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ADB:Strieder, Friedrich Wilhelm

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Artikel „Strieder, Friedrich Wilhelm“ von Johannes Kretzschmar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 589, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Strieder,_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 05:05 Uhr UTC)
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Strieder: Friedrich Wilhelm St., geboren zu Rinteln am 12. März 1739, Sohn des Universitätsbuchhändlers Nicolaus St., kam bereits mit dem 13. Jahre auf die dortige Universität, doch ohne großen Nutzen von dem Studium zu haben, da ihm eine ordentliche Vorbildung fehlte. Er verließ sie 1758, nachdem verfehlte Speculationen und die Trunksucht des Vaters das Geschäft immer mehr zurückgebracht hatten, und ließ sich als Soldat für das hessische Regiment Mansbach anwerben. 1765 nahm er seinen Abschied als Fähnrich und erhielt am 13. December die Stelle eines Registrators an der Bibliothek in Kassel; nebenher mußte er sich zu manchen anderen vorübergehenden Geschäften verwenden lassen. Nachdem der Tod des Landgrafen Friedrich’s II. dem gewissenlosen Treiben des Marquis de Luchet, der seit 1776 auch die Bibliothek zu ihrem großen Schaden verwaltete (vergl. Strieder, Hess. Gel. Gesch. s. v. de Luchet), ein Ende gemacht hatte, wurde St. am 22. März 1786 zum Rath und wirklichen (ersten) Bibliothekar ernannt. Landgraf Wilhelm IX. schätzte ihn hoch wegen seiner Gewissenhaftigkeit und Rechtlichkeit und machte ihn 1788 zum Hofrath und Hofbibliothekar und 1790 zum Geh. Cabinetsarchivar, als er diese Institute auf dem Schlosse Weißenstein (seit 1798 Wilhelmshöhe genannt) einrichtete. Sein ganzer Haß gegen die Franzosen erwachte von neuem bei der Occupation von 1806: während der 7jährigen Fremdherrschaft hat er keinen Schritt aus seinem Hause gethan. Die Entlassung aus seinen Aemtern erhielt er 1808. Er erlebte noch die Rückkehr des geliebten Kurfürsten, der ihm am 18. Januar 1814 abermals die Direction der Kasseler Bibliothek, sowie die der Bibliothek und des geheimen Cabinetsarchivs in Wilhelmshöhe übertrug. Doch starb er bereits am 13. October 1815. – Sein Hauptwerk ist die „Grundlage zu einer hessischen Gelehrten- und Schriftstellergeschichte“, von der Reformationszeit bis 1806; sehr gewissenhaft gearbeitet und noch jetzt unentbehrlich. 15 Bände gab er selbst heraus (1781–1806), den 16. Dr. Wachler (1812), den 17. und 18. K. W. Justi. Fortsetzungen dieses Werkes K. W. Justi (1831) „von 1806–1830“ und von O. Gerland[WS 1] (1863) „von 1831 bis auf die neueste Zeit“. – Daneben sind besonders als grundlegend zu nennen: „Genealogisches Handbuch von dem fürstl. Hause Hessen“. 1780 (umgearbeitet 1804); „Stamm- und Rangliste vom hochfürstl. hess. Corps“. 1798 u. 1799 (nach preuß. Muster); „Grundlage zur Militärgeschichte des landgräfl. hess. Corps“. 1798, welches er nach den Papieren des Kriegsrathes J. Fr. Gschwind und nach eigenen Forschungen ausarbeitete. Auch redigirte er vorübergehend (1776) die Kasselsche Staats- und Gelehrtenzeitung, von 1766–1788 die Kasselsche Polizei- und Commerzienzeitung und seit 1783 den Staats- und Adreßkalender.

Marburger Staatsarchiv. – Autobiogr. Aufzeichnungen in seiner Gelehrtengeschichte XVIII, 453.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Otto Gerland (1835–1922), Jurist und Heimatforscher.