ADB:Sigwart, Johann Georg
Jakob Andreä’s erregt; als Docent zeichnete er sich durch einen großen Fleiß aus, obgleich er stets mit Kränklichkeit zu kämpfen hatte; seine theologischen Disputationen wurden noch lange nach seinem Tode bei den jährlichen Streitübungen der württembergischen Theologen als Grundlage benützt; am bekanntesten ist er in der Geschichte der Theologie durch einen Streit mit dem Heidelberger reformirten Theologen Dav. Pareus. Dieser hatte 1614 ein „Irenicum“ zur Vereinigung der Lutheraner und der Reformirten herausgegeben, das 1615 noch in deutscher Sprache erschien; ihm gegenüber lehnte S. in einer „admonitio christiana“ (Tübingen 1614. 4°) jede Vereinigung ab und vertrat wegen der Unterschiede in der Abendmahlslehre und in der Lehre von der [306] Prädestination den Standpunkt der lutherischen Concordienformel. Außer dieser Schrift erschienen von S. im Druck verschiedene Disputationen, z. B. „De omnipraesentia carnis Christi“ (1610); „Theoria theologica de Christi hominis tum gratiosa tum universali praesentia“ (1610); „Disp. XXIII. de omnibus christianae religionis articulis“ (1615); „In Augustanam confessionem“ (1600; 1618); „De ecclesia militante“ (1617). Viel gebraucht wurde ferner sein „Manuale locorum communium, oder Handbüchlein der fürnehmsten Punkte christlicher Lehre“ (Tübingen 1606; 1612; 1624; ins Französische übersetzt 1615); auch sind Predigten von ihm in großer Zahl veröffentlicht. Urkundliche Nachricht über ihn gibt sein Tübinger Epitaphium bei Fischlin (s. u.) I, 323; Näheres in der von Matth. Hafenreffer gehaltenen Oratio funebris in D. Joh. Georg. Sigwartum (Tübingen 1619. 4°). Daraus schöpfte Fischlin in „Memoria Theologorum Wirtembergensium“ 1710. Pars I, p. 319 ff. Daselbst die Aufzählung der Werke Sigwart’s p. 314 ff. – Sigwart’s Bildniß (Holzschnitt, Brustbild, S. im Lutherrock mit Vollbart) in Erh. Cellius, Imagines professorum Tubingensium (Tübingen 1596), Blatt D 4b. Pfaff (Christ. Matth.) Introductio in hist. Theol. lit. (1724) an mehreren Stellen, vgl. das Register daselbst. Joh. Georg Walch, Religionsstreitigkeiten außer der luth. Kirche III (1734), 1066. A. F. Bök, Geschichte der Universität Tübingen. Tübingen 1774. S. 79. – Karl von Weizsäcker, Lehre und Unterricht an der evangelisch-theologischen Facultät der Universität Tübingen (1877), S. 36 ff.
Sigwart: Johann Georg S., evangelischer Theologe, † 1618. S. wurde zu Winnenden in Württemberg im Jahre 1554 geboren; vorgebildet auf den Klosterschulen zu Lorch und Adelberg, trat er 1576 als Student in das theol. Stift zu Tübingen, wurde 1578 Magister und darauf Repetent am Stift; 1584 erhielt er ein Diakonat in Tübingen und trat 1587, zum Stadtpfarrer berufen, zugleich als Professor der Theologie in den Lehrkörper der Universität. Die Würden eines Doctors der Theologie und Superattendenten des theologischen Stiftes wurden ihm 1589 zu theil. In diesen Stellungen wirkte er bis an seinen Tod 1618. Schon als Jüngling hatte er durch seine theologischen Urtheile die Aufmerksamkeit