ADB:Spanheim, Friedrich (Archäologe)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Spanheim, Friedrich der Jüngere“ von Friedrich Wilhelm Cuno in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 60–61, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spanheim,_Friedrich_(Arch%C3%A4ologe)&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 12:58 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 35 (1893), S. 60–61 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Spanheim in der Wikipedia
Friedrich Spanheim jr. in Wikidata
GND-Nummer 117480967
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|35|60|61|Spanheim, Friedrich der Jüngere|Friedrich Wilhelm Cuno|ADB:Spanheim, Friedrich (Archäologe)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117480967}}    

Spanheim: Friedrich S. der Jüngere, reformirter Theologe, hervorragend auf dem Gebiete der Archaeologie, der Kirchen- und Dogmengeschichte, geb. am 1. Mai 1632 zu Genf, † am 18. Mai 1701 zu Leiden. Nach dem Wunsche seines gleichnamigen Vaters, des durch seine Dubia evangelica bekannt gewordenen Theologen, 1649 in Leiden gestorben, widmete er sich dem Studium der Gottesgelehrtheit mit größtem Fleiße. Unter die Candidaten des Predigtamtes aufgenommen, predigte er mit großem Beifall in den Kirchen von Seeland und Utrecht. Seine Gelehrsamkeit machte ihn schon damals so berühmt, daß ihn 1655 der Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz als Professor der Theologie nach Heidelberg berief. Trotz der vielen Gunstbezeigungen dieses Fürsten hatte S. den Mannesmuth, gegen die Ehescheidung desselben aufzutreten. Nachdem er mehrere ehrenvolle Berufungen ausgeschlagen, [61] ging er 1670 nach Leiden, wo er eine Reihe von Jahren als öffentlicher Lehrer der Gottesgelehrtheit und Kirchengeschichte an der Universität thätig war, nebenbei auch das Oberbibliothekariat und viermal das Rectorat führte, wegen seiner schriftstellerischen Thätigkeit aber, die man hochschätzte, in seinen letzten Lebensjahren von seinem Amte entbunden wurde. S. hat viele Schriften in allen Disciplinen der Theologie hinterlassen, welche alle ihn als einen vorzüglichen Gelehrten seiner Kirche uns vorführen. Die Mehrzahl derselben enthält das in drei Foliobänden 1701–1703 zu Leiden erschienene Sammelwerk. Was die theologische Stellung Spanheim’s betrifft, so war er strenger Calvinist, weshalb er auch nicht den Neuerungen des Coccejus, obschon er einst dessen Zuhörer gewesen, noch weniger aber denen des Philosophen Cartesius, seine Zustimmung geben konnte. Er nahm vielmehr in den zwischen den Coccejanern und Voetianern in den Niederlanden obwaltenden Streitigkeiten eifrige Partei für letztere. Manchmal war seine Polemik allzu heftig; so gegen den Cartesianer Theodor Crane in Leiden, dessen Entlassung von seiner Professur er veranlaßt haben soll. Noch ist zu erwähnen daß S. mit aller Entschiedenheit die nach der Chronik des Erzbischofes Polonus im 9. Jahrhundert vorkommende Päpstin Johanna als historisches Factum vertheidigte. Auch das Episcopat der anglicanischen Kirche fand seine Billigung.

Hirsching, Histor.-litterar. Handbuch. – K. J. Bouginé, Handb. der allg. Litteraturgesch. – Glasius, Godgel. Nederland. – Aa, Biograph. Woordenboek. Niceron. – Chauffepie. – Jac. Trigland, Leichenrede auf Spanheim. – Herzog, Realencyclopaedie. Ein ausführliches Verzeichniß der Schriften Spanheim’s findet sich auch in letztgenanntem Werke.