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ADB:Spitzer, Sigmund

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Artikel „Spitzer, Sigmund“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 222–223, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spitzer,_Sigmund&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 07:12 Uhr UTC)
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Spitzer: Sigmund S., Arzt, ist im J. 1813 zu Nikolsburg in Mähren geboren. Er besuchte die Schulen in seiner Vaterstadt, zuletzt in Wien. Hier studirte er auch Medicin, und erlangte 1837 die medicinische Doctorwürde. Dann folgte er auf Veranlassung des damaligen Geschäftsträgers der Pforte am österreichischen Hofe, Mavrozeni, einem Rufe als Professor der medicinischen Schule nach Constantinopel, wo er 1839 von Abdullah-Molla, dem obersten Leiter der ärztlichen Angelegenheiten daselbst, zum Professor der Anatomie ernannt wurde. In dieser Eigenschaft erwarb er sich speciell das Verdienst, daß infolge seiner fortgesetzten Bemühungen das herrschende Vorurtheil gegen Leichenöffnungen fallen gelassen und die Grundlage zur Errichtung eines anatomischen Museums gelegt wurde, welches theils durch die eigenen Arbeiten von S., theils durch zahlreiche Einsendungen von Hyrtl aus Wien die nöthigen Präparate für den praktischen Vortrag in der Anatomie lieferte. 1845 wurde S. zum Dank dafür, daß es ihm gelungen war, den Sultan Abdul-Medjid von schwerer Krankheit zu heilen, zu dessen erstem Leibarzt, später auch zum Director der medicinischen Akademie ernannt. Infolge äußerer Umstände legte S. 1850 die genannten Aemter nieder, blieb aber noch in türkischen Diensten und bekleidete die Stellung eines Botschaftsraths bei der türkischen Botschaft am österreichischen Hofe. Als solcher nahm er bis 1856 an allen vor und nach dem Krimkriege in Wien geführten [223] Verhandlungen thätigen Antheil. Trotz glänzender Anerbietungen seitens des Sultans schlug er den Aufenthalt am Hofe desselben aus, war bis 1860 als ottomanischer Geschäftsträger in Neapel thätig und zog sich nach dem Tode des Sultans gänzlich ins Privatleben zurück, indem er abwechselnd in Paris und Italien zubrachte. Schriftstellerisch ist S., dessen Thätigkeit ein lebhafter Aufschwung des ärztlichen Unterrichts in der Türkei zu verdanken ist, nicht hervorgetreten.

Vgl. noch Biogr. Lexikon hervorr. Aerzte von Hirsch u. Gurlt V, 489.