ADB:Spitzer, Simon

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Artikel „Spitzer, Simon“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 223, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spitzer,_Simon&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 18:24 Uhr UTC)
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Spitzer: Simon S., Mathematiker, geboren am 3. Februar 1826 in Wien, † am 16. März 1887 ebendaselbst. Die Mittheilungen, welche er Poggendorff zur Benutzung in dessen im J. 1863 erschienenen II. Bande des Biographisch-litterarischen Handwörterbuchs zur Geschichte der exakten Wissenschaften zugehen ließ, beschränken sich auf die Angabe, er sei von 1849 bis 1854 Assistent für elementare und höhere Mathematik, und von da bis 1858 Privatdocent für höhere Mathematik am polytechnischen Institut in Wien gewesen, seitdem Professor für Mercantilrechnen an der Handelsakademie daselbst. Das Vierteljahrhundert, welches er nachmals noch durchlebte, brachte in seiner persönlichen Stellung nicht wesentlich Neues, vermehrte dagegen bedeutend die 1863 schon lange Liste seiner Veröffentlichungen. Als die werthvollsten Arbeiten Spitzer’s dürften die Abhandlungen über Zahlengleichungen und über Variationsrechnung zu nennen sein, welche von 1850 bis 1854 in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie erschienen und eine bleibende Bedeutung besitzen. S. selbst legte das größte Gewicht auf seine Untersuchungen im Gebiete der Differentialgleichungen, gesammelt in den Vorlesungen über lineare Differentialgleichungen (Wien 1878) und Studien über die Integration partieller Differentialgleichungen (Wien 1879), aber ohne daß die auf eben diesem Gebiete verdientesten Zeitgenossen seine Meinung hätten theilen können. Spitzer’s Arbeiten gipfeln eben darin, Formen von Differentialgleichungen aufzustellen, welche durch gewisse einzelne Kunstgriffe integrirt werden können, während er den functionen-theoretischen Betrachtungen, welche darauf ausgehen, aus der Differentialgleichung selbst und ohne Rücksicht auf deren formal zu bewerkstelligende Integration Eigenschaften der ihr genügenden Function zu entdecken, so kühl und nichtachtend gegenüberstand, daß er gesprächsweise die Anwendung complexer Größen in der Analysis eine Modekrankheit der Zeit nannte. S. war eine reizbare Natur und gerieth, vielleicht nicht allein durch seine Schuld, aber jedenfalls nicht ohne seine Mitschuld, in wissenschaftliche Streitigkeiten, als deren Kampfplatz er im Gegensatz zu gelehrter Uebung politische Tagesblätter wählte.