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ADB:Stelzner, Wilhelm Alfred

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Artikel „Stelzner, Wilhelm Alfred“ von August Rothpletz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 474–475, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stelzner,_Wilhelm_Alfred&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:30 Uhr UTC)
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Stelzner: Wilhelm Alfred St., geboren am 20. December 1840 in Dresden, absolvirte 1864 die Bergakademie in Freiberg. Nachdem er zwei Jahre als Volontär bei der österreichischen geologischen Reichsanstalt thätig gewesen war, wurde er zum Inspector der Freiberger Bergakademie ernannt, in welcher Stellung er fünf Jahre verblieb. Dann kam er mit 31 Jahren als Professor für Mineralogie und Geologie an die Universität Cordoba in Südamerika, wo er sich auch an der geologischen Landesaufnahme betheiligte, bis er vier Jahre später als Nachfolger seines Lehrers B. v. Cotta [475] nach Freiberg zurückberufen wurde. Hier entfaltete er während 21 Jahren eine erfolgreiche Lehrthätigkeit bis zum 25. Februar 1895, da ihn eine schwere Krankheit im Alter von 54 Jahren dahinraffte.

Seine Bedeutung lag vor allem in seiner kritischen Veranlagung, die ihn neuen Ideen und Hypothesen schwer zugänglich machte, aber seine tüchtigen Kenntnisse befähigten ihn, nicht nur auf den verschiedensten Gebieten der Mineralogie und Petrographie, sondern auch auf dem der praktischen Geologie mit Erfolg thätig zu sein. Er arbeitete langsam und vorsichtig. Daher ist die Zahl seiner Veröffentlichungen keine allzu große, aber dieselben zeichnen sich durch Gründlichkeit und Zuverlässigkeit aus. Er legte seinen kritischen Maßstab nicht nur an fremde, sondern auch an seine eigenen Arbeiten an. Sein an sich friedliebendes Gemüth milderte jedoch die persönlichen Gegensätze, in die ihn seine Zweifelsucht sonst leicht hätte bringen können. Er war ein hartnäckiger Gegner der Lateralsecretionstheorie, wie sie Sandberger ausgebaut und mit Erfolg in weiteste Kreise eingeführt hatte, und man darf wohl sagen, daß in der Bekämpfung und Ueberwindung der Einseitigkeiten und Uebertreibungen, die in dieser Theorie lagen, das Hauptverdienst zu suchen ist, das St. gehabt hat.

Bergeat hat in der Zeitschrift für praktische Geologie 1895 die bedeutendsten Schriften Stelzner’s aufgeführt. Es sind 45. Doch sein Hauptwerk ist dabei nicht mitgezählt. St. wollte seine Vorlesungen über die Erzlagerstätten zu einem größeren Werke zusammenarbeiten, aber sein früher Tod hat ihn daran gehindert. Mit anerkennenswerther Pietät hat es sich Bergeat angelegen sein lassen, dieses Werk, soweit Manuscripte dazu vorlagen, im Sinne seines Lehrers und Freundes herauszugeben, und wenn es sich dabei auch herausgestellt hat, daß er vieles aus Eigenem dazuthun und manches sogar verändern mußte, so geben uns die zwei prächtigen Bände der Erzlagerstätten-Lehre, die in den Jahren 1904–6 erschienen sind, doch eine gute Vorstellung von Stelzner’s Ideen und legen zugleich Zeugniß ab für die Liebe zur Wissenschaft, die St. als Lehrer in die Herzen seiner Schüler zu pflanzen wußte.