“ von Pius Wittmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 294–295, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sedlmayr,_Joseph&oldid=- (Version vom 14. Oktober 2024, 17:57 Uhr UTC)
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Sedlmayr: Joseph S., Großbrauer in München, geboren am 18. Juli 1808, hat sich auf gewerblichem wie socialpolitischem Gebiet namhafte und dauernde Verdienste erworben. Sein Ahnherr Franz Jakob Sedlmayr (geboren zu Maisach 1739, † zu München 1812) hatte als tüchtiger Geschäftsmann in schwierigster Zeit den Grund zur heutigen Bedeutung seiner Familie gelegt, der Vater Gabriel sich bereits Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem der angesehensten Bürger der bairischen Residenzstadt emporgearbeitet. Als heller Kopf und energischer Charakter war er ein warmer Freund gesunden Fortschrittes. Seinen zwei Söhnen ließ er gediegene Bildung angedeihen; er veranlaßte sie später auch auf Reisen in Oesterreich, Holland, England ihre brautechnischen Kenntnisse zu erweitern. Nach dem Tode des Vaters (19. November 1839) übernahmen und betrieben Joseph und Gabriel S. (s. unten) dessen Geschäft (Brauerei zum Spaten) gemeinsam. Aber schon 1842 überließ Joseph dasselbe dem jüngeren Bruder allein, erwarb sich die „Leistbrauerei“, später (1861) den „Franziskanerkeller“ und brachte seine Firma zu solcher Blüthe, daß sie kurze Zeit darauf Weltruf genoß, und viele strebsame junge Leute von Nah und Fern es als Ehre betrachteten, bei ihm prakticiren zu dürfen. Die freie Zeit widmete Joseph S. dem Gemeinwohl und wissenschaftlicher Fortbildung. Dabei nahm er stets an humanitären Bestrebungen jeder Art regsten Antheil. Sein – unter dem Sohne Gabriel (III) stetig sich noch vergrößerndes – Etablissement bietet Hunderten von Menschen lohnenden Verdienst. Er starb zu München am 12. März 1886. –

Joseph’s jüngerer Bruder Gabriel (II), ebendaselbst am 26. Februar 1811 geboren, erreichte ein Alter von achtzig Jahren. Als er im J. 1874 sich vom Geschäft zurückzog, war es das größte der bairischen Hauptstadt – Malzverbrauch 150 000 Hektoliter! –, hatte als einzige deutsche Brauerei die goldene Medaille der Pariser Weltausstellung (1867) erhalten und seine Biere wurden nach allen Himmelsgegenden versandt. Gabriel Sedlmayr’s Hauptverdienst liegt in der Einführung einer besseren Mälzungsmethode, eines rationelleren Dörrsystems; endlich auch des Sacharometers, der sich von München aus bald über ganz Deutschland verbreitete. S. hat ferner Professor Linde mit Rath und That bei Herstellung der Kälteerzeugungsmaschine unterstützt, welche nicht nur die Bierfabrikation von den Witterungsverhältnissen unabhängig machte, sondern sie sogar in heißen Ländern ermöglicht. Neben seiner aufreibenden Berufsthätigkeit befaßte sich S. noch mit naturwissenschaftlicher Forschung und fachtechnischer Schriftstellerei, war Mitglied gelehrter wie gemeinnütziger Vereine; während der Kriegsjahre 1866 und 1870 unterhielt und leitete er auf eigene Kosten ein Spital für Verwundete. S. bekleidete verschiedene Ehrenämter, war Mitglied der Ständekammer und erfreute sich der Werthschätzung aller Parteien. Unter den Decorationen, die ihm zu Theil wurden, schätzte er am höchsten die goldene Bürgermedaille seiner Vaterstadt München, der er bis ans Ende (er starb am 1. October 1891) mit ganzem Herzen ergeben blieb.

[295] Archiv des Pfarramts Maisach; Kreisarchiv von Oberbaiern. – Nekrologe in: Allg. Zeitschrift f. Bierbrauerei u. Malzfabrikation (XIV. Jahrg.); Zeitschr. f. d. gesammte Brauwesen (XV. Bd.). – Festschrift zum 25jähr. Geschäftsjubiläum des Commerzienraths Gabr. Sedlmayr (1875–1900). – Aufzeichnungen Joseph Sedlmayr’s vom September 1885. – Mittheilungen von Angehörigen der Familie Sedlmayr.