Zum Inhalt springen

ADB:Sterzing, Gotthilf Albert

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Sterzing, Gotthilf Albert“ von Max Berbig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 504–505, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sterzing,_Gotthilf_Albert&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 06:01 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Stern, Moritz Abraham
Band 54 (1908), S. 504–505 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gotthilf Albert Sterzing in der Wikipedia
Gotthilf Albert Sterzing in Wikidata
GND-Nummer 124352219
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|54|504|505|Sterzing, Gotthilf Albert|Max Berbig|ADB:Sterzing, Gotthilf Albert}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=124352219}}    

Sterzing: Gotthilf Albert St., Director des Landgerichts in Gotha, Begründer und langjähriger Präsident des „Deutschen Schützenbundes“. Er war das zweitälteste von den elf Kindern des Amtsphysicus St. in Zella St. Blasii und wurde geboren am 22. Februar 1822. In seiner Heimath war seit der ältesten Zeit die Waffenindustrie heimisch, und daher lernte er schon in seiner Jugend die Büchse handhaben und bildete sich im Laufe der Zeit zum nie fehlenden Schützen aus. Von Ostern 1834–40 besuchte er das Gymnasium in Gotha, aber als Sohn des Thüringerwaldes scheute er den achtstündigen Fußmarsch in die Heimath nicht und legte ihn oft am Sonnabend Nachmittag hin und in der Nacht vom Sonntag zum Montag wieder her zurück. Seine geistigen Fähigkeiten entwickelten sich rasch, noch rascher aber sein Körper: als er das Gymnasium verließ war er bereits von reckenhafter Gestalt und besaß eine auffallend mächtige, weithin tönende Stimme. Nachdem er bis 1843 in Jena die Rechte studirt hatte, trat er in den gothaischen Staatsdienst ein. St. zog es zur Verwaltung hin, denn wo es etwas zu verwalten und organisiren gab, fühlte er sich in seinem Elemente. [505] Das Schicksal hatte ihn jedoch für die Justiz bestimmt. Bis 1848 war er unbesoldeter Accessist in seiner Vaterstadt Zella und dann ward er mit 100 Thaler Gehalt im Amte Liebenstein bei Plaue angestellt. Hier war er auch von 1850–54 als Amtsadvocat thätig, siedelte dann als Amtscommissär nach Gotha über und wurde hier 1858 Kreisgerichtsrath und 1859 Staatsanwalt. Als 1861 das I. deutsche Schützenfest in Gotha gefeiert wurde, rief der für das Schützenwesen begeisterte St. den „Deutschen Schützenbund“ ins Leben, der die Pflege des nationalen Gedankens auf seine Flagge geschrieben hatte, und gleichzeitig gründete er die „Deutsche Schützen- und Wehrzeitung“, die er beinahe bis an sein Lebensende redigirte. In der grauen Schützenjoppe fehlte er fortan auf keinem deutschen Schützenfeste und überall wußte der athletisch gebaute Mann durch seine Redegewalt Begeisterung zu entflammen. Ihm war das Schützenwesen kein bloßer Sport: er sah in ihm eins der Mittel, deutsche Art und Sitte zu pflegen und das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Männern aller deutschen Stämme zu fördern. – In seiner Beamtenlaufbahn rückte er 1865 zum Vorstande des gothaischen Stadtgerichts, 1879 zum Director des Landgerichts vor. Gleichzeitig war er noch in zahlreichen anderen Aemtern für das allgemeine Wohl thätig. Von 1850–61 gehörte er dem gothaischen Landtage, von 1863–75 dem Gothaer Stadtverordnetencollegium an und trat hier für alle Werke des Fortschritts: Wasserleitung, Canalisation, Feuerbestattung u. s. w. ein. Eine Reihe von Jahren war er Mitglied der Direction der Thüringer Eisenbahngesellschaft, des Ausleihecomités der Gothaer Lebensversicherungsbank, des gothaischen Landeshülfsvereins. In allen seinen Aemtern entwickelte er Frische und Spannkraft, und nie ermüdete sein Wohlwollen und sein Opfersinn. Dabei war er ein Freund heiteren Lebensgenusses, den er anderen eben so gern bereitete, als er ihn sich zur Erholung nach Arbeit, Mühe und Sorgen gönnte. Auch die letzteren blieben ihm nicht erspart. Einer seiner hoffnungsvollen Söhne fiel 1870 bei Wörth, und seine erste Gattin war über ein halbes Menschenalter blind. Reiches Familienglück erblühte ihm aber noch einmal in seinem höheren Lebensalter in einer zweiten Ehe. St. starb nach zehnmonatlichem Krankenlager am 17. October 1889. Der deutsche Schützenbund errichtete ihm zwei Jahre später ein Denkmal in den Anlagen der Altschützengesellschaft in Gotha: Sterzing’s lebenstreue Büste von der Künstlerhand Christian Behrens’ in Breslau.

Vgl. Dr. G. Schneider in Nr. 9 der Deutschen Schützen- und Wehrzeitung v. Jahre 1890. – Gothaisches Tageblatt 1899. – Dr. R. Hodermann im General-Anzeiger für Thüringen, 26. Sept. 1893.