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ADB:Senckenberg, Renatus Karl Freiherr von

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Artikel „Senckenberg, Renatus Karl Reichsfreiherr von“ von Rudolf Jung in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 5–6, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Senckenberg,_Renatus_Karl_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 16:04 Uhr UTC)
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Senckenberg: Renatus Leopold Christian Karl Reichsfreiherr v. S., der würdige Sohn von Heinrich Christian und dessen zweiter Gattin, einer geborenen v. Palm, wurde am 23. Mai 1751 zu Wien geboren. Er erhielt eine sorgfältige häusliche, streng protestantische Erziehung. Schon frühe unterrichtete ihn der Vater in seinen eigenen Fächern, indem er des Tacitus Germania mit ihm las, für ihn die „Vorläufige Einleitung in die Rechtsgelehrsamkeit“ schrieb und ihn in das Studium der alten Urkunden einweihte. 1768 nach dem Tode des Vaters bezog er die Universität Göttingen und studirte hier wie später in Straßburg die juristischen und historischen Wissenschaften. 1772 arbeitete er zu seiner praktischen Ausbildung am Reichskammergericht zu Wetzlar, mußte aber einige Zeit aussetzen, um in Frankfurt bei der Einrichtung der Stiftung seines verstorbenen Oheims Johann Christian, der dem Senior der Familie die Oberaufsicht vorbehalten hatte, thätig zu sein. 1774 durchreiste er Italien, mächtig angeregt durch die künstlerischen und geschichtlichen Eindrücke dieses Landes, und wurde in Rom in die Arkadiergesellschaft aufgenommen. 1775 trat er als Assessor in die hessische Regierung zu Gießen ein. Eine 1778 nach Wien unternommene Reise wurde für ihn verhängnißvoll. Er kam in den Verdacht, die Verzichtleistungsacte des Herzogs Albrecht von Baiern von 1429 aus den hinterlassenen Papieren seines Vaters dem kurpfälzischen Hofe mitgetheilt und dadurch das Interesse Oesterreichs an der bairischen Erbfolge schwer geschädigt zu haben; nach längerer Gefangenschaft wurde er aus den österreichischen Staaten verbannt und kehrte nach Gießen zurück; erst 1792 hob Franz II. das Verbannungsdecret auf. Auf vielen Reisen suchte er Fühlung mit den Häuptern der deutschen Wissenschaft und Dichtung. 1780 wurde er Regierungsrath, legte aber schon 1784 seine Stellung nieder und lebte fortan in Gießen als Privatmann. Er starb am 19. October 1800. Wohl durch das schöne Beispiel seines Oheims angeregt, vermachte er die reichen Bücherschätze, die der Vater und er gesammelt hatten, der Gießener Universitätsbibliothek und hinterließ der Hochschule außerdem sein Haus und noch 10 000 Gulden zur Verwendung für die Bibliothek. Seine vielen Schriften – ein Verzeichniß derselben hat er in seiner Selbstbiographie (s. u.) zusammengestellt – behandeln wie die des Vaters die Gebiete der Geschichte, der Staats- und Rechtswissenschaften; es seien hier genannt die 1782 erschienene vita seines Vaters und die Fortsetzung der Häberlinschen Reichsgeschichte von Bd. 21–27 (1790–98). Auch als Dichter hat er sich versucht: 1785 ließ er „Polydori Nemaei (sein Arkadiername) Carmina varia selecta latina et graeca“ und 1787 die „Geschichte eines Christen“, beide Werke nur für seinen Freundeskreis, drucken; 1796 erschien sein dramatisches Gedicht „Charlotte Corday“, welches von der Wiener Censur verboten wurde. – Seine einzige Tochter war ihm im Tode vorausgegangen; mit seinem Bruder Karl (geboren 1760), der in die sardinische Armee eingetreten war, aber 1787 als [6] Hauptmann seinen Abschied genommen hatte und erst 1842 kinderlos starb, erlosch der Frankfurter Zweig der Familie Senckenberg.

Vgl. die in seinem letzten Lebensjahre verfaßte Selbstbiographie bei Strieder, Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte, XIV, 225–272. Ueber sein Verhältniß zu den beiden Frankfurter Oheimen und zur Stiftung: Kriegk, Die Brüder Senckenberg.