ADB:Soutmann, Pieter

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Artikel „Soutmann, Pieter“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 700–701, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Soutmann,_Pieter&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 13:43 Uhr UTC)
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Soutman: Pieter S., Maler, Radirer und Kupferstecher, war um 1580 in Harlem geboren, doch zog ihn der Ruf des Rubens an, so daß er seine [701] Vaterstadt verließ und sich nach Antwerpen begab, wo Rubens sein Lehrer wurde. Indessen hat er nur wenig gemalt (oder seine Thätigkeit auf diesem Gebiete war von seinem Lehrer für seine Malereien in Anspruch genommen); wenigstens kommen seine Bilder sehr selten vor. Da S. ein vorzüglicher Zeichner war, der in dieser Weise die Gedanken seines Lehrers trefflich zu interpretiren verstand, so beredete ihn dieser, zur Radirnadel und zum Grabstichel zu greifen. S. hatte alsbald diese neue Thätigkeit sich angeeignet, und so konnte ihn sein Lehrer sehr gut zur Vervielfältigung seiner Werke benützen und so gehört S. als der genialste Stecher der Rubensschule an. Daß er von Anbeginn kein Stecher von Profession war und also mehr als ein Malerradirer anzusehen ist, kann man leicht daraus schließen, daß er sich bei seinen Stichen nicht an die gewöhnliche kupferstecherische Technik hielt, sondern zufrieden war, mit Radirnadel und Grabstichel nur die gewünschte Wirkung, den malerischen Charakter der Vorlage zu erreichen. Dies war ihm um so leichter zu erreichen, als er gewohnt war, nicht unmittelbar nach den Gemälden des Rubens zu stechen, sondern nach Zeichnungen oder Copien, die er sich früher nach diesen machte. Sein Lehrer war auch sehr mit seinen Arbeiten zufrieden. Zu den frühesten Arbeiten, die S. nach Rubens ausführte, gehört die Löwenjagd und der wunderbare Fischzug; es folgten dann andere Jagden (des Wolfs, des Flußpferdes, des Krokodils), die zu einer Folge vereint wurden, dann das Abendmahl, von dem Rubens in Italien sich eine Zeichnung nach Lionardo da Vinci gemacht hatte, Christus übergibt Petrus die Schlüsselgewalt, nach Raphael, ebenfalls von Rubens in Italien gezeichnet, dann die schlafende Venus, nach einer ähnlichen Uebertragung von Rubens nach Tizian. Ferner sind zu nennen: die Weihe eines Bischofs, der Großsultan und sein Gefolge, der Raub der Proserpina. Lionardo’s Abendmahl ist von Rubens in seine eigene Formensprache übertragen und S. verstand es, sich an diese getreu anzuschließen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Rubens neben den genannten eigenen Compositionen auch zwei seines Schülers van Dyck von S. stechen ließ, die Gefangennehmung Christi und Jupiter und Antiope, da er sich im Besitze dieser Bilder befand. Mit dem Jahre 1620 hört diese Thätigkeit Soutman’s für Rubens auf, er soll als Bildnißmaler an den Hof des polnischen Königs berufen worden sein, was immerhin wahrscheinlich ist, da er den Titel eines polnischen Hofmalers erhielt. Als er von Polen nach seinem Vaterlande zurückkehrte, ließ er sich in seiner Vaterstadt nieder, und hier scheint er in der ersten Zeit als Bildnißmaler stark in Anspruch genommen worden zu sein. Im Rathhause befindet sich ein Schutterstück, die Officiere der Schützengesellschaft. Später (nach 1640) trat S. auch wieder der graphischen Kunst näher, doch ist es zweifelhaft, ob er selbst künstlerisch thätig war oder sich nur als Verleger, vielleicht zuweilen als Mithelfer bei anderen Stechern bethätigte. S. hatte nämlich in Harlem eine Stecherschule eingerichtet, die er als Lehrer und Verleger selbst leitete. Da er noch aus Antwerpen mehrere Zeichnungen von und nach Rubens besaß, so ließ er dieselben von seinen Schülern ausführen. Diese waren S. van Sompel, Jonas Suyderhoef, Corn. Visscher und Jan Louijs, welche S. nach diesen Zeichnungen arbeiten ließ. Als der Vorrath zu Ende ging, hörte das Zurückgehen auf Rubens auf und die Künstler suchten bei ihren Landsleuten, den Holländern, Vorlagen für weitere Thätigkeit. Auf Soutman’s Namen weist noch ein Bildnißwerk hin, das die genannten Stecher ausführten und das den Titel führt: Principes Hollandiae. S. zeichnete die Bildnisse holländischer Fürsten oder wählte solche von Honthorst und van Dyck und ließ das Werk 1650 erscheinen. S. starb in Harlem am 16. August 1657.

s. Immerzeel. – Kramm. – Rosenberg (die Rubensstecher).