ADB:Straßnitzki, Leopold Karl Schulz von

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Artikel „Straßnitzki, Leopold Karl Schulz von“ von Ferdinand Sander in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 512–514, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stra%C3%9Fnitzki,_Leopold_Karl_Schulz_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 13:56 Uhr UTC)
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Straßnitzki: Leopold Karl Schulz v. St., Mathematiker und Schulmann, geboren in Krakau am 31. März 1803, † in Bad Vöslau bei Wien am 9. Juni 1852. St. ist Enkel von Leopold Ludwig Schulz (s. A. D. B. XXXII, 755 ff.), der 1808 mit obigem Zusatz geadelt ward. Sein Vater Leopold Sch. v. St. war zur Zeit der Geburt des Sohnes kaiserlich königlicher Kreiscommissar in Galizien. Dessen Gattin Karoline geb. Hillmayr, starb 1811; infolge dessen kamen die Söhne Leopold und Josef (später Oberfinanzrath) zum Großvater nach Wien, wo unser Leopold auch nach dessen Tode blieb und das Gymnasium durchlief. Früh den mathematischen Fächern zuneigend studirte er sodann am polytechnischen Institute zu Wien Mathematik, Mechanik, Baukunst, daneben mit Eifer Philosophie und Geschichte. Nach vollbrachtem Studium lehrte er seit 1823 als Adjunct Mathematik und Physik am Institute und war seit 1824 Supplent für diese Wissenschaften an der damals errichteten II. Abtheilung des Institutes. Von dort 1827 als Lehrer der Mathematik ans Lyceum zu Laibach befördert, hielt er dort neben seinen ordentlichen Vorlesungen u. a. einen Cursus für höhere Mathematik und populäre Astronomie ab und war bald „der belebende Brennpunkt, um den alle Männer der Wissenschaft und Kunst sich scharten. Alles suchte seine Freundschaft und seinen geistreich belehrenden Umgang“. Er wurde 1834 Professor der Mathematik und praktischen Geometrie an der Universität Lemberg, 1838 Professor der Elementarmathematik am Wiener Polytechnikum, an dem er seit 1843 auch höhere Mathematik lehren [513] durfte. Besonders thätig war er für edle Popularisirung seiner Wissenschaft sowie für Auffindung elementarer Beweise wissenschaftlicher Sätze und Gesetze. Zu Schulzwecken empfahl er den englischen Rechenschieber und erfand selbst einen verbesserten Rechenschieber für den Anschauungsunterricht im Rechnen (vgl. „Professor Sch. v. Straßnitzki’s Rechenschieber“ von Anton Schefzik, Wien 1845). – Im J. 1848 ins Frankfurter Vorparlament erwählt, sprach er dort lebhaft seine deutsch-patriotische Gesinnung aus, besuchte mit anderen österreichischen Abgeordneten Heidelberg und reiste über den Rhein, Hannover, Berlin nach Wien zurück. In Berlin gab ihm eine veranstaltete größere Versammlung Gelegenheit zur Ansprache an die akademische Jugend, die tiefen Eindruck machte. „Wir sehen,“ sagte er u. a., „jetzt das Morgenroth der Freiheit und Größe Deutschlands. – – Es bedarf aber noch vieler Kämpfe und ausdauernder Kraft, bis der helle Tag hereinbricht. Wir Aelteren erleben es nicht; wir werden nur wie Moses ins gelobte Land sehen, ohne es zu betreten.“ Daneben mahnte er, „das Palladium der geselligen Ordnung mit fester Hand zu schirmen. „Die gegenwärtigen bangen Zeiten sind nur die Geburtsschmerzen der kommenden großen Zeit, die nicht uns, sondern unsern Kindern und Enkeln erblüht.“ Seit Mai 1848 gehörte er dem Gemeindeausschusse der Wiener Vorstadt Wieden als Mitglied an und förderte als dessen Secretär besonders das niederliegende Volksschulwesen und die vernachlässigte äußere Stellung der Lehrer, die er zu einem schwunghaften pädagogischen Vereine um sich sammelte. Auch nahm er 1850 die in Laibach und Lemberg gehaltenen gemeinverständlichen Vorträge über Astronomie unter großartigem Zulaufe wieder auf. Im folgenden Jahre ernannte ihn der Minister, Graf Leo Thun, zum Mitgliede der Prüfungscommission für Gymnasiallehramtscandidaten im Lehrfache der Mathematik und entsandte ihn zum Besuche der Londoner Weltausstellung und zur Beobachtung des britischen Schul- und Erziehungswesens, wobei die „Adult schools mechanics institution“ seine besondere Aufmerksamkeit erregten. – Schon seit 1840 an zunehmender Mattigkeit leidend und aus England nierenkrank (morbus Brightii) heimgekehrt, starb er am 9. Juni 1852 am Lungenschlag, in weiten Kreisen und namentlich im österreichischen Lehrstande an Mittel- und Volksschulen schmerzlich betrauert. – Werke: „Ueber das geradlinige Dreieck und die dreiseitige Pyramide“ (Wien 1827); „Elemente der reinen Arithmetik“ (das. 1831); „Elemente der reinen Geometrie“ (das. 1835); „Neue Methode zur Auffindung der reellen Wurzeln höherer numerischer Gleichungen“ (das. 1842); „Anleitung zum Gebrauche des englischen Rechenschiebers“ (das. 1843); „Handbuch der besonderen und allgemeinen Arithmetik“ (das. 1844, 2. Aufl. 1848); „Anleitung zur Rechnung mit Decimalbrüchen“ (das. 1844); „Logarithmen- und andere nützliche Tafeln“ (das. 1844); „Die Erde und ihre Bewohner“ (Pest 1847; zuvor in der X. Auflage von Galletti’s Erdkunde); „Reise zum Volkstage nach Frankfurt a. M.“ (Wien 1848); „Handbuch der Geometrie für Praktiker“ (das. 1850); „Stellung der Astronomie im Reiche der Menschheit“ (Brünn 1850); „Grundlehren der Analysis“ (Wien 1851); „Anschauungsgeometrie“ (das. 1851; nur Heft I). Außerdem zahlreiche Aufsätze in Crelle’s Mathematischem Journal, Grunert’s Archiv für Mathematik und Physik, Ettingshausen’s und Baumgartner’s Zeitschrift für Physik und Mathematik, Haidinger’s Berichten der Gesellschaft der Freunde der Naturwissenschaften, Heidelberger Jahrbüchern der Litteratur, Wiener Zeitung, Mnemosyne, Illyrischen Blättern, Steiermärkischen Zeitschrift etc.

Hauptquelle: Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaisertumes Oesterreich XXXII, 188–96. (Wien 1876). Dort Verzeichniß der Nachrufe. Besonders wichtig: Professor Sch. v. Str. Erinnerung an dessen zehnten [514] Sterbetag (9. Juni 1862, ohne Ort) und Engelbert Keßler, Nachwort zum XIX. Allgem. deutschen Lehrertage (nur lithographirt für die Theilnehmer des Lehrertages).