Zum Inhalt springen

ADB:Hafenreffer, Matthias

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hafenreffer, Matthias“ von Wilhelm Gaß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 316–317, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hafenreffer,_Matthias&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 14:49 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hafen, Johann Baptist
Band 10 (1879), S. 316–317 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Matthias Hafenreffer in der Wikipedia
Matthias Hafenreffer in Wikidata
GND-Nummer 116369922
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|10|316|317|Hafenreffer, Matthias|Wilhelm Gaß|ADB:Hafenreffer, Matthias}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116369922}}    

Hafenreffer: Matthias H., geb. am 24. Juni 1561 zu Kloster Lorch in Würtemberg, unterrichtet in den Klöstern zu St. Georgen und Hirschau, studirte als fürstlicher Stipendiat Philosophie und Theologie in Tübingen, wurde 1586 Magister und bald darauf Repetent. Seine weitere praktische und gelehrte Laufbahn war rasch und glücklich. Schon in demselben Jahre Diaconus zu Herenberg und 1588 Pfarrer in Ehingen, wurde er 1590 als fürstlicher Rath und Hofprediger nach Stuttgart berufen. Zwei Jahre später erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor und bald auch zum Dr. der Theologie in Tübingen; er übernahm die Vorlesungen Gerlach’s, namentlich die lectio prophetica, und wurde neben diesem zweiter Superintendent am dortigen Stift. Bei Gelegenheit einer amtlichen Zurücksetzung trat 1605 der Senat kräftig für ihn ein; er wurde 1612 Decan und rückte nach dem Tode des Kanzlers Andreas Osiander 1617 in diese Ehrenstellung ein. In solcher Eigenschaft ist er am 22. October 1619 zu Tübingen gestorben. – Als Theologe gehörte H. [317] zu den Lutheranern im engeren Sinne, er war strenger Bekenner der Concordienformel und Bestreiter des Calvinismus, aber ohne die polemische Bitterkeit des gewöhnlichen Lutheranismus, denn er blieb von Gesinnung wohlwollend und milde. Als Gelehrter überschritt er das Maß der Facultätsbildung, seine mathematischen Kenntnisse sind selbst von Kepler geschätzt worden. Außer seiner polemischen Schrift: „Ausführlicher Bericht, was die reformirten Kirchen in Deutschland glauben und nicht glauben“, Heidelb. 1607, worauf die Antwort erfolgte: „Examen und Gegenbericht über das zu Heidelberg gedruckte Büchlein: Ausführlicher Bericht“, Tüb. 1608, ist als Hauptwerk hervorzuheben: „Loci theologici sive compendium theologiae“, Tub. 1601, 3. 5. 6 und öfter wiederholt, ein durch Einfachheit der Sprache und Faßlichkeit der Darstellung ansprechendes Buch, welches auf herzoglichen Befehl herausgegeben, das ältere Compendium von Heerbrand verdrängte, in Würtemberg und Schweden große Verbreitung fand und von der Prinzessin Anna von Würtemberg 1677 ins Deutsche übersetzt wurde; noch König Karl XII. soll es studirt haben. Viel bedeutender wurde freilich Hafenreffer’s Schüler Valentin Andreä, in diesem klingt auch sein eigener Name wohlthätig nach.

Luc. Osiander, Or. funebr. in exodum M. Hafenrefferi. Frischlin, Biogr. theoll. Wirtemb. II, p. 15. Tholuck, Das academische Leben, I, 145. 271. Frank, Gesch. d. prot. Theologie I, 250. Wagenmann in Herzog’s Encykl. Beitr. zur Gesch. d. Univ. Tüb., Festgabe bei der vierten Säcularfeier, Tüb. 1877. S. 41 ff. Dazu meine Geschichte der prot. Dogmatik, I, 78.