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ADB:Sommer, Otto

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Artikel „Sommer, Otto“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 392–394, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sommer,_Otto&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 18:12 Uhr UTC)
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Sommer: Karl Otto August S., Schulmann, † 1898, wurde am 11. Juli 1838 zu Stadtoldendorf als Sohn des damaligen Assessors Hermann Zincken genannt Sommer geboren; seine Mutter, Mathilde, war eine [393] Tochter des bekannten Geographen und Statistikers Georg Hassel (s. A.D.B. X, 760). Er verlebte seine Jugend an verschiedenen Orten, da der Vater zum 1. Mai 1848 an das Amt Kalvörde versetzt, dann kurze Zeit in Blankenburg und in Wolfenbüttel beschäftigt, 1851 aber zum Staatsanwalt in Helmstedt ernannt wurde, in welcher Stellung er bis zu seinem Tode († 13. Juli 1872) geblieben ist. Der Sohn, der in späteren Jahren nur den Namen Sommer führte, besuchte das Helmstedter Gymnasium, das er Ostern 1858 mit sehr gutem Zeugnisse verließ, um sich in Göttingen dem Studium der Theologie zu widmen. Neben seinen Fachcollegien hörte er hier auch philosophische und geschichtliche Vorlesungen. Michaelis 1859 ging er nach Halle, wo er sich namentlich an Tholuck und Jul. Müller anschloß, und kehrte dann Michaelis 1860 für ein Semester nochmals nach Göttingen zurück. Nachdem er am 10. Mai 1861 in Wolfenbüttel das erste theologische Examen bestanden hatte, übernahm er bei dem Rittergutsbesitzer Ernst in Linden bei Wolfenbüttel die Stelle eines Hauslehrers. Im März 1864 bestand er die zweite Prüfung und wurde darauf in die Zahl der Candidaten des Predigtamts aufgenommen. Er wurde dann zunächst Lehrer am Waisenhause in Braunschweig, Michaelis 1867 aber Waisenhaus- und Seminarinspector in Wolfenbüttel. 1869 promovirte er in Jena zum Doctor der Philosophie und ging dann zu Ostern d. J. als ordentlicher Lehrer an die städtische höhere Töchterschule in Braunschweig über, mit der seit 1868 auch ein Lehrerinnenseminar verbunden war. Dieser Schule sollte er fortan die Hauptkraft seines Lebens widmen, besonders seitdem er zu Ostern 1875 zu ihrem Director ernannt war; jetzt war sein eifrigstes Bestreben, sie zu einer Musteranstalt zu machen. S. besaß eine vorzügliche Lehrgabe und ein treffliches Organisationstalent, dabei einen unermüdlichen Eifer und trotz seinem schmächtigen Körper eine ungewöhnliche Arbeitskraft. Er war ein sehr beliebter Lehrer, der bei seinen Schülerinnen sofort Interesse zu erregen und jeden Stoff für den Unterricht faßlich und anschaulich zu gestalten wußte. Seinen praktischen Blick für das erzieherisch Wichtige bethätigte er auch bei den von ihm verfaßten Schulbüchern. Schon 1866 gab er in Gemeinschaft mit G. Scharschmidt eine deutsche Grammatik heraus, 1867 allein einen Leitfaden der Weltgeschichte, 1868 einen solchen der Geographie, die 1890 beide in 12. Auflage erschienen. Für die Schule suchte er nicht nur in engster Gemeinschaft mit seinem Lehrercollegium, sondern auch in vollem Einverständnis mit den Eltern seiner Schülerinnen zu wirken. Diese aufzuklären, bezweckten vor allem die Abhandlungen, die er den Schulberichten beifügte. So legte er hier 1876 „Wesen und Ziele der höheren Mädchenschule“ dar, recht eigentlich das Programm, nach dem er seine Anstalt leitete, 1878 deren „Organisations- und Lehrplan“, 1880 „den Einrichtungs- und Lehrplan der städtischen Mädchenschule“, die im Gegensatze zu der höheren Mädchenschule mit 10 Stufenclassen nur einen achtjährigen Cursus hatte und niedrigere Ziele verfolgte. S. hat auch diese Schule, um sie einzurichten, neben jener zwei Jahre lang (1880 bis 1882) geleitet. Auch das Lehrerinnenseminar, das ständig unter seiner Leitung blieb, hat im wesentlichen erst durch ihn seine eigentliche Ausgestaltung erfahren. Dann behandelte er, der das ganze weibliche Bildungswesen im Zusammenhange seiner einzelnen Theile zu überblicken, harmonisch zu gestalten und zu fördern suchte, in seinen Programmen u. a. die Frauenfrage. Denn es lag ihm auch die Weiterbildung seiner Zöglinge am Herzen. Er rief daher Fortbildungscurse, eine Kochschule u. a. ins Leben und trat auch vor einem größeren Kreise litterarisch auf diesem Gebiete hervor. Er veröffentlichte 1894 eine kleine Schrift: „Zur Frauenbewegung in Deutschland“, in der er den [394] Standpunkt des rechten Flügels der Reformpartei vertrat. Mit besonderem Eifer aber hatte er von jeher die Entwicklung des Mädchenschulwesens in Deutschland verfolgt. Freudig hatte er, seitdem 1872 in Weimar die Gründung eines deutschen Vereins für das höhere Mädchenschulwesen unter seiner Mitwirkung erfolgt war, an dessen Bestrebungen Theil genommen, und das hohe Ansehen, das er in diesem Kreise genoß, kam dadurch deutlich zum Ausdrucke, daß man ihn 1879 in den Engeren Ausschuß wählte, ihm 1886 aber den Vorsitz in dem Vereine übertrug, den er bis zu seinem Tode zu allgemeiner Zufriedenheit geführt hat. In dieser Stellung hat er alljährlich die Berichte über die Hauptversammlungen des Vereins erstattet, auch sonst gelegentlich in einzelnen Aufsätzen auf die von ihm verfolgten Ziele hingewiesen. Auch Polemik blieb mitunter nicht aus; 1888 schrieb er: „Die öffentliche höhere Mädchenschule und ihre Gegnerinnen, ein Wort der Abwehr“. An Anerkennung hat es ihm nicht gefehlt; am 8. Mai 1897 erhielt er den Professortitel. Eine ganz besondere Freude aber war es für ihn, daß sich auf seine Anregung in vollem Verständniß für seine Bestrebungen und in der Absicht, diese zu fördern, ein Verein seiner alten Schülerinnen bildete. Noch in voller Schaffenskraft und Arbeitslust wurde S. nach kurzem Krankenlager abberufen; am 17. April 1898 machte ein Schlagfluß seinem Leben ein Ende. Verheirathet war er seit dem 13. Juli 1869 mit Luise (Albertine Sophie) Hollmann, einer Tochter des Kaufmanns Karl Ferd. H. in Wolfenbüttel.

Vgl. R. Ausfeld im Braunschw. Magazin 1898, S. 81–84. – Zeitschrift für weibliche Bildung, 26. Jahrg. (Leipzig 1898), S. 206–209 (A. Thorbecke und F. Ludwig). – Die Mädchenschule, 11. Jahrg. (Bonn 1898), S. 128. – Otto Wilh. Beyer, Deutsche Schulwelt des 19. Jahrhunderts, S. 299 f.