ADB:Seydelmann, Jakob Crescentius

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Artikel „Seydelmann, Jakob Crescentius“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 85–86, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seydelmann,_Jakob_Crescentius&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 00:32 Uhr UTC)
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Seydelmann: Jakob Crescentius S., Maler, geboren am 25. Juli 1750, † am 27. März 1829. S. wurde zu Dresden als Sohn eines kurfürstlichen Kirchensängers geboren. Er empfing von seinem Oheim dem Hofmaler [86] Anton Kindermann den ersten Zeichenunterricht und wurde später unter Giuseppe Canale und Johann Casanova weiter gebildet. Sein eigentlicher Lehrer aber wurde Anton Raphael Mengs, unter dessen Leitung er sich seit dem Jahre 1771 (oder 1772 ?) in Rom durch das Copiren antiker Bildwerke und neuerer Gemälde eine große Fertigkeit im Zeichnen erwarb. Er schuf sich eine eigene Manier, unverlöschbare Zeichnungen anzufertigen, wobei er sich der Sepia bediente, weshalb sein Verfahren die Bezeichnung der Seydelmann’schen Sepiamanier trägt. Da es ihm mit ihrer Hülfe gelang, die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde und Bildersammler auf sich zu ziehen, erhielt er zahlreiche Aufträge und erfreute sich eines guten Namens. Als er im Jahre 1781 nach Dresden heimkehrte, wurde er zum Mitglied der Dresdner Akademie ernannt. Seit dieser Zeit führte er mit Casanova und Schenau zusammen die Geschäfte des Directoriums, ertheilte sowohl im Zeichensaal den Anfängern, wie im Actsaal den Vorgeschritteneren gewissenhaften Unterricht, konnte sich aber nicht entschließen, Schüler in seinem eigenen Atelier auszubilden. Er schwärmte für Italien und hat im ganzen neun Reisen nach dem Lande seiner beständigen Sehnsucht unternommen. Es ist daher auch leicht begreiflich, daß sich S. eine Italienerin zur Gattin wählte. Sie hieß Apollonia und war am 10. Juni 1767 (oder 1768) als Tochter eines französischen Gutsbesitzers und einer Römerin in Venedig (oder Triest) geboren. Schon in zarter Jugend nach Dresden übergesiedelt und sorgfältig erzogen, wurde sie kaum sechzehn Jahre alt mit S. vermählt, der ihr selbst Zeichenunterricht ertheilte und sie dann in Rom durch Therese Maron, die Schwester von Mengs, soweit fördern ließ, daß sie zum Mitglied der Dresdner Akademie für das Fach der Miniaturmalerei ernannt werden konnte. Das Ehepaar hat dann mit vereinten Kräften viel zur Ausbreitung des Ruhmes der Dresdner Gallerie beigetragen, da seine zahlreichen Copien nach den Hauptwerken der Gallerie in ganz Europa Verehrer und Käufer fanden. Namentlich legte Kaiser Alexander I. von Rußland Gefallen an den Copien Seydelmann’s an den Tag. Er ertheilte ihm den Auftrag, die vorzüglichsten Gemälde der in Dresden vertretenen italienischen Schulen für die kaiserliche Gemäldesammlung in der Eremitage in der Größe der Urbilder in Sepia auszuführen, und bezahlte den Künstler für seine Arbeiten fürstlich. An der Fortsetzung des Dresdner Galleriewerkes war S. insofern betheiligt, als er die Aufgabe hatte, die Zeichnungen für die Stiche zu liefern. S. starb hochbetagt zu Dresden am 27. März 1829, während ihm seine Gattin erst am 27. Juni 1840 im Tode nachfolgte. Ihr Hauptwerk war eine meisterhafte Zeichnung nach Raphael’s Sixtinischer Madonna, nach welcher Friedrich Müller seinen bekannten Kupferstich angefertigt hat.

Vgl. C. A. Böttiger im Artistischen Notizenblatt 1829. Nr. 7. S. 25–27. – Neuer Nekrolog der Deutschen. 7. Jahrgang. 1829. 1. Theil. Ilmenau 1831. S. 296–300; 18. Jahrgang 1840. 2. Theil. Weimar 1842. S. 735. – H. Keller, Nachrichten von allen in Dresden lebenden Künstlern. Leipzig 1788. S. 166–168. – G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon. 16. Bd. München 1846. S. 318–320. – Müller, Klunzinger und Seubert, Die Künstler aller Zeiten u. Völker. 3. Bd. Stuttgart 1864. S. 531.