ADB:Spilbergen, Georg von
[186] Nicobaren wurde Atschin wieder aufgesucht, wohin anfangs 1603 niederländische Fahrzeuge die Nachricht brachten, daß die seeländische und holländische Gesellschaft sich vereinigt hätten. S. entschloß sich, den „Widder“ an die aus Schiffen beider Gesellschaften gebildete Flotte zu verkaufen, die mit Pfeffer nach der Heimath segeln wollten, und machte sich auf den Weg nach Bantam, wo neun Fahrzeuge der vereinigten Gesellschaften lagen. Vor der Abfahrt hatte er die Genugthuung, daß einige Portugiesen ihn um Pässe baten, um nach Negapatam zu reisen; mit Recht sah er darin ein Zeichen, wie tief der portugiesische Hochmuth in den fünf Jahren, seit dem ersten Erscheinen der Niederländer unter Houtman in den indischen Gewässern, gebeugt worden war. In Berathungen mit dem Admiral der vor Bantam liegenden Fahrzeuge, Warwyk, entsagte S. seinem Plane nach China und Japan zu gehen und auf dem nördlichen (!) Wege zurückzukehren, schloß sich drei der niederländischen Fahrzeuge an und erreichte nach kurzem Aufenthalt in Sct. Helena am 24. Mai 1604 Vliessingen. – Zehn Jahre später, am 8. August 1614, verließ S. Texel als Führer von sechs Schiffen der indischen Compagnie, welche die Aufgabe hatten, durch die Magalhaesstraße nach den Molukken zu gehen. Nach Gefechten mit Portugiesen bei den Ilhas grandes und bei St. Vincent wurde die Magalhaesstraße ohne große Schwierigkeiten passirt und am 6. Mai die Südsee erreicht. Auf dem Weg nach Norden erschien die kleine Flotte am 12. Juni auf der Rhede von Valparaiso (Val Parisa), welches bombardirt und in Feuer gesetzt wurde, am Abend des 17. Juli griffen acht spanische Schiffe die Niederländer auf der Höhe von Callao an und mußten unter Verlust von drei Schiffen sich zurückziehen. Nach einem mißlungenen Angriff auf Callao und nachdem Peita sich als zu fest erwiesen hatte und die Panama-Flotte nicht hatte abgefaßt werden können, ankerten sie am 15. Oct. im Hafen von Acapulco, wo sie freundliche Aufnahme fanden, trotzdem sie bei jeder Gelegenheit spanische Schiffe wegnahmen und ausraubten. Vom C. Corrientes nahmen sie am 26. November den Curs nach den Ladronen, sahen am 3. und 6. December in der Gegend des 18.° und 19.° N. B. unbekannte Inseln und kamen am 23. December bei den Ladronen, am 9. Februar in der Straße von Manila an. Auf die Nachricht, daß eine spanische Flotte vor kurzem nach den Molukken gegangen sei, wurde nach Wegnahme zahlreicher Küstenfahrer der Curs nach Ternate genommen, wo damals der Generalgouverneur der niederländischen Besitzungen residirte. Am 20. September trafen sie vor Jaccatra mit dem Schiffe Concordia zusammen, welches unter Le Maire und Schouten um Feuerland herum den Weg nach Indien gemacht hatte (s. Schouten). Am 14. December trat S. die Rückreise nach den Niederlanden an, auf welcher am 22. Jacob Le Maire starb, und am 1. Juli 1617 traf er in der Heimath wieder ein. Von seinen späteren Schicksalen ist nichts bekannt. Er ist am 31. Januar 1620 in Bergen op Zoom gestorben. Die Berichte über die beiden Reisen Spilbergen’s sind offenbar unter seinem Einfluß oder seiner Mitwirkung verfaßt, vielleicht von Jan Cornelis de Moye, der in dem zweiten Bericht in der ersten Person von sich als dem Verfasser einer Karte der Molukken spricht, die demselben beigegeben ist. Die eifersüchtigen, ungerechten Bemerkungen über Schouten’s und Lemaire’s Leistungen – des ersteren Namen wird überhaupt verschwiegen – können nur von S. selbst oder einem seiner Officiere ausgehen. Spilbergen’s Reisen erschienen 1619 zu Amsterdam als „Oost– en Westindische Spiegel der nieuwe Navigatien“. Eine zweite niederländische und eine lateinische Ausgabe sind im gleichen Jahre, eine französische 1621 erschienen. Als fliegendes Blatt wurde 1607 ein Brief Spilbergen’s über seine Kämpfe mit den Portugiesen beim Cap St. Vincent herausgegeben.
Spilbergen: Georg v. S. (auch Spilbergh), wahrscheinlich aus Seeland, einer der Seefahrer und Entdecker, die um den Beginn des 17. Jahrhunderts dem niederländischen Handel die Wege nach Ostindien bahnten, der zweite Niederländer, der die Reise um die Welt machte. Von der Jugend Spilbergen’s ist nichts bekannt. Er erscheint zuerst im J. 1601 als Beauftragter der seeländischen Gesellschaft, welche unter der Leitung des Prinzen Moritz sich die Erschließung des Indischen Oceans zur Aufgabe setzte. Als er im Mai 1601 den Hafen von Veer in Seeland als Führer eines Geschwaders von drei Schiffen (der Widder, das Schaf, das Lamm) verließ, muß er bereits eine reiche seemännische Erfahrung hinter sich gehabt haben. Er erreichte nach Kämpfen mit den Portugiesen auf der Rhede von Porte Dale und vor Annobom, in Gesellschaft eines von der Goldküste kommenden Amsterdamer Schiffes unter 30° die südafrikanische Küste, landete, ohne Menschen zu entdecken, fand weiter südlich die Inseln Elisabeth und Cornelia und ankerte am 3. December in der Tafelbai, die ihren Namen von ihm empfing. Die Beschreibung des damals noch ungestörten Thierlebens und der Landschaft an diesen Gestaden ist sehr anziehend und die Empfehlung Spilbergen’s, dieses Land anzubauen, haben seine Landsleute bekanntlich später befolgt. Die unerwartet heftigen Strömungen an der Küste von Natal und Monomotapa hinderte die Landung am C. Sa. Maria, welche bestimmt worden war, und auf dem Wege nach den Comoren hätte ein ungemein heftiger Sturm nahezu das Geschwader zerstört, nachdem, wie durch ein Wunder, die in die Quamamündung entsandte Schaluppe wiedergefunden war. Auf Mayotte büßte S. achtundzwanzig seiner besten Leute ein, die von den Insulanern heimtückisch gefangen genommen wurden. Vor Ceylon angekommen, begab sich S. am 6. Juli zum König von Kandy, der mit den Portugiesen gebrochen hatte und schloß mit ihm einen Schutz- und Handelsvertrag. Nachdem die Ladung an Gewürzen eingenommen, auf der Rhede von Matecalo mehrere den Portugiesen gehörige Fahrzeuge genommen worden waren, deren Bemannung, soweit sie nicht bei S. Dienste nahm, dem König von Kandy übergeben oder ins Meer geworfen ward, gingen die Holländer beim Herannahen des Ostmonsuns nach Sumatra unter Segel, wo auf Atschin seit einigen Jahren niederländische Factoreien bestanden. S. traf dort die Pinasse, die bei den Comoren abgekommen war, schloß sich mit ihr einigen Engländern an und half diesen in der Malakkastraße ein reichbeladenes portugiesisches Schiff wegnahmen. Nach einem kurzen Besuche der- Die Reisebeschreibungen. – Van der Aa. – Des Brosses.